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Bessere Luft in Peking

Umwelt. - Gemeinsam mit Kollegen aus Peking analysiert der Jülicher Luftchemiker und Meteorologe Andreas Wahner in einem Langzeitprojekt seit Jahren den Zustand der chinesischen Luft. Die Luftqualität während der Olympischen Spielen in Peking hat sich Wahner zufolge deutlich verbessert: Auch weil die Offiziellen Empfehlungen des Forscherteams umgesetzt haben, sei der Schadstoffgehalt gesunken, berichtete der Wissenschaftler im Gespräch mit Gerd Pasch.

    Gerd Pasch: Zu Beginn der Olympischen Spiele in Chinas Hauptstadt Peking häuften sich die Berichte über die schlechte Luft über den Sportstätten. Die Behörden reagierten mit Fahrverboten und Betriebspausen in der Industrie. Der Jülicher Atmosphärenforscher Andreas Wahner hat die Klimasituation vor und während der Spiele in Peking mit einer Messkampagne beobachtet. Ich fragte ihn vor der Sendung, wie denn die Luft jetzt in den Stadien für die Athleten gerade sei.

    Andreas Wahner: Ja, es ist deutlich besser, als wir vor zwei Jahren, als wir die Kampagne gemacht haben zur Vorbereitung der Reduktionsmaßnahmen, gesehen haben. Es ist vielleicht sogar noch einen Tacken besser, als wir erwartet haben in unseren Prognosen mit den Reduktionsmaßnahmen, erstaunlicherweise.

    Pasch: Was haben Sie denn genau gemessen?

    Wahner: Wir messen den Feinstaubgehalt, also Aerosolgehalt. Wir messen Stickoxide, wir messen Ozon, und wir messen weitere organische Spuren- und Schadgase, die in der Luft da sind und die Luftqualität beeinflussen.

    Pasch: Das, was man hier auch bei Smog alles in der Luft findet, dem gehen Sie nach?

    Wahner: Dem gehen wir nach, und wir haben einerseits ein wissenschaftliches Interesse, die Prozesse zu verstehen in diesem speziellen Mix von Spuren- und Schadgasen in China, aber andererseits natürlich auch Maßnahmen sozusagen zu formulieren und vorzuschlagen, um die Luftqualität zu verbessern. Das haben wir im weiten Vorfeld zusammen mit unseren chinesischen Kollegen von der Peking Universität auch gemacht und Empfehlungen ausgegeben für die chinesische Regierung.

    Pasch: Konnten Sie denn tatsächlich Erfolge, Veränderungen registrieren zwischen den wünschenswerten Maßnahmen und den Erfolgen, die dann in der Luft auch sich messbar niederschlugen?

    Wahner: Das war sehr interessant: Das ist sozusagen ein großes Experiment, als Luftchemiker sehe ich das so. Wir haben ja schon Messungen angefangen einen Monat vor Beginn der Olympischen Spiele und konnten dann sehen, wie circa zwei Wochen, zweieinhalb Wochen vor den Olympischen Spielen sich deutlich einzelne Werte der Luftqualität verändert haben. So zum Beispiel der Schwefelgehalt: Der Sulfatgehalt in der Luft, im Aerosol, ist deutlich zurückgegangen. Und das ist zurückzuführen auf eine Empfehlung, die wir gemeinsam mit unseren Kollegen gegeben haben, halt schwefelärmere Kohle zu benutzen für diese Zeit, weil dadurch die Partikelbildung deutlich niedriger wird. Und das konnten wir auch in den Messwerten tatsächlich sehen, dass das runtergegangen ist.

    Pasch: In Ihrem Online-Tagebuch schreiben sie am 15.8. über neue atmosphärische Abbauwege für Spurenstoffe. Was haben Sie denn da genau herausgefunden?

    Wahner: Ja, das ist sozusagen der wissenschaftliche Teil, dass wir herausgefunden haben in unseren Messungen sowohl der Radikale, das heißt der Substanzen, die die Luftqualität verbessern, die Spurengase abbauen in der Atmosphäre, dass es da zusätzliche Reaktionswege geben muss und gibt, die Spurengase schneller abbauen, als man bisher im Verständnis hat - ohne Ozon zu bilden! Ozon wird eigentlich so im gegenwärtigen Verständnis immer gebildet, wenn auch ein Spurengas abgebaut wird und genügend Stickoxide da sind. Wir haben nun gefunden: Es muss einen zusätzlichen Reaktionsweg geben, der zum Beispiel Kohlenwasserstoffe, Kohlenmonoxid - was ein Gas ist, was über unvollständige Verbrennung abgegeben wird - schneller abbaut, als man es erwartet.

    Pasch: Ist das denn übertragbar auch auf andere Regionen, oder ist es jetzt nur Peking-spezifisch?

    Wahner: Ja gut, das wird man sehen. Wir denken schon, dass nicht für alle Regionen diese Reaktion wichtig ist. Die wird überall ablaufen, das denken wir schon, aber wo sie wichtig ist, wird speziell unserer Meinung nach in Gebieten sein, wo viel biogene Emissionen, also Emissionen von Pflanzen sind, und das sind große Teile der Erde, die sind dadurch belastet. Und da könnte es sein, dass man bisher ein unvollständiges Verständnis davon hat. Das kann aber auch - sagen wir, es ist weit weg, das sind nicht Industriegebiete -, aber das hat auch Auswirkungen auf die Ozonkonzentration oder die Bildung von Ozon global: Wie es gebildet wird, wie viel gebildet wird, wie groß die Hintergrundkonzentration ist.

    Pasch: Die Sportler wetteifern noch bis Sonntag. Wie geht es bei Ihnen weiter?

    Wahner: Ich bin zwar hier, aber unsere kooperativen chinesischen Studenten arbeiten weiter, messen weiter. Die Kampagne läuft weiter, läuft auch noch nach den Olympischen Spielen, auch nach den Paraolympics noch weiter, sodass wir dann sehen, gibt es wieder einen Anstieg. Also ein wichtiger Aspekt unserer Zusammenarbeit mit China langfristig war eigentlich auch, die Quellen zu identifizieren, welches sind die Hauptverursacher der Luftverschmutzung im Großraum Peking. Das ist gelungen, zum Großteil, sodass jetzt auch die chinesische Regierung für die weitere Zukunft weiß. wo müssen neue Energieproduktionsanlagen, Verbrennungsanlagen, primär eingesetzt werden, was muss erneuert werden mit neuerer Technologie. Das ist, glaube ich, auch ein langfristiger Nutzen unserer Zusammenarbeit. Wir werden das verfolgen. Momentan sieht immer noch die Luftqualität in Peking sehr gut aus.

    Pasch: Soweit der Klimaexperte Andreas Wahner, Atmosphärenforscher am Forschungszentrum Jülich und Meteorologe der Uni Köln über die Luftqualität und Klima-Entwicklung in Peking zu den Olympischen Spielen.