19. Dezember 2025
Blick in die Zeitungen von morgen

Beherrschendes Thema in den Kommentaren der Zeitungen ist der EU-Gipfel zur Finanzierung der Ukraine. Dazu schreibt der MÜNCHNER MERKUR:

    Brüssel: António Costa, Präsident des Europäischen Rates, eröffnet die erste Arbeitssitzung beim EU-Gipfel.
    EU-Gipfel in Brüssel (Michael Kappeler / dpa )
    "Zum Tiger wollte Europa auf seinem Brüsseler Ukraine-Gipfel werden. Am Ende hat es dann doch nur zum Papiertiger gereicht. Für die vom Kanzler geforderte Beschlagnahmung der eingefrorenen Russen-Milliarden fehlte den 27 Staatschefs der Mut, manchen auch der Wille. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute: Dank des 90-Milliarden-Kredits für Kiew müssen die Ukrainer die Friedensverhandlungen nicht mit dem Rücken zur Wand führen.
    Die TAZ findet: "Die EU hat sich und der Ukraine Zeit verschafft. Die 90 Milliarden werden nicht, wie Kritiker meinen, gebraucht, um den Krieg zu verlängern, sondern um Russland zu einem einigermaßen fairen Frieden zu zwingen."
    Das DARMSTÄDTER ECHO bezeichnet die Idee, eingefrorenes russisches Staatsvermögen zur Ertüchtigung der Ukraine zu verwenden, als "verlockend. Sie wurde allerdings viel zu früh hinausposaunt. Warnungen vor der Schaffung eines solchen Präzedenzfalls in den internationalen Finanzbeziehungen gab es genug. Anscheinend hat auch niemand die früh geäußerten belgischen Bedenken ernst genommen. Dieses Gezerre in aller Öffentlichkeit hätte man sich sparen können."
    ND DER TAG hebt hervor: "Mit glühendem Fanatismus setzten sich Merz und von der Leyen in den vergangenen Monaten für die Entwendung russischer Staatsgelder ein, warfen dabei alle internationalen Gepflogenheiten und Rechtsprechungen über Bord und versuchten, jeden als Russland-Freund zu brandmarken, der nicht mitziehen wollte. Dass sie Warnungen und Bedenken nicht hören wollten, fällt ihnen nun auf die Füße."
    Der SÜDKURIER aus Konstanz urteilt: "Pragmatisch gesehen war der Brüsseler Gipfel-Krimi erfolgreich. Dennoch war er eine Niederlage. Zunächst für Bundeskanzler Friedrich Merz. Er hatte darum gekämpft, das russische Milliardenvermögen im Westen für die Hilfe anzuzapfen. Er war sogar so weit gegangen, dass er auch in Deutschland eingefrorene Gelder ins Spiel brachte. Umsonst. Die Bedenkenträger haben sich durchgesetzt. So viel zur deutschen Führungsstärke."
    Die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg argumentiert: "Sollte Friedrich Merz im erzielten Kompromiss um die weitere Unterstützung der Ukraine eine Niederlage sehen, so müsste er sich zuerst an die eigene Nase fassen: Wieder einmal zu viel versprochen. Aber Politik funktioniert auf dem europäischen Parkett nun einmal anders."
    Die VOLKSSTIMME aus Magdeburg sieht es nicht ganz so kritisch: "Die fundamentale EU-Entscheidung ist so überraschend wie vernünftig. Freilich muss sich Brüssel einmal mehr den Vorwurf gefallen lassen, weich und formbar wie Spielzeugknete zu sein. Es macht jedoch den zivilisatorischen Unterschied zu einer Alleinherrschaft wie der in Russland aus, dass die Meinung aller zählt. Auch wenn die Schwergewichte der Gemeinschaft etwas anderes wollen."