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Billige Drucker - teure Tinte

Sie scheinen wahre Schnäppchen zu sein: Tintenstrahldrucker gibt es im Sonderangebot teilweise für unter 40 EUR. Doch das eigentliche Geschäft wird längst mit Patronen und Kartuschen gemacht.

Von Stefan Römermann |
    Billige Drucker – teure Druckerpatronen. Auf diese einfache Formel lässt sich das Geschäftsmodell der großen Druckerhersteller bringen. Das System ist dabei äußerst krisenfest, glaubt Druckerexperte Tim Gerber vom Computermagazin c't.

    "Wenn die Verbraucher nicht in Konsumlaune sind, dann stellen sie halt auch mal die Anschaffung eines Druckers zurück. Dass jemand jetzt weniger druckt, weil er denkt, es droht Arbeitslosigkeit oder so ... das ist eher nicht der Fall. Also das ist ein schönes, stabiles Geschäft."

    Aus Verbrauchersicht ist das allerdings weit weniger schön, findet Stefan Schridde vom Online-Portal "Murks nein danke!". Auf seiner Internetseite prangert er die Tricks an, mit denen Hersteller von Elektrogeräten den Verbrauchern das Geld aus der Tasche ziehen. Die großen Druckerhersteller bringen Schridde dabei regelrecht in Rage.

    "Ich komme mir ein bisschen vor wie im Drogenhandel. Ja, man wird so angefixt. Ja, so nach dem Motto: Kauf mal einen Drucker. Der wird dann günstig gemacht. Und dann dafür sorgen, dass über die Druckerpatronen viel Geld verdient wird."
    Tatsächlich scheint zumindest die Originaltinte oft wertvoller zu sein als Gold. Denn wer eine typische, fabrikneue Originalpatrone für 30/40 EUR aufsägt, findet darin in der Regel nur wenige Milliliter Tinte. Den Rest der Patronenkammer füllt nicht selten ein Schwamm aus. Eine klassische Mogelpackung, findet Schridde.

    "Hier hat man einen großen Kubus, den man dann reinstecken kann. Aber der größte Teil des Inhalts ist eben nicht Tinte, sondern nur Schwamm."

    Ein anderer Hersteller baut dagegen seltsam komplexe Tintenpatronen, in denen ebenfalls nur extrem wenig Platz für Tinte bleibt, ergänzt Druckerexperte Gerber vom c't-Magazin.

    "Die sind im Prinzip, ich sag mal aufgebaut wie Raketentriebwerke. Also, da sind innen alle möglichen Membranen und Kammern. Und wenn sie da irgendwo versuchen, ein Loch rein zu machen, um mit einer Spritze reinzukommen, ist die Patrone im Prinzip defekt."
    Die Hersteller versichern, für Schwämmchen und Membransysteme gäbe es technische Gründe. Sie sollen beispielsweise Luftblasen verhindern, die zu fehlerhaften Ausdrucken führen können. Doch für Hardwareexperte Gerber ist das bestenfalls die halbe Wahrheit: Das komplizierte Design mancher Patronen solle eben auch das Nachfüllen so kompliziert wie möglich machen. Ein weiter beliebter Trick sind die sogenannten Füllstandszähler. Sie werden inzwischen von fast allen Herstellern in ihre Patronen eingebaut, erklärt Sebastian Kretschmann, Betreiber der "Tinten-Toner-Tankstation" in Leipzig-Grünau.

    "Das ist letztendlich der Chip, den sie hier vorne drauf sehen, wo die sieben kleinen Pole drauf sind. Also der Drucker erkennt nachher nicht mehr die befüllte Patrone an, und druckt damit auch nicht weiter."