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Black Sabbaths Debüt wird 50
Heavy-Metal-Urknall mit Langzeitwirkung

Vor 50 Jahren erschien das gleichnamige Debüt der britischen Band Black Sabbath. Inzwischen gilt "Black Sabbath" weitgehend unumstritten als erstes Heavy-Metal-Album und enorm einflussreich – auch über Genre-Grenzen hinaus.

Von Fabian Elsäßer | 15.02.2020
Black Sabbath-Sänger Ozzy Osbourne bei einem Konzert der Band in Budapest.
Black Sabbath-Sänger Ozzy Osbourne bei einem Konzert der Band in Budapest. (picture alliance / dpa / EPA / Balazs Mohai)
Unheilvoll und drohend erhebt sich die Gitarre aus dem akustischen Bett aus Regenprasseln, Gewitterdonner und Glockengeläut. Das hat übrigens erst die Plattenfirma nach der Aufnahme des Albums hinzufügen lassen. Ist das nun tatsächlich die Geburtsstunde des Heavy Metal?
"Stile entwickeln sich ja grundsätzlich so, dass sie langsam entstehen, dass sie sich von was Bestehendem ablösen und wenn genug Leute mitmachen, gibt es irgendwann einen neuen Namen. Wenn nicht genug Leute mitmachen, bleibt es ein Personalstil. Und dann guckt man retrospektiv, wo es angefangen hat, und da einigen sich eigentlich die meisten Leute sehr stark auf dieses erste Black-Sabbath-Album." Sagt der Musikwissenschaftler Dietmar Elflein von der TU Braunschweig, der zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze über das Genre und die Monografie "Schwermetallanalysen - über die die musikalische Sprache des Heavy Metal" verfasst hat.
Anders als alle anderen
Zwar gab es damals schon zwei andere berühmte Bands, die viele Fans ebenfalls als Mitgründer des Metal sehen. Diese Einschätzung teilt Elflein aber nicht. "Led Zeppelin bleiben viel stärker formal in Bluesstrukturen und Deep Purple schreiben klassische Rocksongs. Sind in dem Sinne wirklich eine Hardrock-Band, die stark aus dem Progressive Rock kommt."
Was den Sound von Black Sabbath so anders machte, war die Gitarre von Tony Iommi. Und damit ist der Heavy Metal verkürzt gesagt das Nebenprodukt eines Betriebsunfalls. Iommi hatte als Hilfsarbeiter nämlich mehrere Fingerkuppen der Greifhand in einer Metallpresse verloren.
Riffs, Riffs, Riffs
Um die Saiten mit seinen selbstgebauten Lederprothesen drücken zu können, stimmte er sie lockerer- also tiefer und spielte Powerchords, die einfacher zu greifen sind. Zusammen mit Bassist Geezer Butler, Schlagzeuger Bill War und Sänger Ozzy Osbourne etablierte er auf dem ersten Album die Dominanz des Riffs in nie dagewesener Konsequenz.
"Alle spielen das Riff parallel. Der Bass, die Gitarre, das Schlagzeug betont mit, und im Falle von Ozzy Osbourne singt er dann auch noch das Riff mit. Manchmal."
Ansatzweise hatte es das natürlich schon gegeben, aber nicht in Kombination mit dieser Wucht, oder auch - wie im Titelsong, der das Album eröffnet - mit dieser quälenden Langsamkeit.
"Black Sabbath" von Black Sabbath vom Album "Black Sabbath" gilt heute auch als erster Doom-Metal- Song. Wie überhaupt jedes Heavy-Metal-Subgenre wenn nicht auf das Debüt, so doch auf der Diskografie von Black Sabbath aufbaut. Iron Maiden sind Fans, Metallica-Chef James Hetfield sowieso, aber auch die Punk-Band Black Flag oder Hardcore-Musiker Henry Rollins.
Auch Popbands covern Black Sabbath
Und man glaubt es kaum: auch die Post-Britpopper Arctic Monkeys bauen bei Live-Auftritten in einen ihrer Songs gerne mal einen kurzen Ausschnitt des Black Sabbath-Klassikers "War Pigs" ein, den wiederum Jahre vorher die Crossover-Rocker von Faith No More gecovert hatten. Was sicherlich auch zum Erfolg und zur Einflusskraft der vier Unterschichtkinder aus Birmingham beitrug, war ihr Flirt mit dem Okkulten. Den aber sollte man nicht überschätzen, meint Musikwissenschaftler Dietmar Elflein.
"Das ist ein Spiel. Das ist eine Arbeiterklasseband erst mal. Das ist ein Spiel mit Symbolen. Man benennt sich nach nem alten Horrorfilm, in dem Bela Lugosi mitspielt, der Black Sabbath hieß. Man hat ein, zwei Texte, man ist aber eigentlich selber sehr christlich, zumindest im Falle von Tony Iommi. Und das ganze Image von Black Sabbath kommt im Endeffekt ganz stark von der Plattenfirma."