30. April 2025
Blick in die Zeitungen von morgen

Wegen des Feiertags erscheinen morgen nur wenige Zeitungen. Zentrales Thema auf deren Meinungsseiten ist das Online-Votum der SPD-Basis, bei dem knapp 85 Prozent den Koalitionsvertrag mit der Union gebilligt haben.

Auf einem Handy-Bildschirm ist auf einem roten Hintergrund das Wort „Ja“ zu lesen. Im Hintergrund sieht man in der Unschärfe einige aufgebaute Kameras für eine Pressekonferenz in der SPD-Parteizentrale.
Die SPD-Mitlglieder haben in einer Online-abstimmung den Weg für eine schwarz-rote Regierungskoalition frei gemacht, das ist Thema in den Zeitungskommentaren von morgen. (picture alliance / dpa / Kay Nietfeld)
Das STRAUBINGER TAGBLATT mahnt die künftige schwarz-rote Bundesregierung zur Eile:
"Ja, die SPD hat maßgeblich das riesige Investitionsprogramm für Verteidigung und Investition auf den Weg gebracht, sie hat im Koalitionsvertrag für die steuerliche Entlassung kleiner und mittlerer Einkommen gekämpft oder für die Stabilität der Rente, sie hat ihre Handschrift also eingebracht, so, wie die anderen auch. Ab nächster Woche jedoch müssen CDU, CSU und SPD den Schalter umlegen, denn mit dem Motto 'es ging nicht anders' kann man keine Dynamik entfalten. Sie müssen zeigen, ob sie es besser können als die zerbrochene Ampel."
Das Magazin CICERO meint:
"Die SPD hat jetzt die Gelegenheit, wieder zur Stimme der Arbeiter und Angestellten zu werden und sich von der Idee zu verabschieden, als Partei von Berlin-Mitte zu reüssieren – was wegen der ideologischen Konkurrenz zu den Grünen schon immer eine dumme Idee war. Denn es lässt sich doch immerhin feststellen, dass die große Zustimmung zum Koalitionsvertrag gegen die Stimmen nicht weniger Parteilinker und der linksradikalen Jusos zustande gekommen ist – also gegen jene Teile der SPD, welche die Partei überhaupt erst in jene Fast-Bedeutungslosigkeit geführt haben."
Die SCHWÄBISCHE ZEITUNG aus Ravensburg beobachtet wenig Solidarität mit Parteichefin Esken innerhalb der SPD:
"Offensichtlich hoffen Eskens Kritiker, dass sie, mit etwas Druck, aber letztlich freiwillig, ihren Hut nimmt. Das würde einiges vereinfachen: Die Sozialdemokraten müssten sich beispielsweise nicht länger fragen lassen, warum allein Esken für das schlechte Wahlergebnis verantwortlich sein soll – und nicht der Co-Vorsitzende Lars Klingbeil. Die ohnehin unbeliebte Parteichefin träte beladen mit dem Wahldebakel in den Hintergrund und würde nicht länger einen Schatten auf den smarten Koalitionsverhandler werfen."
Mit dem designierten Vize-Kanzler Klingbeil befasst sich auch die MEDIENGRUPPE BAYERN:
"Die SPD unterwirft sich voll und ganz dem 47-jährigen Niedersachsen und setzt all ihre Hoffnung in sein politisches Talent. Zwar finden nicht alle in der Partei die Machtkonzentration richtig – doch es mangelt an Alternativen, die die Chuzpe von Klingbeil haben. Dabei dürfte der Weg mit einer starken Figur an der Spitze die letzte Chance der SPD sein, aus ihrem Tief rauszukommen. Gerade kann sie zwar vor Kraft kaum laufen, was aber nicht an den Ergebnissen liegt, sondern an Klingbeil, der den Sozialdemokraten Leben einhaucht, wo eigentlich keines mehr ist."