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Buchpreis für Robert Menasse
Der erste große EU-Roman

Der diesjährige Buchpreisträger Robert Menasse habe es in seinem Roman "Die Hauptstadt" geschafft, ein komplexes Gebilde auf unterhaltsame Art und Weise zu vermitteln, sagte Dlf-Literaturkritiker Jan Drees. Das Buch dramatisiert das von vielen als unverständlich empfundene System der EU-Institutionen.

Jan Drees im Gespräch mit Dirk Müller |
    Robert Menasse hält eine Zigarette in der Hand und schaut in die Kamera.
    Robert Menasse (dpa / picture alliance / Arne Dedert)
    Der Deutsche Buchpreis geht in diesem Jahr an den österreichischen Schriftsteller Robert Menasse für seinen Roman "Die Hauptstadt". Die Handlung spielt in Brüssel und setzt sich mit der Europäischen Union auseinander. Der Deutsche Buchpreis wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels verliehen und ist mit 25.000 Euro dotiert.
    Der erste große europäische Roman sei aus würdigen Gründen ausgezeichnet worden, sagte Dlf-Literaturkritiker Jan Drees im Dlf. Es sei ein höchst unterhaltsamer Roman, trotz Eintauchens in das Thema einer überbordenden Bürokratie. Robert Menasse habe es mit seinem Roman geschafft, dieses große, verrückte Gebilde, das man normalerweise nicht versteht, rüberzubringen.
    Könnte nach einem langweiligen Buch klingen, doch Robert Menasse umgeht diese Gefahr durch Komplexitätsreduktion und das Fokussieren auf diejenigen Menschen, die in einem hochkomplizierten System wirken. Das sei ganz eindeutig im Sinne der Leser, unterstreicht Drees: "Die Leser sind im Moment sehr daran interessiert zu erfahren, wie Systeme funktionieren, die ihnen geradezu anonym gegenüberstehen. Und mehr noch: Man kann hier sogar über Auschwitz lachen". Diese Themen unterhaltsam zu machen, sei eine große Leistung.