"Es riecht. Es ist aber der Eigengeruch des Biofilters."
Becker ist Geschäftsführer bei Saria Industries. 45 Leute sind dort beschäftigt. 330 Tonnen werden zur Zeit verarbeitet, aus Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Brandenburg. 480 wären maximal möglich, dennoch arbeitet der Betrieb rund um die Uhr in drei Schichten. Jörg Binnewies ist technischer Betriebsleiter in Malchin. Auch ihn stört der Geruch nicht:
"Ja ich weiß nicht, ob Sie schon ´mal in einem Waschmittelwerk waren oder in einer Schokoladenfabrik oder in anderen produzierenden Betrieben. Auch dort riecht es. Es hat eben jedes seinen eigenen spezifischen Geruch."
Um dennoch den Geruch im Gebäude zu halten, steht es unter Unterdruck. 100.000 Kubikmeter Luft in der Stunde werden abgesaugt. Die Besonderheit der Fabrik in Malchin besteht in den beiden Produktionslinien. Während in der einen Tiermehl hergestellt wird, geht es in der anderen um SRM, das ist spezifiziertes Risikomaterial: Hirn, Rückenmark, ein Teil des Darms, alles Material, was bisher im Verdacht stand, BSE übertragen zu können. Das wird zu Sonderabfall verarbeitet. Deshalb wurden auch die 150 Tiere des belasteten Hofs aus Schleswig-Holstein hierher gebracht.
"Es ist für uns keine besondere Aufgabe. Da wir Tierseuchenbekämpfung betreiben haben wir damit seit Jahren zu tun und mit Schweinepest zu tun. Es ist für uns ein normaler alltäglicher Vorgang."
Den Rohwaren genannten Bereich will die Firmenleitung den Journalisten nicht zeigen, vor allem den Fernseh- und Fotokollegen nicht. Wenn der Bürger das sieht und sagt, jetzt werde ich zum Vegetarier- was habe ich davon erklärt Geschäftsführer Becker:
"Ich sage mal: Ich weiß nicht, was damit ´rübergebracht werden soll, wenn wir jetzt schon den Allesfresser Schwein, Huhn zum Vegetarier machen, ob wir dann auch den Menschen zum Vegetarier machen wollen durch solche Bilder."
Auf dem Schwarzweißmonitor im Regel-Leitstand sind dann doch Fleisch, Knochen und Tierhälften zu sehen.
"Dinge, die jetzt nicht für den menschlichen Verzehr eingesetzt werden: Därme, Darmpakete, Geschlechtsteile ...jetzt kommt ein Schwein."
Von einer großen Förderschnecke werden die Teile zum Brecher transportiert, der sie auf 5 Zentimeter Kantenlänge zerkleinert. Die Fleisch-Pampe wird 20 Minuten lang auf 133 Grad erhitzt. 3 Bar Druck sorgen dafür, dass das ganze flüssig bleibt. Diese deutsche Methode der Drucksterilisation beruht auf dem Tierkörperbeseitigungsgesetz von 1939. Binnewies:
"Hier ist die Sterilisationshalle. Hier wird das eingehende Rohmaterial sterilisiert und weiterverarbeitet."
Dann wird das Wasser, aus dem Fleisch ja zu zwei Drittel besteht verdampft. Übrig bleiben Fett und Eiweiß. Durch dekantieren und zentrifugieren kann das Eiweiß herausgetrennt werden, jedenfalls was davon übrig ist, die Aminosäuren, die Grundbaustoffe des Lebens. Das Tiermehl besteht zu 55 Prozent aus solchen Proteinen. Deshalb wurde es bislang auch so gern verfüttert. Der Rest sind Fett und Mineralien. Ein Teil des Tiermehls kann in Malchin direkt verbrannt werden, der Rest wird gelagert, 280 Tonnen momentan. Am Abend ist voll! , sagt ein Arbeiter. Zur Zeit ist Tiermehl also unverkäuflich. Für den Betrieb in Malchin bedeutet dies nach eigener Rechnung momentan Kosten von 50.000 Mark pro Tag, die er vorfinanziert. Ab August 2001 soll nebenan Bio-Diesel hergestellt werden. Ein Grundstoff dafür könnte das tierische Fett sein, wenn es bis dahin nicht verboten ist.