Übermütiges Plätschern mit den Schwimmflossen. Überlingen am Bodensee, Uferpromenade. Unter Wasser ist es zwar winterlich kalt, aber unglaublich spannend:
"7 Grad: Einen schönen Krebs haben wir gesehen. Generell hat's hier Hechte oder Rüschen. Also es ist schon ein Tauchplatz, wo man ein bisschen etwas sehen kann."
"Wir sind an der Promenade entlang getaucht. Und da unten ist es recht interessant: Da ist ein Haufen Gerümpel da unten. Stühle, Metallteile. Da ist ein schöner Bewuchs auch. Und ein paar Fischle waren auch noch da."
Beliebtes Tauchrevier im Winter
Eric Kaiser aus Hechingen, Klaus Achstätter aus Lindau, Ralf Hermann aus Niederenhall – drei von über 200 Teilnehmern am Dreikönigstauchen im Bodensee vor Überlingen: Ausgerechnet im Winter, wenn's unter Wasser ungemütlich kalt ist, macht es besonders viel Spaß, im Bodensee auf Entdeckungstour zu gehen, findet Klaus Achstätter:
"Spannend ist es im Winter, weil die Sichtweise besser ist: Man sieht weiter, man hat bessere Sichtweiten. Im Sommer und im Frühjahr kommt immer die Algenblüte, da ist die Sicht etwas schlechter. Außerdem ist das Wasser sehr aufgewühlt. Und deshalb ist es im Winter eigentlich schöner."
Kreischende Möwen über der glatten Wasseroberfläche, nur leichter Nieselregen – der Bodensee gibt an diesem Vormittag ein besonders friedliches Bild ab. Doch das täuscht.
"Also ich komme gerade von unserem Einsatzort vom Seezeichen 24. Da sind wir gerade auf der Suche nach einer vermissten Taucherin mittels unseres Unterwasserroboters."
Rolf Grosse von der Wasserschutzpolizei hat an diesem Vormittag keinen einfachen Job: Er sucht mit seinem Team nach einer 54 Jahre alten Taucherin. Nur wenige Tage zuvor hat sich vor Überlingen eine tragische Geschichte ereignet:
"Auf einer Wassertiefe von 65 Metern hat der Tauchpartner seine Tauchpartnerin aus den Augen verloren. Und was danach passiert ist, das wissen wir leider nicht. Der Tauchpartner ist noch hoch, hat gewartet, ob sie aufsteigt. Sie ist nicht mehr hochgekommen. Und wir müssen davon ausgehen, dass ihr unten etwas passiert ist und sie unten geblieben ist."
Gefahr in der Tiefe: Stickstoffgas und unwegsame Unterwasserlandschaft
Und das ist im Bodensee vor Überlingen kein Einzelfall:
"Wir haben jedes Jahr mehrere Tauchunfälle hier im Bereich Überlinger See. Und leider sind auch einige tödliche dabei. Es wird viel getaucht. Und natürlich die Felswände, die steilen Felswände unter Wasser, sind auch ein Risikofaktor hier am See."
Immer wieder hat sich der Bodensee zur Todesfalle besonders für solche Taucher entpuppt, die das Revier nicht kennen. Das weiß auch Ulrich Stoermer, Vorsitzender der Tauchgruppe Überlingen:
"Das passiert einfach: Das Stickstoffgas in der Tiefe, das wirkt leicht narkotisch. Das heißt: Die Sinne gehen ein bisschen weg. Das macht die Sache gefährlich. Wenn ich dann körperlich nicht fit genug bin, kann es sein, dass unter Wasser etwas passiert."
Hinzu kommt die Unterwasser-Landschaft im Bodensee vor Überlingen: Nach der Flachwasserzone geht es abrupt steil hinunter, über 60 Meter tief. Faszinierende Unterwasser-Felswände haben schon manchen Taucher um die Orientierung gebracht. Deshalb ist für Ulrich Stoermer von der Tauchgruppe Überlingen der Bodensee kein Revier für blutige Anfänger:
"Ich brauch Erfahrung. Ich brauch' mindestens 50 Tauchgänge. Ich brauche auch Erfahrung im Tiefenbereich 20 bis 40 Meter. Ein Anfängertaucher, der nur Erfahrungen gemacht hat in Tiefen zwischen 20 und 40 Metern, für den ist nun der Bodensee nicht so geeignet. Der muss erst Erfahrungen sammeln. Es ist hier ein schwieriges Tauchgebiet."
Dem gegenüber steht die Unterwasserlandschaft des Bodensees, die in Taucherkreisen als einzigartig gilt.
Ulrich Stoermer: "Da würde ich sagen, von den Binnenseen in Deutschland steht der Bodensee vor Überlingen auf Platz eins. Mir ist also kein See bekannt, der die gleiche Qualität und den gleichen Grundverlauf bietet."
Und an kein anderes deutsches Binnengewässer kommen pro Jahr so viele Taucher wie an den Bodensee, speziell im Abschnitt vor Überlingen:
"Das sind so 40 000 Tauchgänge. Sie können in relativ kurzen Abständen Tiefentauchgänge in 20, 30 Metern durchführen und müssen nicht lange raus auf den See."
Geübte Taucher lassen sich dann auch durch das Unglücke der Vergangenheit nicht von ihren Unterwasserausflügen im Bodensee abbringen. Zu ihnen gehört auch Ralf Hermann aus Niederenhall:
"An sich gefährlich würde ich den Bodensee nicht bezeichnen. Ich sag' immer: Der Weg zum Bodensee ist gefährlicher. Auf der Autobahn sterben mehr Leute wie hier im Bodensee."