Becker: Wer hat, dem wird gegeben, das gilt nicht nur für christliche Wert, sondern offenbar auch für Bildung. Diese These vertritt Christoph Ehmann, Autor des Buches ''Bildungsfinanzierung und soziale Gerechtigkeit''. Wie groß ist Ihrer Meinung nach die soziale Gerechtigkeit, wenn es um Bildung geht?
Ehmann: Der Zusammenhang von Bildungserfolg und sozialer Herkunft ist nirgends so deutlich wie in Deutschland. Das hat zuletzt die Pisa-Studie deutlich gemacht. Die soziale Bildungsgerechtigkeit ist nicht gegeben.
Becker: Die sozialen Ansätze der 68-er haben daran nur wenig geändert?
Ehmann: Das ist falsch. Auch die Pisa-Studie zeigt, dass es Ansätze durchaus gegeben hat, mehr soziale Gerechtigkeit herzustellen. Das hat in den 70er-Jahren noch funktioniert. Seit 82 gabe es eine Wende und seitdem geht es massiv bergab. Wir haben eine kontinuiertliche Verschärfung der Bildungsgegensätze.
Becker: Ist es polemisch zu sagen, dass akademische Eliten andere, die aus anderen sozialen Schichten kommen, ausgrenzen wollen?
Ehmann: So etwas geschieht nicht immer bewusst. Wir haben eine grundlegende Tendenz im deutschen Bildungswesen, die auf Ausgrenzung ausgerichtet ist. Wir haben ein dreigliedriges Schulsystem, das ein Klassensystem ist. Die Ausgrenzung betreibe wir nach Maßstäben, die mit Wissenschaft, mit Psychologie, mit Pädagogik nicht zu tun hat.
Becker: Wie kann dann die bestehende Ungleichheit gelindert oder gar abgeschafft werden?
Ehmann: Man muss zunächst einmal sehen, dass uns diese Ausgrenzungsmanie das ganze Geld kostet. Allein weil wir immer glauben, wir können richtig aufteilen, kostet uns das Ausgrenzen wahnsinnig Geld. Die Sonderschule kostet für den Steuerzahler etwa das doppelte, was eine Hauptschule kostet. Wir würden sehr viel Geld sparen, wenn wir uns um die Förderung eines jeden bemühten und die Leute länger zusammen ließen.
Das gesamte Interview als RealAudio
Links zum Thema:
Das Buch Bildungsfinanzierung und soziale Gerechtigkeit
Ehmann: Der Zusammenhang von Bildungserfolg und sozialer Herkunft ist nirgends so deutlich wie in Deutschland. Das hat zuletzt die Pisa-Studie deutlich gemacht. Die soziale Bildungsgerechtigkeit ist nicht gegeben.
Becker: Die sozialen Ansätze der 68-er haben daran nur wenig geändert?
Ehmann: Das ist falsch. Auch die Pisa-Studie zeigt, dass es Ansätze durchaus gegeben hat, mehr soziale Gerechtigkeit herzustellen. Das hat in den 70er-Jahren noch funktioniert. Seit 82 gabe es eine Wende und seitdem geht es massiv bergab. Wir haben eine kontinuiertliche Verschärfung der Bildungsgegensätze.
Becker: Ist es polemisch zu sagen, dass akademische Eliten andere, die aus anderen sozialen Schichten kommen, ausgrenzen wollen?
Ehmann: So etwas geschieht nicht immer bewusst. Wir haben eine grundlegende Tendenz im deutschen Bildungswesen, die auf Ausgrenzung ausgerichtet ist. Wir haben ein dreigliedriges Schulsystem, das ein Klassensystem ist. Die Ausgrenzung betreibe wir nach Maßstäben, die mit Wissenschaft, mit Psychologie, mit Pädagogik nicht zu tun hat.
Becker: Wie kann dann die bestehende Ungleichheit gelindert oder gar abgeschafft werden?
Ehmann: Man muss zunächst einmal sehen, dass uns diese Ausgrenzungsmanie das ganze Geld kostet. Allein weil wir immer glauben, wir können richtig aufteilen, kostet uns das Ausgrenzen wahnsinnig Geld. Die Sonderschule kostet für den Steuerzahler etwa das doppelte, was eine Hauptschule kostet. Wir würden sehr viel Geld sparen, wenn wir uns um die Förderung eines jeden bemühten und die Leute länger zusammen ließen.
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