Archiv


Bologna und mehr

Qualität braucht Kontrolle. Auch in der universitären Managementausbildung. Deshalb gibt es den Graduate Management Admission Council, kurz GMAC. In der gemeinnützigen Vereinigung arbeiten Vertreter führender Wirtschaftsschulen zusammen. Vor zwei Jahren hat diese Gruppe mit einer umfangreichen Studie begonnen: Wie beeinflusst das Bologna-Abkommen in den mittlerweile vierzig Mitgliedsländern die Ausbildung? Kai Peters von der Ashridge Business School aus Großbritannien hat die Studien geleitet:

Von William Vorsatz |
    Wir haben die Daten erhoben von verschiedenen Internetseiten und Ministerien in verschiedenen Ländern, sowie durch direkte Ausfrage an verschiedenen Universitäten. Wir haben erfragt, wie weit sie sind mit der Einführung des Bologna-Prozesses, des weiteren haben wir auch gefragt, wie viele Studenten an den verschiedenen Unis studieren, und was sie denken über die Vermarktung von Bachelors und Mastersprogrammen in der Zukunft.

    Laut Unersuchung bedeutet das neue, zweistufige Studiensystem für in der Managementausbildung an Deutschen Hochschulen einen regelrechten Kulturwandel. Titel wieder Diplomkaufmann würden noch immer hoch im Kurs stehen. Davon müsse Abschied genommen werden, ein Prozess, der nur zögerlich voran gehe. An vielen Hochschulen dominiere eine versteckte Abwehrhaltung. Alte und neue Studiengänge würden parallel angeboten, das koste Energie, die besser für die konsequente Erneuerung verwendet werden könnte. Im Vergleich mit anderen Ländern sei Deutschland, was den Übergang zu den neuen Studienformen betrifft, eher Mittelfeld.

    Es gibt Länder, die schneller sind. In Skandinavien, in den Beneluxländern und in der Schweiz sind sie schon voraus, und da mache ich mir manchmal Sorgen, dass man wartet, bis alles hundertprozentig in Ordnung ist, ohne anzufangen. Und ich denke, dass man auch viele Vorteile hat, im europäischen Sinn, wenn man früher anfängt.

    Besonders käme es laut der Untersuchung darauf an, wie das zweistufige Studium mit Bachelor und Master von den Studierenden in der Managementausbildung angenommen werde. Das würde sich aber erst zeigen, wenn erstmals wirklich viele Studierende den Bachelor-Abschluss in der Tasche hätten. Machen sie, weil Langzeitstudieren hierzulande Tradition hat, automatisch gleich auch noch ihren höheren Abschluss, den Master? Verstärkt würden die Unsicherheiten und Blockaden an deutschen Hochschulen auch durch die politischen Rahmenbedingungen, betont Peters:

    Andere Länder haben es etwas leichter, weil sie keine Bundesländer haben. Wo man auch noch mal als Schicht entscheiden darf. Und das macht es in Deutschland etwas komplizierter. Hier wird noch gesprochen zwischen Bundesländern und Bund sowie zwischen Bundesländern und Unis. Und das dauert dann länger. Die Regierung tut ihr bestes, aber das ist mehr Einfluss, als direkt was zu sagen.

    Ein positiver Ansatz sei zum Beispiel die im letzten Sommer gestarteten Bachelor-Welcome-Initiative. Damit sollen Studierende und Arbeitgeber vom ersten Abschlussgrad überzeugt werden. Wirklich an Reputation jedoch würde der Bachelor-Abschluss erst gewinnen, wenn klar sei, dass auch der staatliche Sektor, als Arbeitgeber, den Bachelor anerkennen würde. Unter privaten Arbeitnehmern sei diese Akzeptanz schon recht hoch, so das Ergebnis der Studie.

    Aber bei der gesamten Untersuchung darf nicht übersehen werden, dass sie lediglich die Managementausbildung betrachtet. Andere Fachrichtungen an den Hochschulen täten sich schwerer mit Bachelor und Master, so Christiane Scholz aus dem Vorstand des Freien Zusammenschlusses von StudentInnenschaften, die von den Machern der Studie eingeladen wurde, um aus Sicht der Studierenden die Resultate zu bewerten:

    Wo es heftigere Diskussionen gibt, sind solche Studiengänge, die staatlich geregelt sind. Also solche Sachen wie Lehramtsstudiengänge oder Jura oder Medizin. Da gibt es tatsächlich größere Widerstände, das da auch umzustellen, und da gibt es intensivere Debatten.