Majestätisch erhebt sich der "Eifeldom" in den stahlblauen Himmel. "Eifeldom" – so wird die Basilika von Steinfeld mit ihren beiden charakteristischen Doppeltürmen im Westen und dem romanischen Vierungsturm im Osten genannt. Wer sich zu der einzigartigen mittelalterlichen Anlage aufmacht, muss hoch hinauf. Steinfeld gehört zum nordrhein-westfälischen Nationalpark Nordeifel. Über 500 Meter hoch liegt das Ensemble.
Erste Klostergemeinschaften sind hier um das Jahr 1070 überliefert. 1126 nahmen die dortigen Mönche die Prämonstratenser Regeln an, 1184 wurde Steinfeld zur Abtei erhoben. Das Kloster wurde so zu einem der wesentlichen Ausgangspunkte dieser monastischen Reformbewegung. Nach einer ersten Blüte im Mittelalter, entwickelte sich Steinfeld im 17. und 18. Jahrhundert zu einem geistigen Zentrum des Rheinlands. 1802 wurde die Abtei aufgehoben, die Chorherren vertrieben. 121 Jahre später, im Jahr 1923, kamen die bis auf den heutigen Tag ansässigen Salvatorianer nach Steinfeld. In ihrer Trägerschaft befindet sich heute auch ein Gymnasium mit Internat.
Dreißig- bis Vierzigtausend Besucher zieht das Kloster jährlich an. Es sind Tagestouristen, Wanderer, Kunstliebhaber, Sinnsucher. Aber das allein ist es nicht, was die Menschen im Kloster Steinfeld suchen - und finden. Pater Bernhard, seit 25 Jahren Hausökonom der Steinfelder Salvatorianer, beschreibt es so:
"Es ist sehr schwer, für uns das auszudrücken, wie das ist. Aber da muss man eigentlich die Menschen fragen und die berichten immer wieder davon, von diesem Geist von Steinfeld, den sie mitgenommen haben. Der sicherlich aus den Menschen heraus gebildet wurde. Aber auch sicher, dass das Kulturgut hier, diese ganze Geschichte des Kulturgutes, die Sorgen, Nöte, Leiden, Freuden, all das, dass das immer noch in diesem Haus, in diesem Kloster, in diesen Mauern spürbar ist."
Doch die Salvatorianer von Steinfeld, zu deren Hauptaufgaben schon immer Jugendbildung und Erziehung gehörten, werden weniger. Heute leben in Steinfeld noch ganze 16 Ordensmänner. Der Älteste ist 101, etliche andere sind ebenfalls betagt, der jüngste Pater ist 37. Sie sind zu wenige, um optimistisch in die Zukunft zu blicken. Und zu viele, um aufzugeben. Also hat die Gemeinschaft reagiert. Und Pater Bernhard hat zu einem Veränderungskurs gedrängt, den die Gemeinschaft seit 7 Jahren eingeschlagen hat:
"Durch den Rückgang der Zahl der Mitbrüder, durch die höheren Kosten und die immer geringeren Einnahmen mussten wir natürlich etwas tun, um das Kloster zu erhalten. Und so haben wir uns an einen Prozess gewagt, um das Kloster für die Zukunft aufzubauen. Wir haben uns Berater geholt, die uns helfen, wir haben eine Stiftung gegründet für das Kloster. Auch da sind Menschen in das Kuratorium gegangen, die dem Kloster helfen. Weil wir natürlich als kleine Gemeinschaft sehen, dass wir alleine das nicht mehr können. Und so haben wir miteinander einen Plan aufgebaut, der auf einer Seite eben das Wirtschaftliche beinhaltet. Auf der anderen Seite aber eben auch Steinfeld als Ort der Kunst und Kultur, der Spiritualität und Bildung voranbringen soll."
Wie modern der Ordensgründer der Salvatorianer, Pater Franziskus Jordan, schon im 19. Jahrhundert dachte, merken die Ordensbrüder auch bei ihrem gegenwärtigen Veränderungsprozess. Dem im Schwarzwald gebürtigen Franziskus Jordan, ging es um eine Erneuerungsbewegung der katholischen Kirche und des religiösen Lebens. Dafür suchte er Mitstreiter, Männer und Frauen gleichberechtigt nebeneinander - ein für die katholische Kirche zu jener Zeit revolutionärer Ansatz.
Doch nicht nur am Zukunftskonzept des Klosters wird in Steinfeld kräftig gefeilt. Die Anlage selbst ist seit einigen Jahren eine Baustelle. Umfangreiche Sanierungsarbeiten sind notwendig, um die Bausubstanz des Klosters zu erhalten.
Neues gesellt sich zu Altem. Dieses Prinzip verfolgen die Salvatorianer an vielen Stellen des Lebensraumes Steinfeld. Die mehr als 800 Jungen und Mädchen des "Hermann Josef Kollegs", das im westlichen Teil der Klosteranlage liegt, sorgen durch ihre reine Präsenz dafür, dass der altehrwürdige Ort immer wieder mit neuem Leben erfüllt wird. Aber auch bei den spirituellen Angeboten ist das so. Natürlich ist und bleibt die Basilika der Hauptanziehungspunkt für Steinfeld-Besucher. Aber die Patres haben auch für Menschen, die jenseits von Kirchenräumen Ruhe und Meditation suchen, neue spirituelle Orte geschaffen. Die Naturkathedrale zum Beispiel, im Garten der Abtei. Um ihre Entstehung hat sich vor allem Pater Pankratius gekümmert.
"Der Garten war ziemlich heruntergekommen. Wir haben ihn dann aber wieder auf Vordermann gebracht, was innen drin war, alles herausgeschlagen, nur die alten großen Bäume ringsherum gelassen. Eine kleine Gruppe aus Münster war mal hier, blieb dann stehen, es blühten auch noch gerade die Rhododendren, und die blieben stehen und sagten: Ach, das ist ja hier wie eine Naturkathedrale. Und dann habe ich überlegt: Eine Naturkathedrale – da müssen wir ein paar Heilige und ein Kreuz und so, das ist alles unten jetzt auch angebracht."
Einer der weiteren neuen Orte ist das Labyrinth. Eigentlich wollten die Brüder von Steinfeld von Künstlern ein eigenes Kreuz entwerfen lassen, um es Besuchern mit nach Hause geben zu können. Doch rasch wurde klar. Ein Steinfeld-Kreuz muss einen Bezug zur Klosteranlage haben. Jetzt gibt es ein tonnenschweres Stahlkreuz in der Gartenanlage, direkt neben der Naturkathedrale. Darum herum wurde ein begehbares Labyrinth aus Buchenhecken geschaffen. Am Eingang liegen Steine, die die Menschen mitnehmen und am Kreuz ablegen können. Innerhalb kürzester Zeit häuften sich die Steine am Kreuz. Für Pater Bernhard ein Zeichen, dass wer hierher kommt, auf der Suche nach sich selbst ist.
"Das ist wieder ein Ort, den wir neu geschaffen haben, vielleicht auch für die Menschen der heutigen Zeit, die anders an ihr eigenes Leben herangehen. Und es zeigt mir, dass die Menschen auf der Suche sind nach innen. Was ist in mir' Was steckt in mir' Dass ich zur Besinnung kommen will. Und eben dass ich auch irgendeinen Ort brauche, wo ich mal ablegen kann, wo ich mal bleiben kann. Und immer wieder, wenn ich durch das Labyrinth gehe, ist das Kreuz näher, das Kreuz ist weiter weg. So wie im Leben: Es gibt nicht dieses Ziel, was ich immer direkt vor Augen habe. Sondern es ist mal weiter weg, ich verliere es vielleicht sogar mal ganz aus den Augen- aber ich finde wieder zurück."
Geistliches Zentrum, Bildungshaus, Begegnungsstätte mit Kunst und Kultur – die Patres, die in Steinfeld leben, haben sich einiges vorgenommen, um nicht die letzten in der Jahrhunderte alten Geschichte der Anlage zu sein, die das Licht ausmachen. Wieder ein Orden und Kloster weniger, das würde der Kirche gar nicht gut tun, ist sich Pater Bernhard sicher. Wie er überhaupt davon überzeugt ist, dass die Kirche in Deutschland ohne Orden Wesentliches verlieren würde:
"In Deutschland, glaube ich, würde etwas sehr Wesentliches fehlen, nämlich, das wirkliche Zurückfinden zu dem, was im Evangelium steht. In der Kirche ist heutzutage sehr viel Verwaltung, das Sparen steht an oberster Stelle. Und die Kirche kommt eigentlich auch nicht mehr so an die Menschen heran, wie es sein müsste. Aber hier an so einem Ort, wo eine Schule ist, wo ein Internat ist, wo Menschen hierher kommen, die einfach Wallfahrt machen, die nur Touristen hier sind, und die hier erfahren, dass Kirche lebt, und die hier gelebte Kirche an Menschen erkennen können: nicht den predigenden sondern den vorlebenden Menschen. Das ist, glaube ich, für uns wichtig, dass die Orden eben da beispielhaft sind für ein gelebtes Christentum."
Erste Klostergemeinschaften sind hier um das Jahr 1070 überliefert. 1126 nahmen die dortigen Mönche die Prämonstratenser Regeln an, 1184 wurde Steinfeld zur Abtei erhoben. Das Kloster wurde so zu einem der wesentlichen Ausgangspunkte dieser monastischen Reformbewegung. Nach einer ersten Blüte im Mittelalter, entwickelte sich Steinfeld im 17. und 18. Jahrhundert zu einem geistigen Zentrum des Rheinlands. 1802 wurde die Abtei aufgehoben, die Chorherren vertrieben. 121 Jahre später, im Jahr 1923, kamen die bis auf den heutigen Tag ansässigen Salvatorianer nach Steinfeld. In ihrer Trägerschaft befindet sich heute auch ein Gymnasium mit Internat.
Dreißig- bis Vierzigtausend Besucher zieht das Kloster jährlich an. Es sind Tagestouristen, Wanderer, Kunstliebhaber, Sinnsucher. Aber das allein ist es nicht, was die Menschen im Kloster Steinfeld suchen - und finden. Pater Bernhard, seit 25 Jahren Hausökonom der Steinfelder Salvatorianer, beschreibt es so:
"Es ist sehr schwer, für uns das auszudrücken, wie das ist. Aber da muss man eigentlich die Menschen fragen und die berichten immer wieder davon, von diesem Geist von Steinfeld, den sie mitgenommen haben. Der sicherlich aus den Menschen heraus gebildet wurde. Aber auch sicher, dass das Kulturgut hier, diese ganze Geschichte des Kulturgutes, die Sorgen, Nöte, Leiden, Freuden, all das, dass das immer noch in diesem Haus, in diesem Kloster, in diesen Mauern spürbar ist."
Doch die Salvatorianer von Steinfeld, zu deren Hauptaufgaben schon immer Jugendbildung und Erziehung gehörten, werden weniger. Heute leben in Steinfeld noch ganze 16 Ordensmänner. Der Älteste ist 101, etliche andere sind ebenfalls betagt, der jüngste Pater ist 37. Sie sind zu wenige, um optimistisch in die Zukunft zu blicken. Und zu viele, um aufzugeben. Also hat die Gemeinschaft reagiert. Und Pater Bernhard hat zu einem Veränderungskurs gedrängt, den die Gemeinschaft seit 7 Jahren eingeschlagen hat:
"Durch den Rückgang der Zahl der Mitbrüder, durch die höheren Kosten und die immer geringeren Einnahmen mussten wir natürlich etwas tun, um das Kloster zu erhalten. Und so haben wir uns an einen Prozess gewagt, um das Kloster für die Zukunft aufzubauen. Wir haben uns Berater geholt, die uns helfen, wir haben eine Stiftung gegründet für das Kloster. Auch da sind Menschen in das Kuratorium gegangen, die dem Kloster helfen. Weil wir natürlich als kleine Gemeinschaft sehen, dass wir alleine das nicht mehr können. Und so haben wir miteinander einen Plan aufgebaut, der auf einer Seite eben das Wirtschaftliche beinhaltet. Auf der anderen Seite aber eben auch Steinfeld als Ort der Kunst und Kultur, der Spiritualität und Bildung voranbringen soll."
Wie modern der Ordensgründer der Salvatorianer, Pater Franziskus Jordan, schon im 19. Jahrhundert dachte, merken die Ordensbrüder auch bei ihrem gegenwärtigen Veränderungsprozess. Dem im Schwarzwald gebürtigen Franziskus Jordan, ging es um eine Erneuerungsbewegung der katholischen Kirche und des religiösen Lebens. Dafür suchte er Mitstreiter, Männer und Frauen gleichberechtigt nebeneinander - ein für die katholische Kirche zu jener Zeit revolutionärer Ansatz.
Doch nicht nur am Zukunftskonzept des Klosters wird in Steinfeld kräftig gefeilt. Die Anlage selbst ist seit einigen Jahren eine Baustelle. Umfangreiche Sanierungsarbeiten sind notwendig, um die Bausubstanz des Klosters zu erhalten.
Neues gesellt sich zu Altem. Dieses Prinzip verfolgen die Salvatorianer an vielen Stellen des Lebensraumes Steinfeld. Die mehr als 800 Jungen und Mädchen des "Hermann Josef Kollegs", das im westlichen Teil der Klosteranlage liegt, sorgen durch ihre reine Präsenz dafür, dass der altehrwürdige Ort immer wieder mit neuem Leben erfüllt wird. Aber auch bei den spirituellen Angeboten ist das so. Natürlich ist und bleibt die Basilika der Hauptanziehungspunkt für Steinfeld-Besucher. Aber die Patres haben auch für Menschen, die jenseits von Kirchenräumen Ruhe und Meditation suchen, neue spirituelle Orte geschaffen. Die Naturkathedrale zum Beispiel, im Garten der Abtei. Um ihre Entstehung hat sich vor allem Pater Pankratius gekümmert.
"Der Garten war ziemlich heruntergekommen. Wir haben ihn dann aber wieder auf Vordermann gebracht, was innen drin war, alles herausgeschlagen, nur die alten großen Bäume ringsherum gelassen. Eine kleine Gruppe aus Münster war mal hier, blieb dann stehen, es blühten auch noch gerade die Rhododendren, und die blieben stehen und sagten: Ach, das ist ja hier wie eine Naturkathedrale. Und dann habe ich überlegt: Eine Naturkathedrale – da müssen wir ein paar Heilige und ein Kreuz und so, das ist alles unten jetzt auch angebracht."
Einer der weiteren neuen Orte ist das Labyrinth. Eigentlich wollten die Brüder von Steinfeld von Künstlern ein eigenes Kreuz entwerfen lassen, um es Besuchern mit nach Hause geben zu können. Doch rasch wurde klar. Ein Steinfeld-Kreuz muss einen Bezug zur Klosteranlage haben. Jetzt gibt es ein tonnenschweres Stahlkreuz in der Gartenanlage, direkt neben der Naturkathedrale. Darum herum wurde ein begehbares Labyrinth aus Buchenhecken geschaffen. Am Eingang liegen Steine, die die Menschen mitnehmen und am Kreuz ablegen können. Innerhalb kürzester Zeit häuften sich die Steine am Kreuz. Für Pater Bernhard ein Zeichen, dass wer hierher kommt, auf der Suche nach sich selbst ist.
"Das ist wieder ein Ort, den wir neu geschaffen haben, vielleicht auch für die Menschen der heutigen Zeit, die anders an ihr eigenes Leben herangehen. Und es zeigt mir, dass die Menschen auf der Suche sind nach innen. Was ist in mir' Was steckt in mir' Dass ich zur Besinnung kommen will. Und eben dass ich auch irgendeinen Ort brauche, wo ich mal ablegen kann, wo ich mal bleiben kann. Und immer wieder, wenn ich durch das Labyrinth gehe, ist das Kreuz näher, das Kreuz ist weiter weg. So wie im Leben: Es gibt nicht dieses Ziel, was ich immer direkt vor Augen habe. Sondern es ist mal weiter weg, ich verliere es vielleicht sogar mal ganz aus den Augen- aber ich finde wieder zurück."
Geistliches Zentrum, Bildungshaus, Begegnungsstätte mit Kunst und Kultur – die Patres, die in Steinfeld leben, haben sich einiges vorgenommen, um nicht die letzten in der Jahrhunderte alten Geschichte der Anlage zu sein, die das Licht ausmachen. Wieder ein Orden und Kloster weniger, das würde der Kirche gar nicht gut tun, ist sich Pater Bernhard sicher. Wie er überhaupt davon überzeugt ist, dass die Kirche in Deutschland ohne Orden Wesentliches verlieren würde:
"In Deutschland, glaube ich, würde etwas sehr Wesentliches fehlen, nämlich, das wirkliche Zurückfinden zu dem, was im Evangelium steht. In der Kirche ist heutzutage sehr viel Verwaltung, das Sparen steht an oberster Stelle. Und die Kirche kommt eigentlich auch nicht mehr so an die Menschen heran, wie es sein müsste. Aber hier an so einem Ort, wo eine Schule ist, wo ein Internat ist, wo Menschen hierher kommen, die einfach Wallfahrt machen, die nur Touristen hier sind, und die hier erfahren, dass Kirche lebt, und die hier gelebte Kirche an Menschen erkennen können: nicht den predigenden sondern den vorlebenden Menschen. Das ist, glaube ich, für uns wichtig, dass die Orden eben da beispielhaft sind für ein gelebtes Christentum."