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Borussia Dortmund
Kommerzialisierung aus der Schmuddelecke holen

Noch nie stand Borussia Dortmund finanziell so gut da, weshalb sich viele Anleger eine höhere Dividende erhofft hätten. Doch BVB-Chef Hans-Joachim Watzke mahnt, das Geld müsse in neue Spieler investiert werden, um dauerhaft an Europas Spitze mitzumischen. Und er warb für ein Thema, das viele Fans naturgemäß skeptisch sehen.

Von Jörg Marksteiner | 21.11.2016
    Abstimmung bei der Mitgliederversammlung von Borussia Dortmund.
    Abstimmung bei der Mitgliederversammlung von Borussia Dortmund. (imago - DeFodi)
    Ob sie nun eher nüchterne Anleger sind oder doch eher glühende BVB-Fans – bei Aktionärstreffen von Borussia Dortmund lässt sich das meist nicht so genau trennen. Macht auch nichts, denn im Moment kommen beide auf ihre Kosten: Finanziell geht es den Schwarz-Gelben so gut wie nie zuvor in 107 Jahren Vereinsgeschichte – und sportlich sprachen ohnehin alle nur über das 1:0 vom Wochenende:
    "Soweit können wir uns ja nicht beklagen, gerade nach dem Sieg gegen die Bayern. Der Aktienkurs hat sich ja auch etwas gemacht. Von daher: rundum zufrieden."
    Zwei glückliche Herzen in der Brust
    "Zur Zeit läuft doch alles wunderbar. Was wollen wir mehr? Im Augenblick lacht das Herz des Fans und des Investors."
    Gerade einmal elf Jahre ist es her, da stand Deutschlands einziger börsennotierter Fußballverein vor der Pleite. Seitdem haben sportliche Erfolge und der Einstieg von finanzkräftigen Investoren für eine Kehrtwende und einen steilen Aufstieg gesorgt."
    "Die Dividende könnte ein wenig höher ausfallen."
    …findet deshalb mancher seit Jahren treue Kleinanleger. Nur fünf Millionen vom 28-Millionen-Euro-Gewinn werden als Dividende verteilt. Mehr geht nicht, sagt BVB-Chef Hans Joachim Watzke. Denn die 800-Mitarbeiter-Firma Borussia Dortmund sei nun mal kein gewöhnliches Unternehmen:
    Investition heißt bei der BVB AG: Spieler kaufen
    "Wenn irgendeiner der Meinung ist, bei dem Volumen hätte es auch mehr geben können: Konnte es nicht. Weil wir das Geld dafür brauchen und gebraucht haben, um auch wieder zu reinvestieren."
    Sprich: neue Spieler zu kaufen. Für den wirtschaftlichen Erfolg von Fußballvereinen sei es heute nämlich enorm wichtig, dauerhaft unter zu den besten zehn oder 12 Teams in Europa zu gehören. Für den BVB mache das einen Unterschied von 50 Millionen Euro pro Jahr aus. Der Grund: Die Großsponsoren konzentrierten sich inzwischen immer öfter auf die wenigen Topclubs:
    "Der Unterschied heute, wenn du mal die Ausrüster nimmst: Da zahlt dann Ausrüster x an Barcelona 120 oder 130 Millionen. Und Ausrüster z zahlt an einem durchschnittlichen Bundesligisten 2,5 Millionen. Pro Jahr, wohlgemerkt."
    Kommerzialisierung soll Ticketpreise niedrig halten
    Er könne ja verstehen, sagte Watzke, dass sich viele Fans schwer tun mit dieser Kommerzialisierung. Doch die Vermarktung – etwa in Asien – sei wichtig. Denn nur, wenn man sich dort zusätzliche Einnahmequellen erschließe, könnten hierzulande die Ticketpreise stabil gehalten werden.
    "Das Geld, was wir international erwirtschaften - das wird die nächsten Jahre erheblich sein - werden wir aber auch dafür einsetzen, dass wir weiter die sozialsten Ticketpreise in Deutschland haben. Nicht nur, weil wir und ich persönlich auch der Meinung bin, dass die Grenze in Deutschland erreicht ist. Wir wollen bezahlbaren Fußball. Und Borussia Dortmund liefert bezahlbaren Fußball, indem wir auch 28.000 Stehplätze anbieten. Das macht weltweit niemand.
    Dreistellige Millioneneinnahmen sind möglich
    Der BVB kann es sich allerdings auch leisten: neue Fernsehverträge, dazu eine Neuregelung in der Champions League mit Vorteilen für die Spitzenvereine: All das dürften in den kommenden Jahren für mindestens zwei- vielleicht sogar dreistellige Millioneneinnahmen sorgen.