"Ja, dann haben wir den Termin auch schon geklärt, Gutachter... Eine Formalität noch vorab ..."
Sieben Frauen und Männer sitzen an diesem Morgen um den Konferenztisch der Agentur ASIIN in Düsseldorf. Vor jedem von ihnen liegt ein Stapel Papier: Die so genannte Selbstbeschreibung des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen an der RWTH Aachen.
"Könnte man da denn nicht mit der Gesamtanzahl der Semester argumentieren. Ich meine in der Summe kommen doch alle auf zehn, wenn wir den Master jetzt noch mit dazu denken, der ja jetzt noch nicht ..."
Bis zum Wintersemester soll der Studiengang auf den BA umgestellt sein. Für Juni ist die Vor-Ort-Begehung durch die Gutachter geplant. Vorher muss die Selbstbeschreibung fertig sein. Die Aachener Delegation ist gut vorbereitet. Entsprechend zügig verläuft die Sitzung. Malte Brettel, Wirtschaftswissenschaftler an der RWTH, ist zufrieden:
"Ich bin extrem zufrieden. Und es ist ja nicht ganz einfach, fünf beziehungsweise sechs Fakultäten zusammen zu bekommen an einen Tisch, die wirklich so was aufbauen."
Diese Zufriedenheit teilen andere Hochschulen nicht. Im Gegenteil: Der Deutsche Hochschulverband sagt, das Akkreditierungsverfahren sei zu teuer, zu langsam, zu bürokratisch und zudem autonomiefeindlich. Birgit Hanny, stellvertretende Geschäftsführerin von ASIIN ist die Kritik bekannt:
"Wenn es da noch keine Gewöhnung, keine Übung gibt an diese Form des Diskurses, dann ist der Vorbehalt schon noch recht groß."
Stichwort Kosten: Die Einzelakkreditierung eines Studiengangs kostet im Schnitt zwischen 10.000 bis 12.000 Euro. Dabei schlagen vor allem die Reise- und Hotelkosten sowie die Aufwandsentschädigung für die Gutachter zu Buche. Und natürlich die laufenden Kosten der Agentur. Günstiger ist die so genannte Cluster-Akkreditierung, bei der Studiengänge in formal und inhaltlich passenden Paketen zusammen akkreditiert werden. Die Philosophische Fakultät der Uni Köln beispielsweise konnte so zwei Drittel ihrer Akkreditierungskosten einsparen. Für die Agenturen macht der Rabatt keinen Unterschied: Sie arbeiten als Stiftungen bzw. Vereine und nicht gewinnorientiert. Schwerer als die Kosten wiegt aber der Vorwurf, die Agenturen arbeiteten zu langsam. Simona Constantinescu koordiniert den gesamten Akkreditierungsprozess der RWTH in Aachen. Mit der Arbeit von ASIIN ist sie zufrieden:
"Die ASIIN ist ja nur auf Ingenieurwissenschaften und Informatik und Naturwissenschaften spezialisiert. Aber ich habe den Eindruck, die Agenturen, die eben alle Fachrichtungen begutachten, da kann es öfters zu einem Stau kommen."
Rainer Stephan, Referent für Studium und Lehre an der Uni Wuppertal, hat ähnliche Erfahrungen gemacht:
"Also das langsamste war: Wir haben 2003 einen Studiengang zur Akkreditierung eingereicht und haben die Akkreditierung in der letzten Woche bekommen."
Um sicherzustellen, dass sich solche Stimmen nicht häufen, werden die Agenturen von der Stiftung zur Akkreditierung von Studiengängen in Deutschland kontrolliert. Achim Hopbach, Geschäftsführer der Stiftung, ist der Vorwurf des Akkreditierungsstaus nicht neu:
"Ich denke nicht, dass es jemals einen gegeben hat. Was es gegeben hat in den letzten Jahren, war ein Antragsstau. Die Hochschulen sind in den letzten Jahren, das heißt in der Anfangszeit der Akkreditierung gar nicht nachgekommen ihre ganzen Anträge zu schreiben."
Dafür gebe es ein Bündel von Ursachen: einerseits mangelnde Einsicht auf Seiten der Hochschulen. Andererseits sei die Akkreditierung eine enorme Aufgabe für die Hochschulen. Schließlich sind es die Dozenten, die zusätzlich zu Forschung und Lehre auch die Akkreditierungsarbeit stemmen. Hopbach räumt jedoch ein, dass auch die Agenturen an ihre Grenzen stoßen, vor allem, weil die Zahl der Akkreditierungen von Jahr zu Jahr zunimmt:
"Wir haben wenn, dann erst in jüngster Zeit einige Fälle gehabt, dass es mit den Kapazitäten hapert, aber nicht in dem Ausmaß, dass man von einem Stau sprechen sollte."
Ziel der Akkreditierung ist es, die Studiengänge europakompatibel zu machen und die Studierenden besser auf den Beruf vorzubereiten. Entstanden sei dabei ein Bürokratie-Monster, kritisieren Gegner des Verfahrens. Vor dem Start des Bologna-Prozesses hätten noch 20 Seiten ans Ministerium ausgereicht, um einen neuen Studiengang genehmigen zu lassen, sagt Rainer Stephan:
"Wir haben den Aufwand vervielfacht und sind ausgeliefert dem Wohl und Wehe des Urteils einzelner Gutachter."
Nicht alle Kritik der Hochschulen dringt nach außen. Vielleicht will man - in Zeiten von Hochschulrankings und Profilbildung - der eigenen Akkreditierung nicht im Wege stehen. Neben der heute gängigen Programmakkreditierung ist ohnehin längst ein neuer Ansatz im Gespräch: die so genannte Systemakkreditierung. Dabei geht es nicht mehr um die stichprobenartige Überprüfung einzelner Studienprogramme, sondern um die Einführung umfassender qualitätssichernder Strukturen direkt in den Hochschulen, die dadurch mehr Autonomie erhalten könnten. Wann die Systemakkreditierung kommen könnte und wie viel das kosten würde, könne heute aber noch niemand genau sagen, sagt Achim Hopbach von der Akkreditierungsstiftung. Billiger wird's jedoch nicht, darin sind sich alle Beteiligten einig.
Sieben Frauen und Männer sitzen an diesem Morgen um den Konferenztisch der Agentur ASIIN in Düsseldorf. Vor jedem von ihnen liegt ein Stapel Papier: Die so genannte Selbstbeschreibung des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen an der RWTH Aachen.
"Könnte man da denn nicht mit der Gesamtanzahl der Semester argumentieren. Ich meine in der Summe kommen doch alle auf zehn, wenn wir den Master jetzt noch mit dazu denken, der ja jetzt noch nicht ..."
Bis zum Wintersemester soll der Studiengang auf den BA umgestellt sein. Für Juni ist die Vor-Ort-Begehung durch die Gutachter geplant. Vorher muss die Selbstbeschreibung fertig sein. Die Aachener Delegation ist gut vorbereitet. Entsprechend zügig verläuft die Sitzung. Malte Brettel, Wirtschaftswissenschaftler an der RWTH, ist zufrieden:
"Ich bin extrem zufrieden. Und es ist ja nicht ganz einfach, fünf beziehungsweise sechs Fakultäten zusammen zu bekommen an einen Tisch, die wirklich so was aufbauen."
Diese Zufriedenheit teilen andere Hochschulen nicht. Im Gegenteil: Der Deutsche Hochschulverband sagt, das Akkreditierungsverfahren sei zu teuer, zu langsam, zu bürokratisch und zudem autonomiefeindlich. Birgit Hanny, stellvertretende Geschäftsführerin von ASIIN ist die Kritik bekannt:
"Wenn es da noch keine Gewöhnung, keine Übung gibt an diese Form des Diskurses, dann ist der Vorbehalt schon noch recht groß."
Stichwort Kosten: Die Einzelakkreditierung eines Studiengangs kostet im Schnitt zwischen 10.000 bis 12.000 Euro. Dabei schlagen vor allem die Reise- und Hotelkosten sowie die Aufwandsentschädigung für die Gutachter zu Buche. Und natürlich die laufenden Kosten der Agentur. Günstiger ist die so genannte Cluster-Akkreditierung, bei der Studiengänge in formal und inhaltlich passenden Paketen zusammen akkreditiert werden. Die Philosophische Fakultät der Uni Köln beispielsweise konnte so zwei Drittel ihrer Akkreditierungskosten einsparen. Für die Agenturen macht der Rabatt keinen Unterschied: Sie arbeiten als Stiftungen bzw. Vereine und nicht gewinnorientiert. Schwerer als die Kosten wiegt aber der Vorwurf, die Agenturen arbeiteten zu langsam. Simona Constantinescu koordiniert den gesamten Akkreditierungsprozess der RWTH in Aachen. Mit der Arbeit von ASIIN ist sie zufrieden:
"Die ASIIN ist ja nur auf Ingenieurwissenschaften und Informatik und Naturwissenschaften spezialisiert. Aber ich habe den Eindruck, die Agenturen, die eben alle Fachrichtungen begutachten, da kann es öfters zu einem Stau kommen."
Rainer Stephan, Referent für Studium und Lehre an der Uni Wuppertal, hat ähnliche Erfahrungen gemacht:
"Also das langsamste war: Wir haben 2003 einen Studiengang zur Akkreditierung eingereicht und haben die Akkreditierung in der letzten Woche bekommen."
Um sicherzustellen, dass sich solche Stimmen nicht häufen, werden die Agenturen von der Stiftung zur Akkreditierung von Studiengängen in Deutschland kontrolliert. Achim Hopbach, Geschäftsführer der Stiftung, ist der Vorwurf des Akkreditierungsstaus nicht neu:
"Ich denke nicht, dass es jemals einen gegeben hat. Was es gegeben hat in den letzten Jahren, war ein Antragsstau. Die Hochschulen sind in den letzten Jahren, das heißt in der Anfangszeit der Akkreditierung gar nicht nachgekommen ihre ganzen Anträge zu schreiben."
Dafür gebe es ein Bündel von Ursachen: einerseits mangelnde Einsicht auf Seiten der Hochschulen. Andererseits sei die Akkreditierung eine enorme Aufgabe für die Hochschulen. Schließlich sind es die Dozenten, die zusätzlich zu Forschung und Lehre auch die Akkreditierungsarbeit stemmen. Hopbach räumt jedoch ein, dass auch die Agenturen an ihre Grenzen stoßen, vor allem, weil die Zahl der Akkreditierungen von Jahr zu Jahr zunimmt:
"Wir haben wenn, dann erst in jüngster Zeit einige Fälle gehabt, dass es mit den Kapazitäten hapert, aber nicht in dem Ausmaß, dass man von einem Stau sprechen sollte."
Ziel der Akkreditierung ist es, die Studiengänge europakompatibel zu machen und die Studierenden besser auf den Beruf vorzubereiten. Entstanden sei dabei ein Bürokratie-Monster, kritisieren Gegner des Verfahrens. Vor dem Start des Bologna-Prozesses hätten noch 20 Seiten ans Ministerium ausgereicht, um einen neuen Studiengang genehmigen zu lassen, sagt Rainer Stephan:
"Wir haben den Aufwand vervielfacht und sind ausgeliefert dem Wohl und Wehe des Urteils einzelner Gutachter."
Nicht alle Kritik der Hochschulen dringt nach außen. Vielleicht will man - in Zeiten von Hochschulrankings und Profilbildung - der eigenen Akkreditierung nicht im Wege stehen. Neben der heute gängigen Programmakkreditierung ist ohnehin längst ein neuer Ansatz im Gespräch: die so genannte Systemakkreditierung. Dabei geht es nicht mehr um die stichprobenartige Überprüfung einzelner Studienprogramme, sondern um die Einführung umfassender qualitätssichernder Strukturen direkt in den Hochschulen, die dadurch mehr Autonomie erhalten könnten. Wann die Systemakkreditierung kommen könnte und wie viel das kosten würde, könne heute aber noch niemand genau sagen, sagt Achim Hopbach von der Akkreditierungsstiftung. Billiger wird's jedoch nicht, darin sind sich alle Beteiligten einig.