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Berühmt durch Instagram
Fotomotiv: #Kirschblüten

Die Kirschblüten in Bonn sind eine beliebte Foto-Kulisse, besonders in Zeiten von Instagram und anderen sozialen Netzwerken. Die Straßen der Bonner Altstadt verwandeln sich deshalb für ein paar Wochen buchstäblich in Fußgängerzonen. Ein Spektakel - und das nicht nur für Einheimische.

Von Benjamin Alvarez Gruber | 17.04.2019
    Menschenmenge in der Bonner Altstadt
    Die Kirschblütensaison lockt viele Touristen in die Bonner Altstadt (imago stock&people / Kosecki)
    Es ist wieder soweit. Für viele Touristen ist es ein Highlight ihres Besuches in Bonn: Fotografieren unter der rosafarbenen Pracht. In der Heerstraße wird die berühmte Kirschblüten-Allee mit den restaurierten Gründerzeit-Häusern in zahllosen Videos und Fotos festgehalten. Anschließend landen viele dieser Fotos im Netz oder werden in sozialen Netzwerken ausgetauscht.
    Die in den 1980er Jahren gepflanzten Bäume sorgen dafür, dass sich Bonn auch international mit weltberühmten Städten wie Tokio und Washington D.C. messen kann, wenn es um die Kirschblütensaison geht. Es kommen immer mehr Touristen. Auch dank der Hilfe von sozialen Netzwerken wie Instagram, die mit Hashtags immer wieder auf die Stadt am Rhein aufmerksam machen: Unter #kirschblütenbonn etwa finden sich bei Instagram etwa 7.000 Einträge (Stand 17. April 2019).
    Berühmt durch Social Media
    "Durch Instagram kommen sehr viel mehr Leute her, weil man an schönen Orten sehr viel Inspiration sammeln kann", sagt Gianna, die mit ihrer Freundin Deike aus Köln angereist ist, um sich mit den Kirschblüten in Bonn zu fotografieren.
    Gianna und Deike sind aus Köln angereist um die Kirschblüten in Bonn zu fotografieren.
    Gianna und Deike beim Fotografieren der Kirschblüten in Bonn. (Deutschlandradio / Benjamin Alvarez Gruber)
    Gianna ist nicht zum ersten Mal für die Kirschblüten in die Bonner Altstadt gekommen. Da es im vergangenen Jahr sehr voll gewesen sei, ist sie dieses Jahr "extra früh morgens und in der Woche" gekommen, damit "nicht ganz so viele Leute rumlaufen".
    Auch Jingyi Yin ist mit Freunden angereist, um das Spektakel zu fotografieren. Die Chinesin studiert derzeit in Göttingen und hat durch einen Blogeintrag im Internet von den Bonner Kirschblüten erfahren.
    "Dort haben wir viele schöne Fotos gesehen und auch einen Beitrag zum Wetter und zum genauen Zeitpunkt, an dem die Kirschblüten blühen." Erst mit Beginn ihres Studiums in Deutschland hat sie von den Bonner Kirschblüten erfahren, davor kannte sie nur die Kirschblüten in Japan.
    Jingy Yin aus China studiert in Göttingen und ist mit Freunden nach Bonn gefahren um die Kirschblüten in Bonn zu sehen.
    Jingy Yin, Studentin in Göttingen (Deutschlandradio / Benjamin Alvarez Gruber)
    Der Kirschblüten-Liveticker
    Touristen und Bewohner mit Hilfe von sozialen Netzwerken anzulocken - besonders gut funktioniert das beim Blog "Kirschbluete-Bonn", der von der stellvertretenden Vorsitzenden der Altstadtinitiative Bonn, Victoria Harlos, ins Leben gerufen wurde. Neben dem Aufruf zum Einreichen von Fotos für einen Fotowettbewerb findet man dort sogar einen Kirschblüten-Liveticker mit aktuellen Fotos und Informationen für Besucherinnen und Besucher.
    Wie aber sieht es bei den Autofahrern aus, die sich nur im Schritttempo durch die Menge bewegen können? "Eigentlich kann man schlecht fahren, weil alles voll ist. Man muss dann immer ein besonderes Augenmerk haben", sagt Victoria Harlos im Gespräch mit @mediasres. Früher hätten Autofahrer selbst beim Fahren Fotos von den Kirschblüten gemacht. Damit Autofahrer stärker Rücksicht auf die Passanten nehmen, die teilweise auf der Straße liegen und für die Kameras posen, hat sich die Bonner Altstadtinitiative dieses Jahr etwas Besonderes einfallen lassen: ein Hinweisschild.
    Auf dem von der Altstadt-Initiative-Bonn gespendete Schild steht: "Kirschblüten-Fotografen. Bitte Schritt fahren". Nach zwei Tagen wurde das Schild geklaut.
    Schild der Altstadt-Initiative-Bonn. (Quelle: kirschbluete-bonn.de)
    Lange hat das von der Altstadt-Initiative-Bonn gespendete Schild aber nicht gehalten. Erst wurde es gedreht und verkehrt herum hingehängt und am nächsten Tag war es dann ganz weg: "Ganze zwei Tage hing es dran, dann wurde es geklaut", sagt Victoria Harlos wehmütig.
    Sie glaubt, dass die meisten Einwohner die vielen Menschen auf der Suche nach den besten Fotos tolerieren. "Die wenigen, die dagegen sind, bekommen aber zu viel Aufmerksamkeit. Leute, die aufschreien, werden meistens eher gehört."
    Was man in der Bonner Altstadt aber immer noch am meisten hört, sind die Kameraklicks. So lange es noch geht. Eine Prognose über das Saisonende ist aufgrund der wechselnden Wetterverhältnisse schwierig. Daher ist eine tägliche Beobachtung des Zustands der Blüten wichtig. Entsprechende Informationen gibt es laut Sissel Theuerjahr von der Tourismus & Congress GmbH regelmäßig, "so dass die Wahrscheinlichkeit für den Reisenden so groß wie möglich ist, sich das Naturspektakel in voller Pracht anzusehen".
    Ein genauer empirischer Zusammenhang zwischen der Kirschblüte und steigenden Übernachtungszahlen in Bonn ließe sich zwar nicht beweisen, so Theuerjahr. Dafür gäbe es keine verlässlichen Parameter und zu viele Faktoren wie Ferienzeit, Feiertage, Wetter und Temperatur. Ausgehend von langjährigen Beobachtungen könne ein erhöhtes Besucheraufkommen in der Blütezeit aber durchaus festgestellt werden, meint die Tourismusexpertin.
    Wenn das Wetter mitspielt, wird das Spektakel noch ein paar Tage zu bewundern sein - und auf Instagram noch etwas länger.