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Braunkohle in Sachsen
Ein Dorf wird weggebaggert

Der Ausstieg aus der Kohle ist beschlossene Sachen. In Sachsen hat der Braunkohlekonzern LEAG nun aber angekündigt, dass das Dorf Mühlrose dennoch abgebaggert wird. Das begrüßen auch die meisten Bewohner des Ortes, berichtet Dlf-Korrespondent Bastian Brandau. Kritik kommt nur von Grünen und Linken.

Von Bastian Brandau | 15.02.2019
    Am Ortseingang von Mühlrose (Sachsen) ist ein Banner mit der Aufschrift "50 Jahre war Kohle unser Leben, wie haben Freunde, Wälder, Straßen hergegeben. Haltet endlich euer Wort, lasst uns zusammen zum neuen Heimatort". Jetzt wurde beschlossen, das der Ort abgebaggert werden soll.
    In Mühlrose (Sachsen) haben viele auf den Beschluss zur Umsiedlung des Dorfes gewartet (dpa / Miriam Schönbach)
    Der Braunkohlekonzern LEAG wollte prüfen, ob die Kohleförderung nach Kohlekompromiss weiter sinnvoll ist. Das wurde jetzt bejaht und gestern den Einwohnern auf einer Einwohnerversammlung mitgeteilt, berichtet Dlf-Korrespondent Bastian Brandau. Dabei habe sich in Mühlrose schon lange eine große Mehrheit für eine Umsiedlung ausgesprochen, viele hätten schon seit Jahren auf diese Entscheidung gewartet. Andere wollten bleiben, vor allem Ältere.
    In dem Dorf hätten viele schon lange nicht mehr in ihre Häuser investiert. Nach Angaben der LEAG soll im März ein Vertrag unterschrieben werden, der eine "sozial verträgliche Umsiedlung" regelt. Die Mühlroser sollen in einen Nachbarort umziehen, die Erschließungsarbeiten sollen dort im Sommer beginnen. Die LEAG prüft auch weiter die Auswirkungen des Kohle-Kompromisses, hier aber, im Fall Mühlrose, will sie ganz offenbar schon mal Fakten schaffen.
    Auch die Regierung in Sachen, CDU und SPD, habe die Entscheidung begrüßt. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) spricht von einer "sehr wichtigen Zukunftsentscheidung". Viele Menschen bekämen nun eine neue Heimat. Seit 15 Jahren warteten diese Menschen darauf, dass die Umsiedlung beginnen könne. Es sei eine Entscheidung für die Menschen in dieser Region, und es sei eine Entscheidung für Investitionssicherheit.
    Bergbaurechtliche Genehmigung fehlt noch
    Ähnlich sieht es Wirtschaftsminister Martin Dulig von der SPD. Mit der Entscheidung sei eine jahrelange Unsicherheit und Zitterpartie für die Anwohner beendet. Nun hätten die Einwohner und Unternehmen von Mühlrose endlich die Sicherheit, welche sie seit Jahren eingefordert hätten. Er dankte auch noch einmal der LEAG und nannte sie einen "verlässlichen Partner".
    Kritik gibt es von der Opposition, von Linken und Grünen. Sie weisen darauf hin, dass eben nicht alle Mühlroser wegziehen wollen. Sie fordern, dass es eine finanzielle Entschädigung auch für diejenigen geben soll, die bleiben. So könne die Spaltung des Dorfes überwunden werden. Kritisiert wird auch, dass sich der Ministerpräsident über die Abbaggerung eines sächsischen Dorfes freue. Sowohl Linke als auch Grüne weisen darauf hin, dass die Kohle aus dem Gebiet unter dem Dorf aus ihrer Sicht nicht mehr benötigt wird. Auch gebe es für das Vorhaben noch keine bergbaurechtliche Genehmigung. Die steht noch aus, darauf weisen Linke und Grüne hin. Sie halten das unter den veränderten Bedingungen des Kohlekompromisses auch für unwahrscheinlich, weil viele Kraftwerke schon deutlich vor 2038 geschlossen werden.