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Bankenpleiten werden sich nicht wiederholen

Die Pleite der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers hatte 2008 das Finanzsystem mächtig ins Wanken gebracht. Fünf Jahre später hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) untersucht, was Politik und Wirtschaft daraus gelernt haben. Das Ergebnis fällt überraschend positiv aus.

Von Daniela Siebert | 26.08.2013
    Die wichtigste Erkenntnis der Studie: Eine Bankenpleite wie die von Lehman Brothers am 15. September 2008 mit der nachfolgenden Krise - das könnte so heute nicht mehr passieren. Wesentliche Gründe dafür sind die höhere Eigenkapitalausstattung der Banken und die Verbesserung der Finanzmarktaufsicht. Professor Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln bilanziert das in Kürze so:

    "Es bleibt aber ein langer Entwicklungsprozess, es ist auch ein Lernprozess, die schlichte Aussage "Es ist nichts geschehen" ist falsch, die schlichte Aussage "Es ist alles geregelt" ist ebenso falsch, wir sind aber auf dem überwiegend richtigen Weg und eine Ernüchterung sollte man auch deutlich machen: Auf Dauer ist der Steuerzahler nie außen vor."

    Denn Hüther macht immer noch mehrere bedeutende Baustellen im System aus. So seien zwar die Rechte und Pflichten der EZB vergrößert und zusätzliche Gremien geschaffen worden, bedenkliche Entwicklungen zu sichten und gegenzusteuern, doch letztlich müsse man dafür eigenständige Institutionen schaffen und dafür auch die EU-Verträge ändern, so Michael Hüther:

    "Weil ansonsten, wenn wir das nicht tun, die Aufsicht nur in die europäische Geldpolitik hineingebaut werden kann, dort aber im Grunde an der Unabhängigkeit knabbern kann. Wir müssen im Grunde die Basis schaffen, damit parallel zum Eurosystem eine europäische Finanzaufsichtsstruktur gebildet werden kann, da baut man auf den nationalen Finanzaufsichtsbehörden wie BaFin bei uns und setzt oben drauf eine europäische Finanzaufsichtsagentur."

    Ein anderes Problem der Aufsichtsbehörden und -institutionen ist vergleichsweise banal: Das geeignete Personal ist schwer zu rekrutieren.

    "Wenn ich Schuldenmanagement machen will, brauche ich entsprechend hoch ausgebildete Fachleute aus dem Finanzsystem und die kriege ich nicht für BAT IIa, wie das früher hieß oder heute Stufe 13 TVöD."

    Auch wenn sie in der Politik immer mehr Anhänger findet: Die Finanztransaktionssteuer ist nach Erkenntnissen des Instituts kein brauchbares Werkzeug. Denn diese Steuer setze nicht bei den Ursachen der damaligen Krise an wie etwa fehlender Aufsicht, problematischen Produktkonfigurationen und Marktstrukturen oder der Robustheit von Banken so Hüther.

    Umso positiver bewertet er dagegen, dass es heute im Gegensatz zu damals Notfallpläne gebe.

    "Living Will - wie das so schön heißt, also die Fluchtpläne beim Feuer, die in einem Gebäude immer aushängen, die werden jetzt auch für Banken ausgehängt, liegen bei der Finanzaufsicht vor und das nimmt natürlich ein hohes Maß an Verunsicherung, denn das entscheidende am 16. September, dem Montag nach der Lehman-Geschichte war ja, dass man einfach nicht wusste, was zu tun ist: Da ging keiner mehr ans Telefon."