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Bloc Party auf der Suche nach dem Unperfekten

Die britische Band Bloc Party war nach unzähligen Tourneen ausgebrannt. 2009 gingen sie deshalb unabhängige Wege. Nun sind sie nach einer kreativen Pause mit ihrem neuen Album "Four" zurück und verzichteten bei der CD-Produktion auf Perfektionismus.

Von Thomas Elbern | 18.08.2012
    "Wir haben uns alle eine Zeit lang aus dem Bandleben verabschiedet, bis wir wieder die Lust und vor allem die Inspiration hatten, ein neues Album einzuspielen. Es war von vorneherein klar, dass dort möglichst viele Gitarren zu hören sein sollten und wir wieder zu simplen Strukturen zurückkehren wollten. Deswegen nennt sich das Album vier, weil wir vier Leute in der Band sind und wieder viel Freude daran hatten, zusammenzuspielen."

    Bloc Party sind zurück und klingen so, als hätten sie die kreative Pause auch wirklich gebraucht. Während sich ihr letztes Album "Intimacy" nicht richtig zwischen Indie Rock und Electro Pop entscheiden konnte, sind die Fronten beim aktuellen Album geklärt. Es kracht, es scheppert, es rockt wieder. Bloc Party scheinen ihre Energie wiedergefunden und auch aus der Vergangenheit gelernt zu haben, wie Sänger Kele beschreibt:

    "Wir haben bei der Produktion dieses Albums extrem darauf geachtet, dass wir die Ungenauigkeiten und die kleinen Fehler einfach drin lassen, anstatt alles direkt wegzueditieren. Es sollte so organisch wie möglich klingen. Das Traurige heute bei vielen modernen Produktionen ist, dass sie so auf Perfektion getrimmt sind. Da geht viel vom eigentlichen Flair der Musik verloren. Und genau das Zufällige, das Unperfekte, das haben wir versucht in dieser Produktion einzufangen."

    Sänger Kele nutzte die kreative Pause von Bloc Party um sein eigenes, elektronisch geprägtes Soloalbum "The Boxer" einzuspielen und 2010 eine Zeit lang in New York zu leben. Eigentlich wollte er nach dem pausenlosen Touren über Jahre hinweg mal keine Musik zu machen und einfach abschalten. Doch es kam anders: Wirtschaftskrise und Occupy Movement inspirierten ihn zu neuen Songs und Texten.

    "Es war eine ziemlich dramatische Zeit für die ganze Welt. Überall protestierten die Menschen gegen das System und ich war in New York auf einmal mittendrin. Mich hat das alles wieder wach gemacht. Ich hatte auf einmal Lust Texte zu schreiben und kreativ zu werden. Und da ich die Möglichkeit habe, durch Musik Leute direkt zu erreichen, wollte ich dem Ganzen meine Stimme geben."

    Bloc Party sind mit ihrem neuen Album "Four" wieder klar identifizierbar: Kantige Songs, aber auch wirklich poplastige Momente sind da kein Widerspruch. Schaut man sich die Geschichte der Gruppe an, so wird schnell klar, dass hier vier Musiker eine Karriere wie im Schnelldurchlauf durchlaufen haben.

    Seit 2005 war Bloc Party weltweit präsent und kaum war die letzte Tour vorbei, fing auch schon die nächste Albumproduktion an. Doch in Momenten der beschaulichen Kontemplation kamen für Sänger Kele wichtige Erkenntnisse.

    "Als wir mit Bloc Party anfingen, hatten wir diese unglaubliche Energie. Egal, ob wir Songs geschrieben haben oder auf der Bühne spielten, es war immer wie eine Art Vulkanausbruch von Gefühlen. Über die Jahre haben wir so etwas wie Zurückhaltung gelernt und verstanden, dass unser Sound auch dann kraftvoll sein kann, ohne die Songs ständig mit 200 Kilometern zu spielen."

    Die Bloc Party Maschine läuft wieder. Das heißt, die Gruppe tourt gerade durch die USA, Südafrika und Europa, um ihre neues Album vorzustellen. Die Nachfrage ist groß, denn irgendwie stehen Bloc Party mit ihrem Sound einzigartig in der aktuellen Musiklandschaft da.

    Sie klingen weder wie die Kopie einer verblichenen Gruppe aus den 80ern noch verzetteln sie sich zu sehr in aktuellen Trends. Das können heutzutage nicht viele Bands von sich behaupten. Und gerade im Zeitalter der Globalisierung bleiben Bloc Party erfrischend eigen und unberechenbar.

    "Heutzutage ist dank des Internets so eine Art kulturelle Gleichschaltung eingetreten. Alle ziehen sich gleich an und hören dieselbe Musik. Junge Leute heutzutage fühlen sich, egal wo sie sich auf der Erde befinden, einer speziellen Gruppe zugehörig und deswegen tragen sie den gleichen Haarschnitt und verbreiten die gleiche Philosophie."