Blanke Not

Die Heidelberger Universitätsbibliothek hat sich zu einem ungewöhnlichem Aufruf entschieden: Durch die rückläufigen Haushaltsmittel sei das Angebot der Bibliothek an der ältesten deutschen Universität zunehmend gefährdet. Daher bittet sie um Spenden für ihre Lehrbuchsammlung, der für die Studierenden vielleicht wichtigste Teil einer Unibibliothek. Durch den Rückzug des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums aus der unmittelbaren Bibliothekenfinanzierung im Rahmen des Solidaritätspaktes bleibt trotz drastischer Sparbeschlüsse - unter anderem bei den Erwerbungsmitteln in Höhe von 300.000 Euro - an der Heidelberger Unibibliothek eine Deckungslücke im Literaturetat. Die Heidelberger UB will deshalb private und kommerzielle Spender gewinnen. Seit rund zwei Wochen ist der Spendenaufruf nun veröffentlicht, in dieser recht kurzen Zeit hat sich noch kein Spender gefunden, bedauert Gisela Weber, die Leiterin der Universitätsbibliothek Heidelberg: "Wir hoffen nun, dass die Resonanz noch eintritt. Wir hätten eigentlich erwartet, dass sich schneller eine Reaktion zeigt." Bei einer ähnlichen Aktion in Freiburg war die Resonanz allerdings auch nicht berauschend. Dabei ist die Not an den Unibibliotheken groß, wie sich in Heidelberg zeigt. "Im Vergleich zum letzten Jahr fehlen uns 1,8 Millionen Mark also 900.000 Euro", sagt Gisela Weber. "Sie wissen, dass insbesondere im Zeitschriftenbereich die Preise davonlaufen. Es gibt naturwissenschaftliche Zeitschriften, die im Jahr 30.000 Mark und mehr kosten. Das ist bald nicht mehr bezahlbar. Die Lehrbuchsammlung, um die es uns jetzt geht, ist eine Spezialsammlung, die für die Ausbildung, das Studium, für die Prüfungen der Studierenden die Literatur bereitstellt." Im Studienalltag ist die Lehrbuchsammlung ein ganz essenzieller Teil einer Bibliothek und spielt eine gewaltige Rolle, so Weber: "Die Lehrbuchsammlung enthält etwa 20.000 studienbezogene Titel, denen 120.000 Exemplare entsprechen. Wir verwalten diese Sammlung auf der Basis von Mehrfachexemplarbeschaffungen, um der Nachfrage zu genügen. Diese Sammlung wurde im letzen Jahr 600.000 Mal ausgeliehen. Das ist die Hälfte unseres Ausleihvolumens überhaupt." Die Studierenden sind beim Lernen auf die Bücher dieser Sammlung angewiesen. Die Bücher selber zu kaufen, ist keine Alternative, denn Lehrbücher sind bekanntlich sehr teuer.