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Beobachter aus dem All

Technik. - Im Orbit um die Erde wird es eng. Nicht nur fliegt eine wachsende Flotte von Satelliten für Gedränge, sondern auch zahllose Schrottteile von der Raketenbrennstufe bis zum vergessenen Schraubenzieher. Am Massachusetts Institute of Technology versucht eine Forschergruppe die Flugbahnen von Flugobjekten mit einem Satelliten zu verfolgen.

    Curt von Braun ist der Neffe von Werner von Braun, dem deutschstämmigen Vaters des amerikanischen Raketenprogramms. Er leitet das Midcourse Space Experiment, ein Projekt im Rahmen der weltraumgestützten amerikanischen Raketenabwehr. Der Satellit kann die Bahnen schneller Flugkörper verfolgen. Was eigentlich für angreifende Interkontinentalraketen gedacht ist, kann auch für zivile Satelliten eingesetzt werden. "Es gibt keinen großen Unterschied zwischen der Beobachtung von Satelliten und der von Raketen, beide bewegen sich mit etwa vergleichbaren Geschwindigkeiten", so Curt von Braun. Der Midcourse Satellit verfolgt die Flugkörper mit einem Lichtteleskop, seit das Infrarotteleskop an Bord wegen aufgebrauchter Kühlflüssigkeit ausfiel. Das Teleskop nimmt jeden Satelliten etwa für zehn Minuten ins Visier und überprüft dann den nächsten. Damit kann von Braun die Bahnen von 400 Flugkörpern kontrollieren.

    Die herkömmliche Methode der Flugkörperkontrolle benutzt irdische Teleskope und. Die von ihnen ermittelte Flugbahnen wird von Weltraumagenturen oder anderen Institutionen an die Eigentümer von Satelliten weitergegeben, die damit ihre kostbaren Objekte vor Kollisionen schützen können. Ein satellitengestütztes System hätte große Vorteile. "Wir haben alle 100 Minuten eine völlig neue Sicht auf die Dinge, im All kann man einfach viel mehr sehen", so von Braun. Inzwischen können auch zivile Firmen die Daten des ursprünglich ausschließlich militärisch genutzten Satelliten kaufen. Und von Braun hat die zivile Raumfahrt als lukrativen Markt entdeckt. Er plant ein ganzes Netzwerk von Such-Satelliten, das die verschiedenen Erdorbits überwacht. "Drei Satelliten würden sicher ausreichen, um die geostationären Satelliten zu verfolgen, für engere Bahnen wären dagegen sechs bis acht Flugkörper nötig", so von Braun.

    [Quelle: Jan Lublinski]