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Berlin
Der Traum vom Gamecenter

In Japan sind sie ein Massenphänomen. In Deutschland stehen sie in Tankstellen und Raucherkneipen. Kai Schnierer will einen Ort für Spieleautomaten schaffen und Gamer aus ihren Wohnzimmern holt.

    (Kai Schnierer) "Also man sieht in Japan an jeder Ecke ein Gamecenter. Das ist wirklich mit eingebaut in die Kultur. Also es ist völlig normal, dass man da tagsüber oder auch nach der Schule in den Gamescentern rumhängt und da coole Sachen spielt. Selbst in Amerika ist das jedem ein Begriff, das Thema "Arcade". Weil man damit aufgewachsen ist, weil in jeder Mall so ein Ding steht. Das ist eigentlich die klassische Freizeitbeschäftigung für Kinder und Jugendliche, und die Eltern bringen ihre Kinder dann auch wieder hin. Also man erinnert sich auch nostalgisch dran. Und das ist eine tolle Sache, und das kann man hier auch machen."
    Ein Gamecenter in Berlin, das möchte Kai Schnierer verwirklichen. So wie in Japan, wo Gamecenter, wie etwa das "Gigo" in Tokio, die Massen anlocken. Das asiatische Land ist bekanntlich videospielverrückt, liebt nicht nur "Super Mario" und "Zelda" auf der Konsole zu Hause, sondern auch Spielhallen und Videospielautomaten. Als 1978 der Automat "Space Invaders" erscheint, werden in ganz Japan sogar kurzzeitig die 100-Yen-Münzen knapp. Doch auch in den USA gibt es eine ausgeprägte Spielhallenkultur: Hier spricht man von den "Arcades", weil die Automaten unter den Arkaden großer Einkaufszentren stehen. Videospielhallen sind in diesen Ländern weit mehr als Zockerbuden:
    "Der Gedanke der alten Game Center war ja, die soziale Komponente mit reinzubringen. Das heißt, ich sitze nicht alleine zu Hause an meinem Fernseher und spiele da mit meinem Freund vielleicht, sondern ich gehe da mit meiner Gruppe hin, mit meinen Freunden und erlebe da ein paar schöne Stunden. Und das ist es, was wir wieder aufleben lassen wollen mit dem Game-On Projekt."
    "Ihr wollt ein Gebäude bauen?"
    Game-On, so heißt das Videospielhallenprojekt von Kai Schnierer. Wenn alles nach Plan läuft, sollen ab 2015 Videospielbegeisterte dort alte Klassiker wie "Donkey Kong" zocken können, aber auch ganz moderne Simulatorspiele mit lebensechten Cockpits, die sich sogar überschlagen - für weniger als 15 Euro Eintritt am Tag. Mit Gastrobereich und E-Sports-Area soll so das größte Entertainment-Center Deutschlands entstehen, besucht werden soll es vor allem von Gamern, die mehr wollen, als nur ein bisschen Gedaddel auf dem Handy oder der Konsole - und dieses Konzept könnte durchaus aufgehen. Das Problem dabei: Das alles kostet eine Menge Geld. Geld, das nicht gerade leicht aufzutreiben ist:
    "Die Kapitalgeber in Deutschland sind nicht besonders risikofreudig, sagen wir es mal so. Venture Capital Firmen, die man eigentlich so im Kopf hat, sagen: "Was?! Ihr wollt nichts mit Online machen? Ihr wollt ein Gebäude bauen? Das geht ja gar nicht, das ist ja nicht Internet!". Und für die wirklich großen Firmen, diese private Equity Firmen, für die sind wir zu klein."
    Deshalb setzt Kai Schnierer erst einmal auf Crowdfunding, auch um potentiellen Geldgebern zu beweisen, dass es Menschen gibt, die bereit sind, sein Projekt zu unterstützen. 185.000 Euro braucht er bis Mitte Oktober, um die kleinste Variante seines Traums zu verwirklichen. Bislang sind nur etwas mehr als 5.000 Euro zusammen gekommen, allerdings ist die Kampagne erst kürzlich gestartet. Was Hoffnung machen kann: "Space Invaders" hat auch heute noch viele Fans - und das nicht nur in Japan. Gerade erst wurde bekannt, dass Warner Brothers den Automatenklassiker als Film in Kino bringen möchte.