Bernadette La Hengst auf Tour "Kunst kann tatsächlich was erreichen"
„Wir sind die vielen“, heißt das neue Album der Bernadette La Hengst und verweist auf die Initiative „Die Vielen“ von Künstler*innen gegen rechts sowie auf die verschiedenen thematischen und musikalischen Ursprünge der Songs. „Es ist wichtig, Unterschiedlichkeit zu praktizieren“, sagte La Hengst im Dlf.
Bernadette La Hengst im Corsogespräch mit Anja Buchmann | 06.04.2019
Das Themen-Alphabet reicht von Architektur, Bytes und Comics über Film und Mode bis Zukunftsmusik. Ohne Etiketten wie "U", "E", "Post" oder "Proto" analysiert und diskutiert das tagesaktuelle Magazin Phänomene der Gegenwartskultur. Corso ist alles andere als reine Nacherzählungsberichterstattung oder Terminjournalismus, der nur die Chronistenpflicht erfüllt. Das Popkulturmagazin dreht die Themen weiter, um Mehrwert und Neuigkeitswert zu bieten. Kulturschaffende sind regelmäßig zu Gast im Studio und stehen im Corsogespräch Rede und Antwort. "Corso - Kunst & Pop" spielt musikjournalistisch ausgewählte Songs, die aktuell sind und nationale sowie globale Trends abbilden. Denn Musik ist Information - und Popkultur ist ohne Popmusik nicht denkbar.
"Gegen die Angst anspielen": Bernadette La Hengst (Jasper Kettner )
Sie ist eine sehr politisch denkende und arbeitende Künstlerin: Bernadette La Hengst, wohnhaft in Berlin, geboren in Bad Salzuflen - eine wichtige Geburtsstätte der sogenannten "Hamburger Schule" - und ehemals Frontfrau von "Die Braut haut ins Auge". Themen wie Weltklima, Bleiberecht von Geflüchteten, prekäre Arbeitsbedingungen und die Zunahme von politisch rechten Strömungen in der Gesellschaft beschäftigen sie privat und professionell.
"Wir sind die vielen"
Als im Jahr 2018 die Initiative "Die Vielen", bestehend aus Künstlerinnen und Künstlern verschiedener Genres, gegründet wurde, war Bernadette La Hengst als eine der ersten dabei. Entstanden sei das ganze aus einem Ohnmachtsgefühl gegenüber der "neuen alten Rechten" und der Befürchtung, dass Kunst aus deren Sicht "nur weiß und deutsch zu sein habe". Wichtig sei es ihnen, eine "Solidarität zwischen den sozialen Bewegungen" zu zeigen und sich "nicht spalten zu lassen von der neuen Rechten", meinte Bernadette La Hengst.
Die deutsche Pop- und Elektropop-Musikerin Bernadette La Hengst (Deutschlandradio / Jana Demnitz)
Nicht handlungsunfähig werden
Die Rechten wollten, so die Künstlerin, eine "Atmosphäre der Angst" kreieren. Und da sei es wichtig, dem etwas entgegenzusetzen, sich zu solidarisieren und sich "nicht handlungsunfähig zu machen". Es gebe viele interessante Musiker*innen, die genau das machen würden: gegen die Angst anzuspielen.
Reise von Madrid nach Casablanca
Ein weiterer roter Faden des Albums "Wir sind die vielen" wurde von einer Reise inspiriert: Bernadette La Hengst fuhr mit ihrem "Hippie-Bus" mit integriertem Tonstudio von Madrid nach Casablanca, eröffnete auf zentralen Plätzen ein "Café Europa" und forderte Leute auf mit ihr gemeinsam "Liebeslieder zu schreiben" - darunter auch eine Liebeserklärung an die Stadt Casablanca, die sie zusammen mit marokkanischen Musikern in ihrem Hippiebus aufgenommen habe: Das Projekt habe sie etwas "ausgelüftet, aus der Komfortzone des kulturellen Deutschlands und Europa herauszubrechen und meine Fenster zu öffnen", erzählte die Musikerin im Corsogespräch.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.