Im schwarz gelben Gewimmel des Bienenstocks arbeiten alle unablässig Bein in Bein zum Wohle der Kolonie, Streit ist unbekannt. Dafür gibt es einen guten Grund: alle Mitglieder eines Stocks sind außerordentlich eng verwandt. Wenn sie der Königin helfen, deren Eier aufzuziehen, vermehren sich die Arbeiterinnen sozusagen indirekt gleich mit. Die Harmonie im Bienenkorb ist biologisch wohlbegründet, davon war auch Francis Ratnieks überzeugt.
Das erste, was einem an einer Bienen oder Wespen oder Ameisengesellschaft auffällt, ist die Kooperation. Man muss schon sehr genau hinsehen um die Konflikte zu finden, denn sie sind weitgehend gelöst. Aber es gibt Streit über die Frage, wer die Eier legt und wer eine Königin wird.
Ratnieks, Professor für Bienenkunde an der Universität Sheffield, hat als erster bemerkt, dass sich hinter der Harmonie im Bienenkorb auch Egoismus verbirgt. Gelegentlich nehmen Arbeiterinnen die Sache mit der Fortpflanzung in die eigene Hand und legen Eier. Daraus können sich männliche Drohnen entwickeln, und wenn die beim Hochzeitsflug eine Königin begatten, winken der selbstsüchtigen Biene ganze Scharen von Enkelkinder. Meistens geht diese Rechnung allerdings nicht auf. Schließlich wacht die Bienenpolizei über die Ordnung im Staat. Findet nämlich eine andere Arbeiterin solch ein wildes Ei frisst sie es kurzerhand auf. Verbrechen lohnt sich also nicht. Ratnieks:
Bei der Honigbiene werden fast alle Eier der Arbeiterinnen getötet, es bringt nichts sie zu legen, deshalb legt nur eine unter 10.000 Arbeiterinnen eigene Eier, in einem Stock sind das vielleicht drei oder vier Bienen. Es gibt aber Wespenarten, wo die Polizei nicht so effektiv arbeitet, wo jedes fünfte Ei unentdeckt bleibt. In diesen Arten lohnt es sich, eigene Eier zu legen, und deshalb finden wir einen hohen Anteil von Arbeiterinnen mit aktiven Eierstöcken, die auch Eier legen.
Francis Ratnieks trägt zur Zeit am Wissenschaftskolleg in Berlin Daten über Konflikte in Tiergesellschaften zusammen. Eine Grundregel zeichnet sich ab: Je wachsamer die Polizei, desto weniger Übergriffe gibt es. Ein Befund, der sich durchaus Parallelen in der menschliche Gesellschaft hat. Das aber ist noch nicht das komplette Bild. Wenn der Preis nur hoch genug ist, schreckt auch die härteste Strafe nicht. Bei Honigbiene entscheiden die Arbeiterinnen, welches Ei zu einer neue Königin wird und aus welchen die Arbeitermassen schlüpfen. Die designierte Thronfolgerin wird einfach mehr und besser gefüttert. Bei einigen Bienenarten wachsen die Larven aber in verschlossenen Waben heran und können selbst über ihre gesellschaftliche Laufbahn bestimmen.
Bei diesen Arten schlüpfen zahlreiche Königinnen, viel mehr als benötigt werden. Wenn sie aus der Wabe kriechen sind sie nutzlos und die Arbeiterinnen schneiden ihnen einfach den Kopf ab und werfen sie auf den Abfallhaufen. Für die Kolonie ist das reine Zeitverschwendung, aber die Larve setzt selbstsüchtig auf das große Los, versucht den Jackpot zu knacken indem sie zufällig dann schlüpft, wenn gerade einen neue Königin benötigt wird.
Das Risiko, unter der Guillotine zu landen, scheint erträglich, im Vergleich zu der Chance, Mutter eines ganzen Volkes zu werden. Bei einem solchen Preis schreckt auch die beste Polizei nicht mehr. Und die Moral von der Geschicht: Insekten sind auch nur Menschen. Francis Ratnieks fühlt sich bei der morgendlichen Zeitungslektüre oft an seine Bienenvölker erinnert. Hier wie da sorgt vor allem das wachsame Auge des Gesetzes dafür, dass sich die Mitglieder dem Wohle des Ganzen verpflichtet fühlen.
Eine andere Parallele besteht darin, dass immer einige Tiere gibt, die es trotzdem versuchen, die das System überlisten wollen und ich bin sicher, dass wir das alle aus der menschlichen Gesellschaft kennen.
Auch wenn eine wie die andere aussieht, hinter den schwarz gelben Uniformen verbergen sich Individuen. Und einige wenige kümmern sich nicht um die Gruppe, sie legen ein wildes Ei, mögen die Chancen auch noch so schlecht sein.
Das erste, was einem an einer Bienen oder Wespen oder Ameisengesellschaft auffällt, ist die Kooperation. Man muss schon sehr genau hinsehen um die Konflikte zu finden, denn sie sind weitgehend gelöst. Aber es gibt Streit über die Frage, wer die Eier legt und wer eine Königin wird.
Ratnieks, Professor für Bienenkunde an der Universität Sheffield, hat als erster bemerkt, dass sich hinter der Harmonie im Bienenkorb auch Egoismus verbirgt. Gelegentlich nehmen Arbeiterinnen die Sache mit der Fortpflanzung in die eigene Hand und legen Eier. Daraus können sich männliche Drohnen entwickeln, und wenn die beim Hochzeitsflug eine Königin begatten, winken der selbstsüchtigen Biene ganze Scharen von Enkelkinder. Meistens geht diese Rechnung allerdings nicht auf. Schließlich wacht die Bienenpolizei über die Ordnung im Staat. Findet nämlich eine andere Arbeiterin solch ein wildes Ei frisst sie es kurzerhand auf. Verbrechen lohnt sich also nicht. Ratnieks:
Bei der Honigbiene werden fast alle Eier der Arbeiterinnen getötet, es bringt nichts sie zu legen, deshalb legt nur eine unter 10.000 Arbeiterinnen eigene Eier, in einem Stock sind das vielleicht drei oder vier Bienen. Es gibt aber Wespenarten, wo die Polizei nicht so effektiv arbeitet, wo jedes fünfte Ei unentdeckt bleibt. In diesen Arten lohnt es sich, eigene Eier zu legen, und deshalb finden wir einen hohen Anteil von Arbeiterinnen mit aktiven Eierstöcken, die auch Eier legen.
Francis Ratnieks trägt zur Zeit am Wissenschaftskolleg in Berlin Daten über Konflikte in Tiergesellschaften zusammen. Eine Grundregel zeichnet sich ab: Je wachsamer die Polizei, desto weniger Übergriffe gibt es. Ein Befund, der sich durchaus Parallelen in der menschliche Gesellschaft hat. Das aber ist noch nicht das komplette Bild. Wenn der Preis nur hoch genug ist, schreckt auch die härteste Strafe nicht. Bei Honigbiene entscheiden die Arbeiterinnen, welches Ei zu einer neue Königin wird und aus welchen die Arbeitermassen schlüpfen. Die designierte Thronfolgerin wird einfach mehr und besser gefüttert. Bei einigen Bienenarten wachsen die Larven aber in verschlossenen Waben heran und können selbst über ihre gesellschaftliche Laufbahn bestimmen.
Bei diesen Arten schlüpfen zahlreiche Königinnen, viel mehr als benötigt werden. Wenn sie aus der Wabe kriechen sind sie nutzlos und die Arbeiterinnen schneiden ihnen einfach den Kopf ab und werfen sie auf den Abfallhaufen. Für die Kolonie ist das reine Zeitverschwendung, aber die Larve setzt selbstsüchtig auf das große Los, versucht den Jackpot zu knacken indem sie zufällig dann schlüpft, wenn gerade einen neue Königin benötigt wird.
Das Risiko, unter der Guillotine zu landen, scheint erträglich, im Vergleich zu der Chance, Mutter eines ganzen Volkes zu werden. Bei einem solchen Preis schreckt auch die beste Polizei nicht mehr. Und die Moral von der Geschicht: Insekten sind auch nur Menschen. Francis Ratnieks fühlt sich bei der morgendlichen Zeitungslektüre oft an seine Bienenvölker erinnert. Hier wie da sorgt vor allem das wachsame Auge des Gesetzes dafür, dass sich die Mitglieder dem Wohle des Ganzen verpflichtet fühlen.
Eine andere Parallele besteht darin, dass immer einige Tiere gibt, die es trotzdem versuchen, die das System überlisten wollen und ich bin sicher, dass wir das alle aus der menschlichen Gesellschaft kennen.
Auch wenn eine wie die andere aussieht, hinter den schwarz gelben Uniformen verbergen sich Individuen. Und einige wenige kümmern sich nicht um die Gruppe, sie legen ein wildes Ei, mögen die Chancen auch noch so schlecht sein.