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Bayerische Baustellen

Münchens Olympiabewerber haben viele Baustellen zu meistern. In Bayern wächst der Widerstand. Trotz eklatanter Probleme, zu denen auch die Finanzierung der Bewerbung zählt, konzentriert sich das Münchner Team derzeit auf seine internationalen Auftritte.

Von Jens Weinreich |
    Logo der Bewerbungsgesellschaft München 2018.
    Logo der Bewerbungsgesellschaft München 2018. (Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH)
    Auch wenn es Olympiabewerber gern anders darstellen, eins ist gewiss: Querelen und Widerstände werden im Reich des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) sehr wohl wahrgenommen. Ein Beispiel nur: Einer der Hauptgründe für das Scheitern der Berliner Olympiabewerbung Anfang der neunziger Jahre war der Widerstand in der deutschen Hauptstadt gegen die Olympiapläne.

    Seit einem Monat, als München, Pyeongchang und Annecy vom IOC zu Kandidatenstädten erklärt wurden, dürfen sie international werben und mit den Olympischen Ringen agieren. München hat derzeit mit der Schieß-WM Heimvorteil und etliche wichtige Sportfunktionäre zu Gast, etwa den IOC-Präsidenten Jacques Rogge.

    DOSB-Präsident und IOC-Vize Thomas Bach sagt weiterhin:

    ""Wir kämpfen mit vollem Einsatz für München 2018. Der gesamte deutsche Sport steht dahinter.”"

    Ob Willy Bogner, Chef der Bewerber-GmbH, noch der richtige Mann für diesen "Kampf” ist, muss nach dem nationalen Trauerspiel bezweifelt werden. Es ist völlig offen, ob München mit Bogner in die Zielgerade biegt, also das entscheidende Jahr 2011 angeht, wenn im Januar das Bewerbungsbuch abgegeben werden muss - und im Juli dann das IOC die Olympiastadt 2018 wählt.

    Bisher hat die GmbH weder einen öffentlich nachprüfbaren Bewerber-Etat, noch einen Organisations-Etat oder einen Infrastruktur-Etat vorgelegt. Bach verspricht Transparenz, die bislang nicht vorhanden ist. Es wäre das erste Mal, dass deutsche Olympiabewerber transparent agieren.

    Neben den vielen Weltmeisterschaften in den olympischen Sportarten stehen demnächst zahlreiche sportpolitische Gipfeltreffen an: Bei den Olympischen Jugendspielen in Singapur sind zwar enge Regeln gesetzt, doch da fast alle IOC-Mitglieder im August dort erwartet werden, wollen auch die Bewerber mit starken Teams antreten. Im Herbst gibt es den IOC-Gipfel mit allen Nationalen Olympischen Komitees in Acapulco und beispielsweise die Asienspiele in Kanton als Pflichttermine.

    Bei all diesen Terminen werden Münchens Lobbyisten auf Heerscharen von Koreanern treffen. Pyeongchang bleibt klarer Olympiafavorit - unterstützt vom Samsung-Konzern, der alles gibt. Auch wenn IOC-Vize Bach behauptet, er sehe da keine Probleme.

    ""Nein. Samsung ist ein TOP-Sponsor des IOC. Da sind die Regeln auch klar, dass sich TOP-Sponsoren nicht engagieren dürfen für eine Bewerbung. Aber natürlich wird wahr genommen, dass Samsung aus Korea kommt und im übrigen im breitensportlichen Bereich seit einigen Jahren auch ein Förderer des DOSB ist auf der nationalen Ebene. Also es handelt sich hier um ein langjähriges internationales Engagement.”"

    So klar, wie es IOC-Jurist Bach behauptet, sind die Regeln selbstverständlich nicht. Denn Samsung hat schon in den ersten beiden Bewerbungen Pyeongchang mit allen Mitteln unterstützt. Samsung unterhält ein sportpolitisches Netzwerk wie kaum ein anderer Konzern.

    Samsung-Herrscher Lee Kun Hee, selbst IOC-Mitglied, wurde nach mehrjährigen Strafen unter anderem wegen Korruption bereits zum zweiten Mal begnadigt. Gemäß Staatspräsident Lee Myung Bak im "nationalen Interesse”, um die Olympischen Spiele nach Pyeongchang zu holen.

    München kämpft also mit eigenen Schwächen und gegen einen schier übermächtigen Gegner. In den nächsten Monaten werden die Weichen gestellt - so oder so.