Ob fair oder willkürlich: An den Noten scheiden sich die Geister. Eine Umfrage unter Studierenden:
"Die Noten werden relativ fair vergeben."
"Zu streng war es bei Jura. Aber nicht willkürlich!"
"Das ist nicht so eindeutig. Ist abhängig vom Dozenten. Da merkt man schon, dass der teilweise gewisse Vorlieben hat. Aber da muss man sich mit abfinden!"
Genau damit will sich Volker Müller-Benedict aber nicht abfinden. Der Statistiker an der Uni Flensburg leitet eine Untersuchung über die Notenvergabe an deutschen Hochschulen. Sein Ziel: Mehr Transparenz in der Notengebung:
"Und aktuell gibt es in den USA eine Diskussion über 'grade inflation'. Also über eine ständige Zunahme der Bestnoten insbesondere an den Exzellenzunis, ohne dass dem ein wirklicher Leistungszuwachs gegenüber stünde. Und aus dem Grunde haben wir uns interessiert für die Entwicklung in der Bundesrepublik, insbesondere in den letzten zehn Jahren."
Dafür werten die Flensburger Forscher zum Beispiel Daten des Statistischen Bundesamtes aus. Denn dort werden die Ergebnisse von Hochschulprüfungen zentral gesammelt. Eine "grade inflation", also eine Inflation guter Noten, kann Professor Müller-Benedict in Deutschland bisher nicht nachweisen:
"Wenn die Noten besser werden irgendwo, kann das so viel Ursachen haben. Kann ja auch sein, dass die Studenten wirklich besser geworden sind. Man weiß ja mittlerweile in meinem Fach Statistik, dass an den Gymnasien mittlerweile viel Statistik vor dem Studium gemacht wird, sodass die Studenten mit viel besserem Wissen an die Unis kommen. Und die Noten werden dann entsprechend auch besser."
Also noch keine sogenannte grade inflation. Auch große Unterschiede in der Notenvergabe, zum Beispiel zwischen Nord- und Süddeutschland, gibt es nicht. Das zeigen Daten der letzten 60 Jahre. Dafür gibt es sogenannte Fachkulturen. Also Fächer, in denen seit Jahrzehnten völlig anders benotet wird als anderswo. Volker Müller-Benedict:
"Dass es aber in Jura immer schlechtere Noten gibt als in Medizin. Oder dass Staatsexamen schlechter bewertet werden als Diplomprüfungen: Das sind Einflüsse, die kann man schlecht abstellen."
Damit bei der Notenvergabe solche Unterschiede nicht mehr vorkommen, werden immer mehr Studiengänge verschult. Das heißt, geprüft wird nach Standardtests, die für jeden gleich sind, zum Beispiel beim Bachelor-Studiengang. Ist das nun gerechter? Eine kleine Umfrage unter Studierenden:
"Ich denke, dass ist schon gerecht, dadurch, dass man ja Voll-Leistung erbringt und dementsprechend auch benotet wird."
"Eher willkürlich. Weil die Klausuren, die jetzt im Bachelor eingeführt sind, eher weniger repräsentativ dafür sind, was man tatsächlich leisten kann. Weil es eher um auswendig gelerntes Wissen geht als um irgend ein Verständnis!"
Auch Volker Müller-Benedict ist skeptisch. Denn er hat beim Bachelor eine Gerechtigkeitslücke entdeckt:
"Es lässt sich nachweisen, dass im Mathematik-, Physikdiplom heutzutage nur noch Noten zwischen Eins und Zwei vergeben werden. In anderen Fächern dagegen schlechtere Noten."
Und das führt zu großen Ungerechtigkeiten für die, die nach dem Bachelor noch ein Masterstudium anhängen wollen:
"Und dann können eben nur die die Aufnahmekriterien erfüllen, die aus den Fächern kommen, die hohe Noten vergeben, wenn man jetzt Durchschnittsnoten aus Fächern bildet."
Solche Ungerechtigkeiten dürften nicht sein, so der Flensburger Forscher. Er schlägt deshalb ein eigenes Benotungssystem vor, für jede Hochschule und jeden Studiengang:
"Ja, sie kriegen eine Note. Und dazu wird gesagt, die Note lag zum Beispiel im obersten Fünftel von allen Studenten, die in diesem Fach in diesem Semester die Prüfung gemacht haben. Und insgesamt zusätzlich die Information, dass nur Noten zum Beispiel mit einer Streubreitweite von Eins bis Zwei vergeben wurden. Wie das heute in Physik der Fall ist."
Das deutsche Benotungssystem sei zwar nicht schlecht, sollte aber noch weiter verbessert werden, so das Fazit des Statistikers. Volker Müller-Benedict wird die Situation an deutschen Hochschulen auf jeden Fall weiter im Auge behalten.
"Die Noten werden relativ fair vergeben."
"Zu streng war es bei Jura. Aber nicht willkürlich!"
"Das ist nicht so eindeutig. Ist abhängig vom Dozenten. Da merkt man schon, dass der teilweise gewisse Vorlieben hat. Aber da muss man sich mit abfinden!"
Genau damit will sich Volker Müller-Benedict aber nicht abfinden. Der Statistiker an der Uni Flensburg leitet eine Untersuchung über die Notenvergabe an deutschen Hochschulen. Sein Ziel: Mehr Transparenz in der Notengebung:
"Und aktuell gibt es in den USA eine Diskussion über 'grade inflation'. Also über eine ständige Zunahme der Bestnoten insbesondere an den Exzellenzunis, ohne dass dem ein wirklicher Leistungszuwachs gegenüber stünde. Und aus dem Grunde haben wir uns interessiert für die Entwicklung in der Bundesrepublik, insbesondere in den letzten zehn Jahren."
Dafür werten die Flensburger Forscher zum Beispiel Daten des Statistischen Bundesamtes aus. Denn dort werden die Ergebnisse von Hochschulprüfungen zentral gesammelt. Eine "grade inflation", also eine Inflation guter Noten, kann Professor Müller-Benedict in Deutschland bisher nicht nachweisen:
"Wenn die Noten besser werden irgendwo, kann das so viel Ursachen haben. Kann ja auch sein, dass die Studenten wirklich besser geworden sind. Man weiß ja mittlerweile in meinem Fach Statistik, dass an den Gymnasien mittlerweile viel Statistik vor dem Studium gemacht wird, sodass die Studenten mit viel besserem Wissen an die Unis kommen. Und die Noten werden dann entsprechend auch besser."
Also noch keine sogenannte grade inflation. Auch große Unterschiede in der Notenvergabe, zum Beispiel zwischen Nord- und Süddeutschland, gibt es nicht. Das zeigen Daten der letzten 60 Jahre. Dafür gibt es sogenannte Fachkulturen. Also Fächer, in denen seit Jahrzehnten völlig anders benotet wird als anderswo. Volker Müller-Benedict:
"Dass es aber in Jura immer schlechtere Noten gibt als in Medizin. Oder dass Staatsexamen schlechter bewertet werden als Diplomprüfungen: Das sind Einflüsse, die kann man schlecht abstellen."
Damit bei der Notenvergabe solche Unterschiede nicht mehr vorkommen, werden immer mehr Studiengänge verschult. Das heißt, geprüft wird nach Standardtests, die für jeden gleich sind, zum Beispiel beim Bachelor-Studiengang. Ist das nun gerechter? Eine kleine Umfrage unter Studierenden:
"Ich denke, dass ist schon gerecht, dadurch, dass man ja Voll-Leistung erbringt und dementsprechend auch benotet wird."
"Eher willkürlich. Weil die Klausuren, die jetzt im Bachelor eingeführt sind, eher weniger repräsentativ dafür sind, was man tatsächlich leisten kann. Weil es eher um auswendig gelerntes Wissen geht als um irgend ein Verständnis!"
Auch Volker Müller-Benedict ist skeptisch. Denn er hat beim Bachelor eine Gerechtigkeitslücke entdeckt:
"Es lässt sich nachweisen, dass im Mathematik-, Physikdiplom heutzutage nur noch Noten zwischen Eins und Zwei vergeben werden. In anderen Fächern dagegen schlechtere Noten."
Und das führt zu großen Ungerechtigkeiten für die, die nach dem Bachelor noch ein Masterstudium anhängen wollen:
"Und dann können eben nur die die Aufnahmekriterien erfüllen, die aus den Fächern kommen, die hohe Noten vergeben, wenn man jetzt Durchschnittsnoten aus Fächern bildet."
Solche Ungerechtigkeiten dürften nicht sein, so der Flensburger Forscher. Er schlägt deshalb ein eigenes Benotungssystem vor, für jede Hochschule und jeden Studiengang:
"Ja, sie kriegen eine Note. Und dazu wird gesagt, die Note lag zum Beispiel im obersten Fünftel von allen Studenten, die in diesem Fach in diesem Semester die Prüfung gemacht haben. Und insgesamt zusätzlich die Information, dass nur Noten zum Beispiel mit einer Streubreitweite von Eins bis Zwei vergeben wurden. Wie das heute in Physik der Fall ist."
Das deutsche Benotungssystem sei zwar nicht schlecht, sollte aber noch weiter verbessert werden, so das Fazit des Statistikers. Volker Müller-Benedict wird die Situation an deutschen Hochschulen auf jeden Fall weiter im Auge behalten.