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Buchmesse Tag 2
Sieht gut aus

Überraschend positiv entwickele sich die Buchbranche im Digital-Messejahr 2020, sagte Klett-Cotta-Verleger Tom Kraushaar im Dlf. Buchmessendirektor Juergen Boos vermutet, dass die Frankfurter Buchmesse auch in den kommenden Jahren dezentraler und damit anders als früher stattfinden werde.

Von Jan Drees | 15.10.2020
Buchstand in der Festhalle der Frankfurter Buchmesse 2020
Einige wenige Bücher auf der digitalen Messe 2020 (picture alliance/Arne Dedert/dpa pool/dpa)
Die Frankfurt Buchmesse schaut auf eine mehr als 500-jährige Tradition zurück, seitdem Johannes Gutenberg wenige Kilometer entfernt im benachbarten Mainz den Druck mit beweglichen Lettern für den europäischen Raum erfunden hat – bekanntlich hatte bereits 1041 der Chinese Bi Sheng die gleiche Art der Textproduktion ersonnen. Allerdings war diese avancierte Technik unbekannt im europäischen Raum.
Auf andere Weise ist der digitale Wandel bei der Buchmesse 2020 gelungen, wenngleich reale Begegnungen ausbleiben, also vieles anders ist als zuvor. Klett-Cotta-Verleger Tom Kraushaar betont im Gespräch mit dem Deutschlandfunk die spezifische Bedeutung von spontanen, zufälligen, von überraschenden Treffen, wie sie bislang in Frankfurt möglich waren. Die Zeit der Zoom- und Skypekonferenzen habe gezeigt, dass man eher mit bereits vorhandenen denn mit neuen Kontakten kommuniziere.
Zukunftsweisend: eine andere Buchmesse als früher
Buchmessendirektor Juergen Boos und sein Team mussten permanent neu planen, sich einstellen auf die wechselnden Bedingungen dieser unplanbaren Pandemie. Am vergangenen Wochenende wurden längst registrierte Zuschauer für die Eröffnungsfeier und das tägliche Programm der ARD-Bühne ausgeladen. Unter strengen Corona-Auflagen gibt es dennoch Veranstaltungen in der Stadt. Boos vermutet, dass die Messe auch in den kommenden Jahren dezentraler stattfinden wird, dass 2020 funktionierende digitale Angebote weiterentwickelt werden, dass dieses weltgrößte Branchentreffen fortan anders als früher aussehen wird.
Darin erkennt Boos aber auch Chancen, weil bereits jetzt beobachtet werden kann, wie einzelne Fach-Panels digital deutlich mehr Zulauf haben als in früheren Jahren. Auch der Buchmarkt kann verhalten aufatmen, da die Umsatzsatzzahlen in einigen Segmenten wie dem Kinderbuch- oder im Fantasybereich gestiegen sind. Schwierig bleibt es weiterhin für jene Autorinnen und Autoren, die keine Bestseller produzieren, die im Halbschatten kleinerer Auflagen unter anderem von Lesungshonoraren leben. In welcher Weise die eigentlichen Hauptakteure dieser sehr speziellen Inhaltebranche weiterarbeiten können, steht in den Sternen.