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Bewerbungsprozess
Studienplätze an Spitzenunis hart umkämpft

In den USA klafft die Zahl der Bewerber und der angebotenen Studienplätze immer weiter auseinander. Spitzenunis wie Stanford, Harvard und Princeton nehmen nur rund sechs Prozent der Bewerber auf. Anwärter bereiten sich deshalb immer besser auf die Aufnahmeprüfung vor - und geben dafür auch schon einmal 20.000 Dollar aus.

Von Heike Wipperfürth | 30.05.2014
    Blick auf ein rotes Gebäude, auf das ein Weg zwischen Grünflächen zugeht, auf denen Bäume stehen. Auf dem Weg gehen Menschen entlang.
    Für betuchte Schulabgänger gibt es teure Trainings, um sich für den Wettbewerb um einen Spitzenstudienplatz vorzubereiten. (dpa/picture alliance/Andreas Engelhardt)
    Im vierten Stockwerk eines modernen Hochhauses in Manhattan hat Donna Zilkha ihren Arbeitsplatz. Ihre Preise sind nicht gerade billig, aber...
    "Sie brauchen uns ja nicht die ganzen 10 oder 20.000 Dollar für unser komplettes Angebot zu zahlen, wenn sie sich das nicht erlauben können. Sie können einen unserer führenden Experten für 300 oder 400 Dollar pro Stunde bitten, die Unibewerbung zu prüfen."
    Komplette Beratung kostet 20.000 Dollar
    Gemeinsam mit drei ehemaligen Wall Street Bankerinnen leitet die gelernte Rechtsanwältin Aristotle Circle, eine vier Jahre alte Firma, die betuchte Schulabgänger für den Wettbewerb um einen Spitzenstudienplatz trainiert. Gerade jetzt ist ihr Wissen sehr gefragt.
    "Die Zahl der Bewerber und der angebotenen Studienplätze klafft immer weiter auseinander. Stanford hat im April nur 5 Prozent der Bewerber angenommen. Bei Harvard und Princeton waren es 6 Prozent. Auch die Zahl der ausländischen Bewerber wächst. Schüler bereiten sich deshalb immer besser auf die Uniaufnahmeprüfung vor."
    Vorbereitung auf standardisierte Testfragen
    sagt Zilkhas Kollegin Monique Bloom. Die Firma konzentriert sich vor allem auf zwei Bereiche: Selbstverfasste Studienführer und Privatunterricht. Beim Privatunterricht geht um die Vorbereitung auf standardisierte Testfragen und das Verfassen von Essays. Wenn es sein muss, lässt Zilkha auch ihre Verbindungen spielen.
    "Einer unserer Schüler wollte entweder darüber schreiben, wie er einem verlorenen Stamm im Dschungel Essen gebracht hat oder wie er einen Freund gegen einen Rüpel verteidigt hat. Ich habe einen Experten angerufen, der die Zulassungsstelle der Brown Universität geleitet hat. Er hat gesagt, dass er aus dem Fenster springt, wenn er noch ein Essay liest, in dem jemand einem verlorenen Stamm was zu Essen bringt."
    Tutoren begleiten Schüler beim Bewerbungsprozess
    Viel Zeit mit Schülern verbringt Zilkha allerdings nicht. Das tun andere. Denn die Firma expandiert - und stellt immer mehr Tutoren ein, die Schüler im ganzen Land beim Bewerbungsprozess begleiten. Auch im Ausland will sie tüchtig wachsen.
    "Wir waren gerade in Dubai und Abi Dhabi. Ich habe da mal einen Vortrag gehalten und viele Kunden gewonnen. Für Marketing brauchten wir keinen Penny auszugegeben. Es ist alles Mund zu Mund Propaganda."
    Eine Garantie, dass ihre Schüler in ihrem Traumcollege aufgenommen werden, übernimmt die Firma allerdings nicht.
    "Wir hatten nur wenig Beschwerden, denn wir machen keine Versprechungen. Wir verbessern nur das Ergebnis."
    Spitzennoten für Unis mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis
    Vielleicht ist das Ergebnis bald nicht mehr so wichtig. Denn Barack Obama wälzt Pläne, um ein neues Uni Ranking einzuführen. Seine Initiative: Noch in diesem Jahr will er Spitzennoten für Colleges mit den meisten Studenten aus niedrigverdienenden Familien und den niedrigsten Studiengebühren und Abbrecherquoten einführen.
    "Wir wollen den Unis Spitzennoten geben, die das beste Preis-Leistungsverhältnis bieten."
    Auch der ehemalige College Berater Lloyd Thacker sieht Ungerechtigkeit im System, welche er mit neuen Internetseiten wie "You can go" und "Big Future" zu verhindern sucht.
    "Das sind Internetseiten für Schüler, die sich ohne grosse Hilfe anderer auf das College vorbereiten müssen. Wir wollen ihnen bei der Suche nach einem lerngerechten Bildungsumfeld helfen. Wir wollen, dass sie die Kontrolle über ihr eigenes Lernen behalten. Bildung ist doch kein Produkt."
    Aufnahmeprüfung schon in New Yorker Kindergärten
    All das scheint Zilkha nicht zu stören. Ihre Firma hat noch eine ganz andere Marktlücke ausfindig gemacht: Die Aufnahmeprüfung in New Yorker Kindergärten. Stolz zeigt sie einen schalldichten Raum ohne Fenster, in dem Vierjährige auf den Wettbewerb getrimmt werden.
    "Einige der privaten Berater nehmen 20.000 Dollar. Aber in New York gibt es nun einmal Kindergärten, die nur jeden zehnten Bewerber annehmen. Es ist fast so schwierig, in einem Kindergarten wie in Harvard angenommen zu werden. Das ist doch verrückt."