Brand mit 72 Toten
Bericht zu Londoner Grenfell-Katastrophe: Versagen bei Behörden und Unternehmen

Sieben Jahre nach dem verheerenden Brand in dem Londoner Hochhaus Grenfell Tower hat ein Untersuchungsbericht Behörden und Unternehmen ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. Bei dem Feuer im Stadtteil North Kensington im Juni 2017 starben 72 Menschen.

    Rauch steigt aus dem brennenden Grenfell-Tauer in London auf.
    Beim Brand des Grenfell Tower im Juni 2017 starben 72 Menschen. (AFP / Daniel Leal-Olivas)
    Der Vorsitzende der Untersuchung, Martin Moore-Bick sagte: "Die simple Wahrheit ist, dass die Todesfälle allesamt vermeidbar waren." Die Katastrophe sei "das Ergebnis jahrzehntelangen Versagens" der Zentralregierung und anderer verantwortlicher Stellen hinsichtlich der Verwendung brennbaren Materials an den Außenmauern von Hochhäusern. Ursache sei in erster Linie Inkompetenz gewesen, in manchen Fällen aber auch Profitgier.
    Der im 4. Stockwerk ausgebrochene Brand hatte sich rasend schnell über die Fassade des 24-stöckigen Sozialbaus ausgebreitet. Wie sich schon kurz nach dem Feuer herausstellte, lag das vor allem an der Fassadenverkleidung, die erst kurz zuvor angebracht worden war. Sie sollte den schon 1974 fertig gestellten Wohnturm ansehnlicher und energetisch effizienter machen. Die Fassadenteile aus Aluminium mit Kunststoffkern wirkten aber wie Brandbeschleuniger.

    Bericht: Inkompetenz und Profitgier bei Behörden und Unternehmen

    Der aktuelle Bericht stellt jetzt fest, dass eine Kette von Fehlverhalten und Versagen bei Behörden und Unternehmen dazu führte, dass die Verkleidung dennoch installiert wurde. Brandschutzbestimmungen seien lax ausgelegt, Testergebnisse manipuliert oder falsch dargestellt und Warnungen in den Wind geschlagen worden.
    Auch der Feuerwehr werden schwere Fehler angelastet. Sie habe den Menschen viel zu lange dazu geraten, in dem brennenden Gebäude zu bleiben und auf Hilfe zu warten, obwohl sich abzeichnete, dass die Flammen rasch den ganzen Tower erfassen würden. Für viele wurden ihre Wohnungen zur Todesfalle.
    Überlebende und Hinterbliebene fordern seit langem Konsequenzen. Nach Angaben der britischen Polizei wird aufgrund des Brandes gegen 58 Personen und 19 Firmen wegen möglicher Straftaten ermittelt. Allerdings dürfte es noch Jahre dauern, bis es zu Anklagen kommt.
    Diese Nachricht wurde am 05.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.