Archiv

Basketballbund und -liga
"Kein Miteinander, kein Gegeneinander"

Der Geschäftsführer der Basketballer von Ratiopharm Ulm, Thomas Stoll, sieht die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Basketballbund (DBB) kritisch. Gegenseitig würden lediglich die Strukturen toleriert. Der DBB solle vielleicht ab und zu auf die "verrückten Vereinsmanager" hören.

Thomas Stoll im Gespräch mit Astrid Rawohl |
Die Niederlage des deutschen Basketball-Nationalteams gegen die Dominikanische Republik bei der WM in China hat viele überrascht.
Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft enttäuschte bei der WM in China (imago images / Camera 4)
Das schwache Abschneiden der Basketball-Nationalmannschaft bei der WM sei ein deutlicher Rückschlag gewesen, der so nicht erwartet war, sagt Thomas Stoll. "Ich glaube, dass die Spieler ein zu großes Ego haben, das auch die Führung versagt hat. Ich glaube, da kamen viele Dinge zusammen."
Erfolgreich könne die Nationalmannschaft nur als Team sein, jeder müsse sich unterordnen. "Und wenn sich Leute nicht unterordnen wollen, sind sie falsch in der Nationalmannschaft", sagt Stoll, will damit aber keinen einzelnen Spieler ansprechen.
"Das müssen die für sich entscheiden."
In der Zusammenarbeit zwischen dem Verband und den Vereinen der Basketball-Bundesliga (BBL) gebe es kein Miteinander und kein Gegeneinander, sondern lediglich ein Tolerieren der Strukturen.
Die BBL habe sich gut weiterentwickelt, professionelle Strukturen geschaffen mit hauptamtlichen Jugendtrainern, Assistenztrainern und Management. "Beim DBB regiert die Ehrenamtlichkeit. Ich glaub, das sind einfach ganz andere Strukturen. Wie man an die Spitze von so einem Verband kommt und wie man an die Spitze von einem Verein kommt. Und da muss man gucken, wie man möglichst viel Basketballverstand und möglichst viel wirtschaftlichen Verstand auch beim DBB bündeln kann."
Der Verband könne "vielleicht auch ab und zu mal auf die verrückten Vereinsmanager hören." Bei der Neubesetzung des Postens des DBB-Sportdirektors habe er nicht mal eine Ahnung, wer da im Gespräch sei, sagt Stoll und will sich dem DBB auch nicht andienen: "Man hat das auch nicht nötig, sich da hinzustellen und zu sagen: ‚Hey, wollt ihr nicht auf uns hören?‘ Sondern das müssen die für sich entscheiden."
"Sehr schnell, sehr spektakulär"
Auf die Zukunft seines Ulmer Teams blickt Stoll zuversichtlich: "Letztlich wollen wir in die Playoffs." Außerdem rechnet er mit attraktivem Sport: "Ich glaube, dass wir wieder ein Team sein werden, das sehr schnell spielt, sehr spektakulär. Und ich glaube, dass wir wieder ein sehr, sehr starkes Offensivteam sein werden."
Abstiegskandidaten will Stoll für die BBL-Saison noch nicht vorhersagen, weil es in der neuen Saison nur einen Abstiegsplatz gibt. Nach oben fällt ihm die Prognose leichter: Bayern, Berlin, Oldenburg und Bamberg seien die wahrscheinlichen Kandidaten für das Playoff-Halbfinale. Bayern und Berlin hebt er dabei hervor, die seien auf Dauer schwer zu schlagen. Aber Serienmeister sei man im Basketball ohnehin schon lange gewohnt.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.