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Brüssel will Kreditkartengebühren deckeln

Mit Karte zahlen ist bequem und geht schnell. Was viele Verbraucher nicht wissen: Dabei fallen Gebühren für den Händler an, der sie unter Umständen auf die Preise draufschlägt. Jetzt hat die EU-Kommission Vorschläge für eine Obergrenze gemacht – zugunsten der Verbraucher.

Von Annette Riedel |
    Das Zahlen mit der Karte – Kredit oder EC-Karte - soll billiger werden. Für Verbraucher und für Händler. Das jedenfalls möchte die EU-Kommission.
    Bei jeder bargeldlosen Zahlung mit dem Plastikgeld wird eine Gebühr fällig.

    "Diese Gebühren verzerren nicht nur den Wettbewerb, sie führen auch zu höheren Preisen."

    Und sind deshalb der EU-Kommission, namentlich EU-Wettbewerbskommissar Almunia, schon lange ein Dorn im Auge. Die Gebühr, die beim Zahlen mit der Karte anfällt, zahlt der Karteninhaber nicht direkt selbst, sondern das betreffende Geschäft oder Restaurant.

    Teilweise sind diese Gebühren in der Preiskalkulation von Produkten und Leistungen schon eingepreist. Dann zahlen sie alle Kunden – egal ob sie bar oder mit Karte zahlen. Oder aber Ladenbesitzer begleichen die Gebühren aus der eigenen Tasche oder - wenn sie das nicht wollen - akzeptieren ausschließlich Bargeld.

    "Uns beschäftigen diese Gebühren schon länger. Sie sind von Land zu Land unterschiedlich und werden von den großen Kartenanbietern festgelegt. Sie führen zu versteckten Kosten, die teuer für Verbraucher und den Handel sind."

    Bisher variieren die anfallenden Gebühren zwischen durchschnittlich 0,1 Prozent des Rechnungsbetrags in Dänemark über 0,5 Prozent in Frankreich bis zu 1,8 Prozent in Deutschland. Binnenmarktskommissar Barnier will die Gebühren europaweit angleichen und gleichzeitig deckeln – bei 0,2 Prozent für EC-Karten und 0,3 Prozent für Kreditkarten.

    "Unser Ziel ist es, sowohl den Verbraucher als auch den Handel zu stärken."

    Die beiden größten Anbieter aus den USA, Mastercard und Visa, die sich zusammen 90 Prozent des Kreditkartengeschäfts in der EU teilen, hatten eine nie da gewesene Kampagne gegen die Pläne gestartet. Denn sie fürchten, dass es ihnen mit der neuen EU-Verordnung ans Geschäftsmodell geht.

    "Von interessierter Seite wurde versucht, den Konsumenten einzureden, dass niedrigere Gebühren auf Kartenrechnungen zu höheren Gebühren für den Besitz einer Karte führen und es keinerlei Preissenkungen gibt. Wir glauben, dass die Konsumenten profitieren werden."

    Mastercard und Visa hätten aber, so die beiden EU-Kommissare, in jüngster Zeit ihren frontalen Widerstand aufgegeben und sich zur konstruktiven Zusammenarbeit verpflichtet.

    Der dritte große Anbieter im Kreditkartengeschäft, American Express, würde nicht unter die angestrebte Deckelung fallen, weil er seinen Kunden direkt Kredite anbietet und keine Banken dazwischen geschaltet sind. Aber wird mit einer American-Express-Karte bezahlt, dürfen auch weiterhin, anders als bei der Konkurrenz, Zuzahlungen verlangt werden, die direkt der Kunde berappen muss.

    "Der Verbraucher soll sich bewusst für das eine oder andere Zahlungssystem entscheiden können, wenn er Vor- und Nachteile abwägen kann."

    Würde es bei Onlinebuchungen Anbietern im Netz künftig weitgehend verboten, Aufschläge auf den Preis einer Leistung zu berechnen, wenn mit Kreditkarten bezahlt wird, wäre das für all diejenigen Verbraucher interessant, die sich genau darüber regelmäßig ärgern, wenn sie bei der einen oder anderen Fluggesellschaft Flüge buchen.

    "Diese unangenehmen Zuzahlungen, wenn jemand online mit Kreditkarte zahlt, wären verboten. Manche Fluggesellschaften veranschlagen sie mit bis zu zehn Euro."