Er verkörperte den Typ des jederzeit einsetzbaren Medienprofis lange bevor die so genannte Medienkrise den jederzeit einsetzbaren freien Journalistenunternehmer kreierte. Noch als Berufspolitiker hatte er morgens um fünf schon die ersten Artikel ins Diktaphon gesprochen, die in ihrer sprachlichen Qualität durchaus dem entsprachen, was Berufsjournalisten sich in stundenlanger Mühsal erarbeiten. Wohl bemerkt: noch vor seinem eigentlichen Arbeitsalltag, der ihn von Termin zu Termin eilen ließ.
Peter Glotz war in jeder Hinsicht ein Getriebener – auch in dieser Hinsicht vielen Journalisten nicht unähnlich, und einigen seiner vielen Veröffentlichungen merkte man die Hast an, mit der sie verfasst worden waren. "Die beschleunigte Gesellschaft" hieß eines seiner letzten Bücher, das sich mit den Folgen der Digitalisierung befasste und doch sehr viel über ihn selbst aussagte: einem auf der Überholspur Lebenden und vor allem Arbeitenden. Als studierter Zeitungswissenschaftler verfolgte Glotz immer zwei Karrieren: die des Politikers und die des Publizisten. Er begleitete seinen eigenen Politikeralltag mit immer neuen Buchveröffentlichungen, eigenen Reflexionen und auch kommunikationswissenschaftlichen Abhandlungen. Ob es sich wie in "Der missachtete Leser", einem Buch von 1969, um die Qualität der Wirtschaftberichterstattung in Zeitungen handelte oder in "Online gegen Print" im Jahr 2004 um die Auswirkungen des Internets ging – Glotz versuchte immer auf der Höhe der Zeit zu sein. Als profiliertester Medienpolitiker seiner Partei SPD stand er anfänglich dem kommerziellen Fernsehen skeptisch gegenüber:
"Die Gefahr ist natürlich, dass die Installierung von privaten Veranstaltern dazu führt, dass das Programm insgesamt sich verschlechtert und da ist die Gefahr doch sehr groß, dass sich einer durchsetzt, der nur amerikanische Filme abnudeln will."
Bald jedoch arrangierte sich Glotz mit den Gegebenheiten des neuen dualen Systems, war immer ein Fürsprecher der ARD, glaubte aber auch, dass die deutschen Privatsender eine Lobby brauchten, um amerikanische Begehrlichkeiten schon an den europäischen Grenzen abzuwehren. Er pflegte gute Kontakte zur lange Zeit medienpolitisch besonders einflussreichen Bertelsmann Stiftung, schrieb regelmäßig Artikel für die Zeitschrift "Die Woche" und unterstützte früh die neue Technik HDTV. Über die Möglichkeiten, in einer Mediendemokratie als Politiker mit den üblichen Mitteln des Wahlkampfes noch große Wirksamkeit zu entfalten, gab er sich keinen Illusionen hin:
"Sie glauben gar nicht, wie viele Millionen von Menschen sich der Macht der Kampa
entziehen…die zappen uns einfach weg."
Das Institut für Medien und Kommunikationsmanagement in St. Gallen, das 1998 mit Unterstützung der Bertelsmann Stiftung gegründet worden war, wurde zu seiner letzten Wirkungsstätte. Noch in den letzten Wochen seines Lebens, körperlich schon gezeichnet, hatte er eine enorme publizistische Energie entfaltet. Mit seinem früheren politischen Gegenspieler Heiner Geißler trat er in einer eigenen Sendung auf n-tv auf, warnte in der Wochenzeitung "Die Zeit" vor einem neuen Meinungsmonopol des Springer Verlages, empfahl der SPD in der Zeitschrift "Cicero" ein neues Godesberger Programm, schrieb wie jeden Monat sein Editorial für "Die Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte" und gab vom Krankenbett aus Telefoninterviews zur politischen Lage in Deutschland. Der Tod ließ sich davon nicht beeindrucken. Im Alter von nur 66 Jahren ist Peter Glotz in Zürich gestorben.
Peter Glotz war in jeder Hinsicht ein Getriebener – auch in dieser Hinsicht vielen Journalisten nicht unähnlich, und einigen seiner vielen Veröffentlichungen merkte man die Hast an, mit der sie verfasst worden waren. "Die beschleunigte Gesellschaft" hieß eines seiner letzten Bücher, das sich mit den Folgen der Digitalisierung befasste und doch sehr viel über ihn selbst aussagte: einem auf der Überholspur Lebenden und vor allem Arbeitenden. Als studierter Zeitungswissenschaftler verfolgte Glotz immer zwei Karrieren: die des Politikers und die des Publizisten. Er begleitete seinen eigenen Politikeralltag mit immer neuen Buchveröffentlichungen, eigenen Reflexionen und auch kommunikationswissenschaftlichen Abhandlungen. Ob es sich wie in "Der missachtete Leser", einem Buch von 1969, um die Qualität der Wirtschaftberichterstattung in Zeitungen handelte oder in "Online gegen Print" im Jahr 2004 um die Auswirkungen des Internets ging – Glotz versuchte immer auf der Höhe der Zeit zu sein. Als profiliertester Medienpolitiker seiner Partei SPD stand er anfänglich dem kommerziellen Fernsehen skeptisch gegenüber:
"Die Gefahr ist natürlich, dass die Installierung von privaten Veranstaltern dazu führt, dass das Programm insgesamt sich verschlechtert und da ist die Gefahr doch sehr groß, dass sich einer durchsetzt, der nur amerikanische Filme abnudeln will."
Bald jedoch arrangierte sich Glotz mit den Gegebenheiten des neuen dualen Systems, war immer ein Fürsprecher der ARD, glaubte aber auch, dass die deutschen Privatsender eine Lobby brauchten, um amerikanische Begehrlichkeiten schon an den europäischen Grenzen abzuwehren. Er pflegte gute Kontakte zur lange Zeit medienpolitisch besonders einflussreichen Bertelsmann Stiftung, schrieb regelmäßig Artikel für die Zeitschrift "Die Woche" und unterstützte früh die neue Technik HDTV. Über die Möglichkeiten, in einer Mediendemokratie als Politiker mit den üblichen Mitteln des Wahlkampfes noch große Wirksamkeit zu entfalten, gab er sich keinen Illusionen hin:
"Sie glauben gar nicht, wie viele Millionen von Menschen sich der Macht der Kampa
entziehen…die zappen uns einfach weg."
Das Institut für Medien und Kommunikationsmanagement in St. Gallen, das 1998 mit Unterstützung der Bertelsmann Stiftung gegründet worden war, wurde zu seiner letzten Wirkungsstätte. Noch in den letzten Wochen seines Lebens, körperlich schon gezeichnet, hatte er eine enorme publizistische Energie entfaltet. Mit seinem früheren politischen Gegenspieler Heiner Geißler trat er in einer eigenen Sendung auf n-tv auf, warnte in der Wochenzeitung "Die Zeit" vor einem neuen Meinungsmonopol des Springer Verlages, empfahl der SPD in der Zeitschrift "Cicero" ein neues Godesberger Programm, schrieb wie jeden Monat sein Editorial für "Die Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte" und gab vom Krankenbett aus Telefoninterviews zur politischen Lage in Deutschland. Der Tod ließ sich davon nicht beeindrucken. Im Alter von nur 66 Jahren ist Peter Glotz in Zürich gestorben.