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Boxweltmeister Bento Algarvio
Zwei Fäuste und viele Madonnen

Der portugiesische Leichtgewichtboxer Antonio Joao Bento hat viele Kämpfe und Weltmeistertitel gewonnen. Seine sportliche Karriere neigt sich dem Ende zu. Seine Fäuste nutzt er heute anders: für karitative Projekte und Madonnenfiguren.

Von Peter Kaiser |
Der portugiesische Boxer Antonio Joao Bento (rechts) im Kampf mit Vitali Tajbert im Jahr 2008
Der portugiesische Boxer Antonio Joao Bento (rechts) bemalt in seiner Freizeit sakrale Holzfiguren (imago images / Marianne Müller)
Knapp 15.000 Menschen wohnen in Olhao, dem Küstenstädtchen an der portugiesischen Algarve. Einer von ihnen ist Antonio Joao de Oliveira Bento, genannt Bento Algarvio.
Oktober 2015 in Argentinien: Der Portugiese Bento Algarvio gewinnt den Kampf im Boxleichtgewicht gegen den Heraus-forderer Batalia dos Claustros.
Kirche und Kämpfer-Pose
Bis heute hat der Superleichtgewichtler 150 Kämpfe bestritten. Er gewann 24 europäische und mehrere Weltmeistertitel. Mit seinen Fäusten kann er zuschlagen. Oder Madonnenfiguren bemalen.
Jetzt sitzt der 44-Jährige in seinem eigenen Restaurant in Olhao. Hinter sich eine große Tafel, die ihn in Kämpferpose mit Weltmeistergürtel zeigt.
Doch der Weg zu diesen Erfolgen war für ihn nicht einfach: "Meine Eltern haben mich verlassen, als ich vier Jahre alt war. Eine Familie aus dem Hinterland nahm mich auf. Ich bin dann mitten in der Natur aufgewachsen", erzählt der Sportler.
Der alkoholsüchtige Vater vergriff sich an der Mutter, verletzte sie schwer. Erst mit 12 Jahren kehrte Antonio zu ihr zurück, der Vater war in der Zwischenzeit gestorben. Zwei Jahre später begann er mit dem Boxen.
Interesse an sakraler Kunst
Es hatte für ihn auch eine spirituelle Bedeutung. "Ich habe meinen eigenen Glauben. Ich schaue meinen Gegner an und weiß, ob ich gewinne oder nicht. Das ist das, was ich glaube, und: ich weiß um meine eigenen Kapazitäten."
Bento Algarvio ist verheiratet, er hat einen Sohn, seine Erfolge als Boxer haben ihn wohlhabend gemacht. Doch inneren Frieden und Ruhe findet er nicht im Reichtum, sondern in seinem außergewöhnlichen Hobby.
Eine Marienstatue während der traditionellen Kerzenprozession im Heiligtum von Fatima. (Bild: dpa / Lusa / Antonio Cotrim)
Bento bemalt vor allem hölzerne Madonnen-Figuren (dpa / Lusa / Antonio Cotrim)
"Ich bemale sakrale Holzfiguren, meist Madonnen. Meine Hände können boxen und zerstören, aber sie können auch etwas entstehen lassen", so Bento Algarvio. "Die Figuren sind wie religiöse Figuren aus der Kirche, dabei geht es mir um das barocke vergoldete Kunstwerk aus Holz. Gelernt habe ich das von meiner Mutter, die war Restauratorin solcher Figuren."
Von der Mutter habe er wohl das Talent zu diesen Holzarbeiten geerbt, sagt er. Und vielleicht auch das Interesse an den sakralen Darstellungen. "Ich bin katholisch. Wenn ich in die Kirche gehe, dann vor allem, um die Kunstwerke in den Kirchen zu sehen."
Box-Training für Benachteiligte
Mit den Profikämpfen wird bald Schluss sein, erklärt Bento Algarvio, die Verletzungen heilen immer langsamer. Doch er hat genug zu tun – nicht nur mit seinen Holzarbeiten, sondern auch mit den Projekten für Jugendliche, die er initiiert hat. Jugendliche, die benachteiligt sind, wie er es war. "Ich unterstütze die Kinder. Sie trainieren bei mir, aber sie bekommen bei mir auch eine Art Nachhilfeunterricht für die Schulaufgaben. Das Boxen kann ihnen alles geben. Es ist eine Erziehung einerseits, um sich selbst zu finden, andererseits, um den Nächsten zu respektieren. All das hat schon viel mit meiner Kindheit zu tun. Am liebsten würde ich allen helfen, aber das kann ich nicht. Ich sage immer: das Leben ist einfach. Was schwer ist, ist, es zu leben."