Rudolf Virchow verdankt Berlin nicht nur die ersten öffentlichen Krankenhäuser und die Abwasserentsorgung sondern die Fleischbeschau. Etwa um 1900 wurde sie dann in ganz Deutschland verpflichtend. Seitdem muss ein Tierarzt von jedem Schwein Proben aus Zwerchfell und Unterarm entnehmen und mit der Trichinoskopie begutachten. Dabei werden die Muskeln zwischen zwei Glasplättchen gequetscht und unter dem Mikroskop nach Millimeter großen Kapseln durchsucht. In ihnen verbergen sich Trichinen, die Larven eines kleine Fadenwurms mit dem wissenschaftlichen Namen Trichinella spiralis. Er können auch den Menschen befallen und dann zuerst starke Magen-Darm-Beschwerden, später Muskelschmerzen, Schwellungen und Fieber auslösen und auch zum Tod führen. Vor Einführung der Fleischbeschau erkrankten jedes Jahr 15.000 Personen in Deutschland. Heute sind es vielleicht zehn Fälle, die meisten Erkrankten haben im Ausland, in Litauen, Rumänien oder dem ehemaligen Jugoslawien, trichinenverseuchtes Fleisch gegessen. Gelegentlich kommt es aber auch hierzulande zu Ausbrüchen erinnert sich der Leiter des Nationalen Referenzlabors für Trichinen am Bundesinstitut für Risikobewertung, Dr. Karsten Nöckler:
"Wir haben den letzen größeren Ausbruch in Nordrhein Westfalen gehabt, Ende der 90er Jahre, wo über 50 Personen erkrankt sind und dort die Infektionsquelle Hackfleisch und Rohwurst waren, die aus Saunacken, die aus Spanien eingeführt worden sind, die Infektionsquelle für den Menschen waren."
In Deutschland sind die Schweinebestände weitgehend frei von Trichinen. Die Fadenwürmer finden sich aber in Wildschweinen, die als Allesfresser auch Kadaver von Füchsen und Marderhunden anknabbern, den natürlichen Wirte der Trichinen. Im Jahr werden rund 350.000 Wildschweine untersucht, die allermeisten können problemlos in die Pfanne wandern, aber bei etwa zehn Tieren werden die Veterinäre fündig. Die positiven Proben gehen dann ans Referenzlabor nach Berlin. Dort bestimmen Karsten Nöckler und seine Mitarbeiter mit aufwendigeren Methoden die Zahl der Würmer und ihre genau Art. Kürzlich erlebten sie dabei eine Überraschung. Nöckler:
"Das Neue ist, dass wir bei einem Wildschwein, das in Mecklenburg Vorpommern geschossen wurde, eine Trichinella pseudospiralis nachgewiesen haben, das ist eine Trichinenart, die sich mit der Trichinoskopie nicht so ohne weiteres nachweisen lässt, und demzufolge besteht auch die Gefahr, dass dann ein solches trichinöses Tier auch in die menschliche Nahrungskette gelangt."
Dieser Erreger war bislang nur aus Frankreich und Holland bekannt. Anders als die gewöhnlichen Larven von Trichinella spiralis verkapseln sich die Larven der Art pseudospiralis nicht. Die Würmer können deshalb leicht mit Muskelfasern verwechselt werden. Schon seit längerem wird aber eine zweite Nachweismethode verwendet, die inzwischen auch durch eine EU-Verordnung vorgeschrieben ist. Dabei werden die Muskelproben von bis zu zwanzig Schweinen gleichzeitig zuerst mit Verdauungsenzymen und dann noch mit Salzsäure zersetzt. Dabei lösen sich die Muskelfasern auf, so dass sich die Larven der Würmer gut erkennen lassen, egal ob sie nun in einer Kapsel stecken, oder nicht. Die meisten Fleischbeschauer verwenden schon die neue Methode, aber vereinzelt wird die unsichere Trichinoskopie immer noch angewandt. Damit sollte nach dem ersten Nachweis von Trichinella pseudospiralis endgültig Schluss sein, findet Karsten Nöckler:
"Wichtig ist, dass zum einen natürlich die Wildschweine, jedes einzelne Tier, auf Trichinen untersucht wird und natürlich eine Methode, das heißt die Verdauungsmethode angewandt wird, damit mit Sicherheit sowohl Trichinella spiralis als auch die Art ohne Kapselform also Trichina pseudospiralis nachgewiesen werden kann."
Nur so können die Wildliebhaber verlässlich vor den Trichinen geschützt werden. Noch ist allerdings nicht klar, ob es sich bei der Sau aus Mecklenburg Vorpommern um einen Einzelbefall handelte. Vielleicht war der Erreger Trichinella pseudospiralis auch schon immer in Deutschland heimisch, konnte aber erst jetzt durch die verbesserten Methoden entdeckt werden. Um diese Frage zu klären, untersucht Karsten Nöckler derzeit, wie häufig Trichinella pseudospiralis in den Füchsen, Marderhunden und Raubvögeln aus Mecklenburg Vorpommern zu finden ist.
"Wir haben den letzen größeren Ausbruch in Nordrhein Westfalen gehabt, Ende der 90er Jahre, wo über 50 Personen erkrankt sind und dort die Infektionsquelle Hackfleisch und Rohwurst waren, die aus Saunacken, die aus Spanien eingeführt worden sind, die Infektionsquelle für den Menschen waren."
In Deutschland sind die Schweinebestände weitgehend frei von Trichinen. Die Fadenwürmer finden sich aber in Wildschweinen, die als Allesfresser auch Kadaver von Füchsen und Marderhunden anknabbern, den natürlichen Wirte der Trichinen. Im Jahr werden rund 350.000 Wildschweine untersucht, die allermeisten können problemlos in die Pfanne wandern, aber bei etwa zehn Tieren werden die Veterinäre fündig. Die positiven Proben gehen dann ans Referenzlabor nach Berlin. Dort bestimmen Karsten Nöckler und seine Mitarbeiter mit aufwendigeren Methoden die Zahl der Würmer und ihre genau Art. Kürzlich erlebten sie dabei eine Überraschung. Nöckler:
"Das Neue ist, dass wir bei einem Wildschwein, das in Mecklenburg Vorpommern geschossen wurde, eine Trichinella pseudospiralis nachgewiesen haben, das ist eine Trichinenart, die sich mit der Trichinoskopie nicht so ohne weiteres nachweisen lässt, und demzufolge besteht auch die Gefahr, dass dann ein solches trichinöses Tier auch in die menschliche Nahrungskette gelangt."
Dieser Erreger war bislang nur aus Frankreich und Holland bekannt. Anders als die gewöhnlichen Larven von Trichinella spiralis verkapseln sich die Larven der Art pseudospiralis nicht. Die Würmer können deshalb leicht mit Muskelfasern verwechselt werden. Schon seit längerem wird aber eine zweite Nachweismethode verwendet, die inzwischen auch durch eine EU-Verordnung vorgeschrieben ist. Dabei werden die Muskelproben von bis zu zwanzig Schweinen gleichzeitig zuerst mit Verdauungsenzymen und dann noch mit Salzsäure zersetzt. Dabei lösen sich die Muskelfasern auf, so dass sich die Larven der Würmer gut erkennen lassen, egal ob sie nun in einer Kapsel stecken, oder nicht. Die meisten Fleischbeschauer verwenden schon die neue Methode, aber vereinzelt wird die unsichere Trichinoskopie immer noch angewandt. Damit sollte nach dem ersten Nachweis von Trichinella pseudospiralis endgültig Schluss sein, findet Karsten Nöckler:
"Wichtig ist, dass zum einen natürlich die Wildschweine, jedes einzelne Tier, auf Trichinen untersucht wird und natürlich eine Methode, das heißt die Verdauungsmethode angewandt wird, damit mit Sicherheit sowohl Trichinella spiralis als auch die Art ohne Kapselform also Trichina pseudospiralis nachgewiesen werden kann."
Nur so können die Wildliebhaber verlässlich vor den Trichinen geschützt werden. Noch ist allerdings nicht klar, ob es sich bei der Sau aus Mecklenburg Vorpommern um einen Einzelbefall handelte. Vielleicht war der Erreger Trichinella pseudospiralis auch schon immer in Deutschland heimisch, konnte aber erst jetzt durch die verbesserten Methoden entdeckt werden. Um diese Frage zu klären, untersucht Karsten Nöckler derzeit, wie häufig Trichinella pseudospiralis in den Füchsen, Marderhunden und Raubvögeln aus Mecklenburg Vorpommern zu finden ist.