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Blick auf die Anfangsphase

Astronomie. - Der Himmel hängt voller Sterne, doch wie haben sich die gebildet? Bis heute weiß die Wissenschaft keine zufriedenstellende Antwort auf die Frage nach den Prozessen bei der Entstehung einer Sonne, nicht zuletzt deshalb weil diese Prozesse mangels von ihnen ausgehender Strahlung nicht beobachtet werden können. Britische Forscher berichten jetzt auf der Jahrestagung der Royal Astronomical Society in Bristol von einem Hilfsmittel.

    Milliarden und Abermilliarden von Sonnen gibt es im Weltall, doch wie es zu dieser Menge an Sternen gekommen ist, wissen die Wissenschaftler nicht genau. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie die anfänglichen Prozesse der Sternbildung nicht beobachten können, weil dabei nicht genug Strahlung freigesetzt wird, um irdische Teleskope zu erleuchten. Astronomen des University College in London berichten auf der Jahrestagung der Royal Astronomical Society in Bristol über ein Hilfsmittel in der Klemme. "Uns können die Jets junger Sterne helfen", erklärt Serena Viti, "sie strahlen eng gebündelte Ströme sehr schneller Teilchen aus, die wie Lichtkegel einer Taschenlampe wirken." Treffen diese Strahlenkegel auf die dunklen Zusammenballungen von Materie, die künftig als Sterne strahlen sollen, beginnen die Materiewolken zu leuchten.

    Doch die externe Beleuchtung verändert auch die Chemie der Materiewolken. Bestimmte Verbindungen werden durch die Strahlung angereichert, da diese andere Bestandteile verdampft. "Ein Beispiel ist Methanol, das allerdings im Bereich der Radiostrahlung leuchtet", erklärt Viti, "wir suchen nach Stellen, wo solche Stoffe auffallend stark strahlen und sehen dann nach, ob das von einem schnellen Jet kommt, der auf diese dunklen Wolken trifft." Im sichtbaren Spektrum sind die Wolken weiterhin nicht zu sehen, aber im Radiospektrum hinterlassen sie ihre Spuren, so dass Viti und ihre Kollegen die fragliche Himmelsgegend genauer untersuchen können. Sie hoffen der Antwort auf die Frage nach der Ursache der Sternentstehung einen Schritt näher zu kommen. Unklar ist nämlich, warum sich die lockeren Materiewolken urplötzlich zusammenziehen und damit die Energie für die Sternentstehung im Zentrum einer solchen Materieansammlung aufbringen. Ist ein solcher Kollaps erst einmal angestoßen geht es sehr schnell, innerhalb von einer Million Jahre beginnt ein derartiges Zentrum zu leuchten und wird ein Stern.

    [Quelle: Dirk Lorenzen]