Wenn die Zyperngriechen aus dem Umland von Nikosia morgens in die Innenstadt zur Arbeit fahren, ist ihnen gleich der ganze Tag vergällt. Sie stehen im Stau - und blicken auf eine riesige weiße Fahne mit rotem Halbmond und Stern. Es ist das Banner der abtrünnigen Türkischen Republik Nordzypern, das da von einem Berg im türkisch-zyprischen Sektor weithin über die Ebene leuchtet. Die Fahne ist groß wie ein Fußballfeld und soll sogar vom Weltraum aus zu sehen sein. Vom griechischen Teil der Hauptstadt Nikosia aus auf jeden Fall. Ihr Anblick ist eine Qual für jeden Zyperngriechen - sie erinnert an die Teilung des Landes, an Vertreibung und den Verlust von Heimat. Verschwinden werden solche Provokationen für die griechischen Zyprer erst mit der Wiedervereinigung.
Aber es gibt Widerhaken, an denen sich die heute beginnenden Friedensgespräche verfangen könnten. Mehmet Ali Talat, der politische Führer der Zyperntürken, möchte das Land schon Ende 2008 vereint sehen.
Doch der griechisch-zyprische Präsident Dimitris Christofias bremste bei einer gemeinsamen Pressekonferenz die Euphorie seines Verhandlungspartners.
"Wir wollen die Wiedervereinigung so bald wie möglich. Aber weder ich noch Talat können garantieren, dass es morgen oder übermorgen geschieht. Bisher besteht lediglich der gemeinsame Wille, das Zypernproblem zu lösen."
Präsident Christofias muss bei den Verhandlungen die Interessen der Zyperngriechen durchsetzen. Am Ende entscheidet nämlich das Volk bei einem Referendum über den Vereinigungsplan. Und die griechischen Zyprer wollen sich nicht mit Kompromissen abspeisen lassen. Die Leute auf der Straße wissen, worin die größten Schwierigkeiten für eine Einheit bestehen:
Passantin: "Ich glaube, dass Zyperngriechen sich nicht an den Gedanken gewöhnen können, mit den Zyperntürken zusammen zu leben. Sie haben unter der türkischen Invasion gelitten und können die Vergangenheit nicht vergessen."
Passantin: "Das türkische Militär muss abziehen, die türkischen Siedler den Norden verlassen und die griechisch-zyprischen Flüchtlinge müssen wieder in ihre Häuser im besetzten Gebiet zurückkehren können."
Erhalten die Zyperngriechen ihr Land im Norden zurück oder wird Entschädigung gezahlt? Diese Frage bewegt über 200.000 Flüchtlinge, die beim Einmarsch der türkischen Armee vor 34 Jahren alles im Norden zurück lassen mussten. Ihre Grundstücke haben sie seither nicht mehr betreten. Viele davon sind inzwischen längst illegal verkauft, bebaut und bewohnt. Das emotional aufgeladene Thema Eigentum steht deshalb ganz oben auf der Tagesordnung der Verhandlungspartner.
Schwierig wird auch die Debatte um die Garantiemächte. Griechenland, Großbritannien und die Türkei sind seit Gründung der Republik Zypern 1960 Wächter über ihre Verfassung. Im Gegensatz zu Ankara möchten die Zyperngriechen die alten Verträge am liebsten aufgelöst wissen. Denn als die griechische Junta 1974 den zyprischen Präsidenten wegputschte, nutzte die Türkei ihren Garantiestatus und besetzte den Norden Zyperns, um einen Anschluss an Griechenland zu verhindern.
Das türkische Militär ist in Nordzypern allgegenwärtig. Drei Jahrzehnte nach der Invasion steht noch immer eine 42.000 Mann starke fremde Armee im Land. Nach dem Willen der griechisch-zyprischen Seite müssen die türkischen Streitkräfte abziehen. Und nicht nur die. Seit 1974 wurden 160.000 Türken vom Festland auf der Insel angesiedelt. Präsident Christofias ist bereit, 50.000 Siedler als Staatsbürger in der neuen Vereinigten Republik Zypern aufzunehmen. Der Rest muss mit Kind und Kegel die Insel verlassen.
Bei den Verhandlungen geht es also sowohl um Prinzipien als auch um handfeste Interessenskonflikte. George Iacovou, Chef-Unterhändler von Präsident Dimitris Christofias, sieht die Republik Zypern dabei dennoch in einer starken Verhandlungsposition:
"Warum sollten die Zyperngriechen einer Lösung zustimmen, von der sie nichts haben? Warum sollen wir die international anerkannte Souveränität und Legalität unserer Republik teilen, ohne dass unsere Sicherheit durch den Abzug der türkischen Armee gewährleistet ist? Ohne dass wir Grundstücke zurückerhalten oder Entschädigungszahlungen bekommen? Das ist so einfach, dass es jeder verstehen muss."
Aber es gibt Widerhaken, an denen sich die heute beginnenden Friedensgespräche verfangen könnten. Mehmet Ali Talat, der politische Führer der Zyperntürken, möchte das Land schon Ende 2008 vereint sehen.
Doch der griechisch-zyprische Präsident Dimitris Christofias bremste bei einer gemeinsamen Pressekonferenz die Euphorie seines Verhandlungspartners.
"Wir wollen die Wiedervereinigung so bald wie möglich. Aber weder ich noch Talat können garantieren, dass es morgen oder übermorgen geschieht. Bisher besteht lediglich der gemeinsame Wille, das Zypernproblem zu lösen."
Präsident Christofias muss bei den Verhandlungen die Interessen der Zyperngriechen durchsetzen. Am Ende entscheidet nämlich das Volk bei einem Referendum über den Vereinigungsplan. Und die griechischen Zyprer wollen sich nicht mit Kompromissen abspeisen lassen. Die Leute auf der Straße wissen, worin die größten Schwierigkeiten für eine Einheit bestehen:
Passantin: "Ich glaube, dass Zyperngriechen sich nicht an den Gedanken gewöhnen können, mit den Zyperntürken zusammen zu leben. Sie haben unter der türkischen Invasion gelitten und können die Vergangenheit nicht vergessen."
Passantin: "Das türkische Militär muss abziehen, die türkischen Siedler den Norden verlassen und die griechisch-zyprischen Flüchtlinge müssen wieder in ihre Häuser im besetzten Gebiet zurückkehren können."
Erhalten die Zyperngriechen ihr Land im Norden zurück oder wird Entschädigung gezahlt? Diese Frage bewegt über 200.000 Flüchtlinge, die beim Einmarsch der türkischen Armee vor 34 Jahren alles im Norden zurück lassen mussten. Ihre Grundstücke haben sie seither nicht mehr betreten. Viele davon sind inzwischen längst illegal verkauft, bebaut und bewohnt. Das emotional aufgeladene Thema Eigentum steht deshalb ganz oben auf der Tagesordnung der Verhandlungspartner.
Schwierig wird auch die Debatte um die Garantiemächte. Griechenland, Großbritannien und die Türkei sind seit Gründung der Republik Zypern 1960 Wächter über ihre Verfassung. Im Gegensatz zu Ankara möchten die Zyperngriechen die alten Verträge am liebsten aufgelöst wissen. Denn als die griechische Junta 1974 den zyprischen Präsidenten wegputschte, nutzte die Türkei ihren Garantiestatus und besetzte den Norden Zyperns, um einen Anschluss an Griechenland zu verhindern.
Das türkische Militär ist in Nordzypern allgegenwärtig. Drei Jahrzehnte nach der Invasion steht noch immer eine 42.000 Mann starke fremde Armee im Land. Nach dem Willen der griechisch-zyprischen Seite müssen die türkischen Streitkräfte abziehen. Und nicht nur die. Seit 1974 wurden 160.000 Türken vom Festland auf der Insel angesiedelt. Präsident Christofias ist bereit, 50.000 Siedler als Staatsbürger in der neuen Vereinigten Republik Zypern aufzunehmen. Der Rest muss mit Kind und Kegel die Insel verlassen.
Bei den Verhandlungen geht es also sowohl um Prinzipien als auch um handfeste Interessenskonflikte. George Iacovou, Chef-Unterhändler von Präsident Dimitris Christofias, sieht die Republik Zypern dabei dennoch in einer starken Verhandlungsposition:
"Warum sollten die Zyperngriechen einer Lösung zustimmen, von der sie nichts haben? Warum sollen wir die international anerkannte Souveränität und Legalität unserer Republik teilen, ohne dass unsere Sicherheit durch den Abzug der türkischen Armee gewährleistet ist? Ohne dass wir Grundstücke zurückerhalten oder Entschädigungszahlungen bekommen? Das ist so einfach, dass es jeder verstehen muss."