25. April 2025
Blick in die Zeitungen von morgen

Im sächsischen Torgau ist heute an die Begegnung sowjetischer und amerikanischer Soldaten am Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren erinnert worden - und zwar im Beisein des russischen Botschafters Netschajew.

Sergej Netschajew, russischer Botschafter in Deutschland, nimmt am Gedenken zum 80. Jahrestag des sogenannten Elbe Day im sächsischen Torgau teil.
Der russische Botschafter in Deutschland, Netschajew, nimmt am Gedenken zum 80. Jahrestag des sogenannten Elbe Day im sächsischen Torgau teil. (dpa / Hendrik Schmidt)
Die LAUSITZER RUNDSCHAU aus Cottbus analysiert:
"Es ist eine heikle Frage, ob eine einstige Befreier-Nation, die jetzt selbst Krieg führt, am Gedenken teilnehmen sollte. Es wäre geschichtsvergessen, russischen Vertretern die Teilnahme komplett zu verweigern. Dass man ihnen dabei keine Bühne bieten sollte, ihre Teilnahme propagandistisch für ihre kriegführende Nation auszuschlachten, versteht sich von selbst."
In den Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN, zu denen der DONAUKURIER aus Ingolstadt gehört, wird der Vorgang kritischer bewertet:
"Das Weltkriegsgedenken in Torgau an der Elbe spiegelte nicht nur bekannte sächsische Stimmungen, sondern auch das aktuelle Abrutschen der gerechten Sache der Ukraine. Weder von ukrainischer noch von US-Seite waren Offizielle vor Ort. Stattdessen durfte der russische Botschafter sich dort 'wohlfühlen', zum ersten Mal übrigens seit dem Überfall auf die Ukraine. Sachsens Ministerpräsident brandmarkte Russland zwar als alleinigen Aggressor. Aber das war zu wenig."
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU findet:
"Deutschland darf nicht alle Brücken nach Russland abbrechen. Eine öffentliche Inszenierung, in der Russlands offizieller Vertreter sich quasi als Friedensfürst darstellen kann, ist allerdings fehl am Platz."
Thema in den Kommentaren sind außerdem die Bemühungen der USA, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu beenden.
Die STUTTGARTER ZEITUNG kann dem Vorstoß nichts abgewinnen:
"Der auf einen Deal mit dem russischen Präsidenten Putin abzielende 'Friedensplan' orientiert sich allein am Recht des Stärkeren: Dem Aggressor werden die eroberten Gebiete zum Geschenk gemacht, US-Präsident Trump wiederum reklamiert den Zugang zu ukrainischen Bodenschätzen. Das entspricht einer Perversion des Völkerrechts."
"Eine gute Verhandlungslösung sieht anders aus", kommentiert auch die RHEINISCHE POST aus Düsseldorf. "Völkerrechtlich wäre es fatal, wenn die Ukraine so unter Druck gesetzt würde, dass sie diesen erheblichen Gebietsverlusten zustimmen würde. Neue Kriege und Angriffe auf militärisch Schwächere wären vorprogrammiert."
Der Berliner TAGESSPIEGEL nimmt die Europäer in die Pflicht:
"Das laute Klagen vieler Europäer ist wohlfeil. Es verkennt, dass man selbst bislang keine bessere Idee für eine Lösung des Konflikts hatte. Wenn das Leid der Ukrainer beendet werden soll, müssen europäische Staaten, die sich zur Ukraine bekennen, endlich vollen Einsatz zeigen. Mit dem Finger auf Putin und Trump zu zeigen, reicht jedenfalls nicht."