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Blume ist nicht gleich Blume

Heute ist Valentinstag, der Tag der Liebenden. Für die einen eine gute Gelegenheit, sich für seinen Schatz etwas Besondere einfallen zu lassen, für die anderen ein reiner Werbegag der Blumenindustrie. Doch Blume ist nicht gleich Blume.

Von Michael Braun |
    Man braucht schon einen Geländewagen, um diese Blumenfarm zu durchmessen. Panda Flowers hat hier, etwa 25 Kilometer nordwestlich von Kenias Hauptstadt Nairobi, 53 Hektar mit Gewächshäusern überbaut. Briton Banessa heißt der Mehrheitsgesellschafter der Farm, ein groß gewachsener Mann, der mit seinem weißen Turban und seinem langen weißen Bart leicht als Inder zu erkennen ist. 65 Millionen Rosen in 26 Farben und Sorten produziere er hier, erzählt er.

    Seine Rosen gehen zu 95 Prozent nach Europa, 40 Prozent allein nach Deutschland. Von der Debatte um Pestizide in den Rosen, von der Ausbeutung vor allem der Arbeiterinnen auf Kenias Rosenfarmen hat er gehört. Er finde die Debatte richtig, er sei aber nicht betroffen.

    Panda Flowers sei sehr sensibel und verantwortlich gegenüber Umweltschäden. Wenn er welche sehe, habe er die Kontrollen und Systeme, um sie zu mindern oder gar auszumerzen. Das Unternehmen habe sich, Umweltschäden möglichst ganz zu vermeiden, sagt er.

    Zweimal täglich werden hier Rosen geschnitten. Dann werden sie in einer großen Halle bei sieben bis acht Grad vorgekühlt. Eine Arbeiterin kontrolliert später Blätter- und Blütenbesatz, ob die Stängel angebrochen sind.

    Im Packsaal werden die Rosen schließlich mit Manschetten zu großen Bünden zusammengefasst. 60 Prozent der Blumen bekommen eine Zellophanverpackung mit dem Label Fairtrade:

    Panda hat sich das Label unter anderem mit seiner Lohnpolitik verdient. Die Farm zahlt Anfängern einen Monatslohn von 7.400 Schilling (etwa 67 Euro). Der Mindestlohn in Kenia liegt bei 6.000 Schilling. Panda unterstützt ein Gesundheitszentrum für rund 35.000 Frauen in der Region und hat Grundstücke für den Bau einer Schule und von Unterkünften für Straßenkinder gespendet. Das Engagement im Kampf gegen Aids ist überall sichtbar: Kondomautomaten in den Toiletten sind Standard.

    Für den in Köln ansässigen Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der Dritten Welt ist es nicht leicht, diese und auch Umweltstandards zu verbreiten, aber so Claudia Brück von TransFair, es gehe voran:

    "Es ist für uns immer eine Herausforderung, diese Standards auch bis in das letzte Dorf oder bis in die letzte Hütte auf einer Farm hineinzutragen. Das ist eine sehr große Herausforderung, die wir noch nicht überall geschafft haben. Aber da sind wir auf dem Weg. Und die Fairtrade-Rosen machen von dem Export aus Kenia zum Beispiel schon 25 Prozent aus. Das heißt, dass wir 25 Prozent der Arbeiterinnen und Arbeiter erreichen."

    Die Gewerkschaft Bauen Agrar Umwelt mahnt Rosenkavaliere zum Valentinstag, der Liebsten nur fair gehandelte Blumen kaufen. Andere Rosen seien stark mit Pestiziden belastet. Ihre Dämpfe könnten Augen, Haut und Atemwege reizen. Das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) hat zum Valentinstag in einer neuen Studie auf die extremen Gesundheitsrisiken von Blumenarbeiterinnen durch Pestizide hingewiesen. Regierungen und Blumenbetriebe setzten die Gesundheit der Arbeiterinnen fahrlässig aufs Spiel. Dass die Blumen aus Kenia mit dem Flugzeug nach Deutschland und Europa kommen, hält Claudia Brück von Fairtrade aber auch ökologisch für verantwortbar:

    "Eine Rose, die in Ostafrika gezüchtet wird, ist von der Energiebilanz zehn, elf Monate im Jahr günstiger als eine Rose, die in Treibhäusern hier in Europa hochgezogen wird. Und dieser Energieaufwand ist wesentlich höher als die Rosen einzufliegen."

    Für 12.000 Rosen aus Kenia, hat die englische Cranfield-Universität errechnet, werden alles in allem 2,2 Tonnen CO 2 ausgestoßen. In den Niederlanden sind es 35 Tonnen. Denn hier muss Erdgas die Wärme liefern, die in Kenia die Sonne zur Verfügung stellt.