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Bessere Manager für Deutschland

Der Titel Master of Business Administration (MBA) kann die Grundlage für einen steilen Karriereaufschwung bieten und wird daher auch in Deutschland immer beliebter. Im deutschsprachigen Raum gibt es inzwischen mehr als 250 MBA-Programme. In Berlin findet zur Zeit die erste MBA-Fachkonferenz statt, auf der mehr als 150 Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft darüber diskutieren, wie die Management-Ausbildung verbessert werden kann.

Von Melanie Hinter | 23.10.2006
    Im internationalen Vergleich mag die Zahl gering sein, doch wer die Wahl hat zwischen 250 verschiedenen MBA-Angeboten im deutschsprachigen Raum braucht Orientierungshilfe. Diese bieten Ranglisten mit den besten Unis an der Spitze und den weniger empfehlenswerten am unteren Ende. Doch diese Ranglisten sind durchaus umstritten - nicht nur bei denen, die schlecht abschneiden.

    Wilfrid von Rath ist Mitglied der Geschäftsführung der VW Coaching GmbH, die sich um das Training und die Auswahl von Personal für den VW Konzern kümmert. Auf welcher Businessschool ein Bewerber seinen Abschluss gemacht hat, stehe bei der Personalauswahl nicht im Vordergrund.

    " Ich glaube grundsätzlich spielen Rankings für uns eine Rolle, die aber aus Sicht der Businessschools spielentscheidender sind als das von unserer Sicht der Fall ist. Natürlich, je mehr Programme es weltweit gibt, desto wichtiger ist, wo kommen die Leute her, es gibt aber ein Relevanzset von 100,150 Businesschools weltweit, die wir uns genauer angucken. Aber wir verschließen uns auch nicht Bewerbern, die von der University of Wisconsin kommen, die nun keinen besonders guten Ruf genießt. Wir sind da sehr offen, beurteilen die Leute nicht nach MBA-Programmen sondern welche Leistungen haben sie in der Vergangenheit gebracht, welche Persönlichkeit stellen sie dar, das ist viel entscheidender. "

    Persönlichkeit und Verantwortungsgefühl sollten auch in der MBA-Ausbildung eine Rolle spielen, wünscht sich Gesine Schwan, Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder und zugleich Schirmherrin der Konferenz.

    " Unternehmen haben politische Verantwortung - globale, Mittelständler, in den verschiedensten Bereichen. Wenn das so ist, dann müssen dem die, die dort arbeiten, vor allem die Verantwortungsträger, auch gerecht werden. Und das heißt wiederum, dass eine Ausbildung im Managementbereich diesen Verantwortungsaspekt sehr hervorkehren muss. Weil die tagtägliche Logik ihn oft ausblendet. "

    Bei diesen Vorstellungen scheinen Wirtschaft und Universitäten nicht weit von einander entfernt zu sein. Auch Wilfried von Rath betont, angehende Manager sollten nicht nur darauf trainiert werden, einen möglichst hohen Profit zu erwirtschaften.

    " Wenn sie die Themen sehen in der globalen Wirtschaftscommunity, die in den letzten Jahren eine Rolle spielten, umso wichtiger ist das Thema Ethik, und das kann man natürlich nicht erst dann lehren und erst dann in eine Persönlichkeit integrieren, wenn es eigentlich schon da sein müsste. Sondern da müsste man schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt anfangen, das in die Curricula zu integrieren und das ist für uns neben vielen anderen Anforderungen eben eine Ebene, Persönlichkeitsprofil ist entscheidend. Wir brauchen einfach Leute, die integrativ sind und die bereit und in der Lage und Willens sind auch Verantwortung zu übernehmen und dazu gehört natürlich auch die Ethik. "

    Von Rath wünscht sich von den deutschen MBA-Anbietern mehr Internationalität. Top-Manager bei VW müssten in der Lage sein, global zu denken. Internationalität spielt in der MBA-Landschaft nach wie vor eine große Rolle. Der deutsche Markt werde sich jedoch weiter entwickeln und der MBA hierzulande an Bedeutung gewinnen, sagt Dr. Stefan Kayser, akademischer Direktor des international anerkannten MBA-Programms Kellogg-WHU in Koblenz

    " Dann wird es sicherlich auch den Punkt geben, dann wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Man sieht ja schon, dass eine starke Segmentierung da ist auf dem Markt. Es gibt global brand Programme in Europa, es gibt einige Programme, die ich als regional brands bezeichnen würde, die schon länger bekannt sind und dann gibt es national bekannte Programme."

    Ein wichtiges Qualitätsmerkmal nach außen sei für die MBA-Studiengänge die internationale Akkreditierung, zum Beispiel beim European Quality Improvement System.

    Es gebe allerdings in Deutschland nur wenige Schulen, die eine solche internationale Akkreditierung hätten, sagte Kayser. Doch das werde sich ändern. Deutsche Akkreditierungen spielen übrigens im internationalen Markt keine Rolle.