"Herzlich Willkommen liebe Gäste. Wir sind froh den Autor Anthony McCarten hier zu haben. Das zweite Mal. Jetzt ist sein neues Buch erschienen, das ich ihnen nur ans Herz legen kann, weil es einfach für mich wahnsinnig spannend ist. Gute Unterhaltung heute Abend."
Etwa 30 Gäste sitzen im Buchladen Lentner dicht gedrängt auf Klappstühlen, manche halten ein Glas Wein in der Hand. Als kleiner Buchhändler muss man sich ständig in Szene setzen, sagt Geschäftsführer Thomas Felber. Deshalb lädt er seine Kunden mehrmals im Monat zu Autorenlesungen ein. Der gebürtige Neuseeländer Anthony McCarten ist auf dem Weg zur Frankfurter Buchmesse. Er wird aus seinem neuen Roman "Hand aufs Herz" lesen.
"Thank you Thomas again. This bookshop is such a cosy place. It reminds me to talking in some ones living-room. And so is as great pleasure to be back."
Anthony McCarten fühlt sich wohl in der gemütlichen Buchhandlung, die nicht nur ihn vom Ambiente her an ein Wohnzimmer erinnert. Es hängen Bilder an der Wand. Zwischen dunklen Bücherregalen lädt eine Couch zum Verweilen ein. An kleinen Bistrotischen wird Capuccino serviert oder ein Glas Wein. Und während Mama sich in ein Buch vertieft, verschwinden die Kleinen nach nebenan in ein Kinderzimmer voller Bücher. Felber hat sich vor drei Jahren mit einem Büchercafé einen Traum erfüllt:
"Da wir hier in einem Künstlerviertel sind in Haidhausen war der Gedanke nicht nur in Buch zu machen, sondern auch ein Kaffee dazu und ein bisschen Wein anzubieten. Eben Wohnzimmeratmosphäre zu schaffen. Ich stehe zehn, zwölf Stunden in der Buchhandlung, da muss ich es mir so schön machen als wenn ich zuhause wäre. Und das ist der Ausdruck des Ganzen. Die Kunden kommen zum Kaffee trinken, zum ratschen, sie kommen zum lesen und um sich mit uns auszutauschen."
Das Büchercafé ist Felbers drittes Geschäft. Das Stammhaus findet sich seit Kriegsende im Erdgeschoss des Münchner Rathauses am Marienplatz. Ein Laden mit einer über 300-jährigen Tradition. 1698 gegründet ist die Lentner`sche Buchhandlung eine der ältesten in ganz Deutschland.
"Wir haben praktisch geheiligtes Holz aus dem Dachstuhl der Frauenkirche in unserer Buchhandlung. Und werden einen Teufel tun, das zu renovieren; höchstens restaurieren. Denn es ist zeitlos, es ist schön, es ist gemütlich."
Gleich gegenüber - auf der anderen Seite des Marienplatzes - sitzt sein Hauptkonkurrent: Die Firma Hugendubel, die hier die größte ihre bundesweit 38 Filialen betreibt. 120.000 Buchtitel verteilen sich auf sechs Etagen.
"Nachdem 1978 Hugendubel aufmachte, ging der Umsatz rapide zurück. Ein Beispiel: Damals gab es einen neuen Simmel. Wir hatten immer 120, 150 Stück davon verkauft, dann kam Hugendubel und es gingen gerade noch zehn Stück. Man musste sich eine Nische suchen in der Buchhandlung im Rathaus. Und wir haben die mittelalterliche Buchmalerei uns ausgesucht. Und das hat uns die ersten zehn Jahre wirklich über Wasser gehalten, weil die Thematik war so komplex, das sich kein anderer ran traute. Und das hat uns überleben lassen."
Lentner überlebte als eine der kleinsten Buchhandlungen in München. Dann aber kam das Internet. Und der weltweit größte Onlinebuchhändler sitzt zufällig auch in München, die Deutschlandzentrale von Amazon. Für einen kleinen Buchhändler ist es ein ständiger Kampf, sagt Felber. Er muss immer wieder neue Nischen suchen, um sich gegen die Großen zu behaupten.
"Zum Beispiel das Thema mittelalterliche Buchmalerei - mit dem können sie heute keine Stromrechnung mehr bezahlen, das ist vollkommen vorbei im digitalen Zeitalter. Man kann die Handschriften, die man früher für 20.000 Mark kaufen musste, kann man sich heute per DVD kaufen für 50 Euro. Das geht also nicht mehr. Wir haben dann umgeschwenkt in der Innenstadt, haben das größte Kalendersortiment geboten und wir haben versucht umzuschenken auf das Thema Design und Topografie. Was immer ein Prozess von zwei, drei Jahren ist, aber es funktioniert letztendlich."
Um sich gegen die übermächtige Konkurrenz abzuheben, setzt der Buchhändler auf individuelle Beratung. 13 Vollzeit-Angestellte beschäftigt er und jeder seiner Mitarbeiter hat sein Spezialgebiet. Dem Chef ist es wichtig, dass man den Namen Lentner mit Niveau und guter Beratung verbindet:
"Die Leute, die wir beschäftigen, die kriegen nicht viel Geld; aber sie gehen lachend in die Arbeit. Sie können was inszenieren, sie können sich einbringen und sie stehen dann auch dahinter und dann funktioniert es. Das ist nicht leicht zu finanzieren, aber in dem Moment, wo ich drei Leute entlasse, wird es ja wieder für den Kunden uninteressant, weil dann kann er woanders hingehen. Die Möglichkeit zur Beratung muss da sein. Das ist das Kapital fürs Überleben."
Sein größtes Kapital aber ist die Treue seiner Kunden. Zu vielen pflegt er einen persönlichen, beinahe familiären Kontakt. In Haidhausen etwa sind rund 90 Prozent Stammkunden, die den Empfehlungen ihres Buchhändlers fast blind vertrauen.
"In so einem kleinen Laden weiß ich, der kennt sich aus, da habe ich ein besseres Gefühl mit der Beratung. Ich liebe solche kleinen Buchhandlungen und ich fände es schade, wenn die alle verschwinden. Ich gehe nur in so kleine Buchläden, ich mag die Atmosphäre. In einem so kleinen Buchladen riecht es schon nach Buch. In einem großen Buchladen wie Hugendubel ist es wie in einem Supermarkt."
Auch Mario Max weiß die Atmosphäre bei Buch Lentner zu schätzen. Er vertritt in Südbayern den Diogenes Verlag. Autorenlesungen organisiert er bevorzugt in kleinen Buchhandlungen. Denn:
"Das Faszinierende ist, dass es die Orte sind, wo wirklich noch mit der Liebe zur Literatur vermittelt wird, wo noch über Bücher wirklich gesprochen wird, wo Beststellerlisten relativ wenig bedeuten, wo die persönlichen Empfehlungen des Buchhändlers ein viel größeres Gewicht haben und wo sich wirklich Literatur entfalten kann."
Eine Kaffeemaschine zischt und brodelt vor sich hin. Es sind ungewöhnliche Geräusche für eine Buchhandlung. Doch Thomas Felber verkauft mit großer Leidenschaft nicht nur Bücher, er verkauft auch Capuccino, Espresso und Wein. Seinen jährlichen Umsatz beziffert er auf 1,4 bis 1,6 Millionen Euro. Hugendubel machte 2008 einem Umsatz von über 260 Millionen Euro. Doch mit dem Bücherkaufhaus, sagt Felber, will er sich gar nicht vergleichen.
"Meine Philosophie ist, dass ich dem Kunden, der hier den Laden betritt, soviel Faszination bieten muss, dass er wiederkommt. Dass man den Kunden einbindet und er hat das Gefühl, ich habe ein Buch gekauft und es hat Spaß gemacht."
Lentner'sche Buchhandlung
Etwa 30 Gäste sitzen im Buchladen Lentner dicht gedrängt auf Klappstühlen, manche halten ein Glas Wein in der Hand. Als kleiner Buchhändler muss man sich ständig in Szene setzen, sagt Geschäftsführer Thomas Felber. Deshalb lädt er seine Kunden mehrmals im Monat zu Autorenlesungen ein. Der gebürtige Neuseeländer Anthony McCarten ist auf dem Weg zur Frankfurter Buchmesse. Er wird aus seinem neuen Roman "Hand aufs Herz" lesen.
"Thank you Thomas again. This bookshop is such a cosy place. It reminds me to talking in some ones living-room. And so is as great pleasure to be back."
Anthony McCarten fühlt sich wohl in der gemütlichen Buchhandlung, die nicht nur ihn vom Ambiente her an ein Wohnzimmer erinnert. Es hängen Bilder an der Wand. Zwischen dunklen Bücherregalen lädt eine Couch zum Verweilen ein. An kleinen Bistrotischen wird Capuccino serviert oder ein Glas Wein. Und während Mama sich in ein Buch vertieft, verschwinden die Kleinen nach nebenan in ein Kinderzimmer voller Bücher. Felber hat sich vor drei Jahren mit einem Büchercafé einen Traum erfüllt:
"Da wir hier in einem Künstlerviertel sind in Haidhausen war der Gedanke nicht nur in Buch zu machen, sondern auch ein Kaffee dazu und ein bisschen Wein anzubieten. Eben Wohnzimmeratmosphäre zu schaffen. Ich stehe zehn, zwölf Stunden in der Buchhandlung, da muss ich es mir so schön machen als wenn ich zuhause wäre. Und das ist der Ausdruck des Ganzen. Die Kunden kommen zum Kaffee trinken, zum ratschen, sie kommen zum lesen und um sich mit uns auszutauschen."
Das Büchercafé ist Felbers drittes Geschäft. Das Stammhaus findet sich seit Kriegsende im Erdgeschoss des Münchner Rathauses am Marienplatz. Ein Laden mit einer über 300-jährigen Tradition. 1698 gegründet ist die Lentner`sche Buchhandlung eine der ältesten in ganz Deutschland.
"Wir haben praktisch geheiligtes Holz aus dem Dachstuhl der Frauenkirche in unserer Buchhandlung. Und werden einen Teufel tun, das zu renovieren; höchstens restaurieren. Denn es ist zeitlos, es ist schön, es ist gemütlich."
Gleich gegenüber - auf der anderen Seite des Marienplatzes - sitzt sein Hauptkonkurrent: Die Firma Hugendubel, die hier die größte ihre bundesweit 38 Filialen betreibt. 120.000 Buchtitel verteilen sich auf sechs Etagen.
"Nachdem 1978 Hugendubel aufmachte, ging der Umsatz rapide zurück. Ein Beispiel: Damals gab es einen neuen Simmel. Wir hatten immer 120, 150 Stück davon verkauft, dann kam Hugendubel und es gingen gerade noch zehn Stück. Man musste sich eine Nische suchen in der Buchhandlung im Rathaus. Und wir haben die mittelalterliche Buchmalerei uns ausgesucht. Und das hat uns die ersten zehn Jahre wirklich über Wasser gehalten, weil die Thematik war so komplex, das sich kein anderer ran traute. Und das hat uns überleben lassen."
Lentner überlebte als eine der kleinsten Buchhandlungen in München. Dann aber kam das Internet. Und der weltweit größte Onlinebuchhändler sitzt zufällig auch in München, die Deutschlandzentrale von Amazon. Für einen kleinen Buchhändler ist es ein ständiger Kampf, sagt Felber. Er muss immer wieder neue Nischen suchen, um sich gegen die Großen zu behaupten.
"Zum Beispiel das Thema mittelalterliche Buchmalerei - mit dem können sie heute keine Stromrechnung mehr bezahlen, das ist vollkommen vorbei im digitalen Zeitalter. Man kann die Handschriften, die man früher für 20.000 Mark kaufen musste, kann man sich heute per DVD kaufen für 50 Euro. Das geht also nicht mehr. Wir haben dann umgeschwenkt in der Innenstadt, haben das größte Kalendersortiment geboten und wir haben versucht umzuschenken auf das Thema Design und Topografie. Was immer ein Prozess von zwei, drei Jahren ist, aber es funktioniert letztendlich."
Um sich gegen die übermächtige Konkurrenz abzuheben, setzt der Buchhändler auf individuelle Beratung. 13 Vollzeit-Angestellte beschäftigt er und jeder seiner Mitarbeiter hat sein Spezialgebiet. Dem Chef ist es wichtig, dass man den Namen Lentner mit Niveau und guter Beratung verbindet:
"Die Leute, die wir beschäftigen, die kriegen nicht viel Geld; aber sie gehen lachend in die Arbeit. Sie können was inszenieren, sie können sich einbringen und sie stehen dann auch dahinter und dann funktioniert es. Das ist nicht leicht zu finanzieren, aber in dem Moment, wo ich drei Leute entlasse, wird es ja wieder für den Kunden uninteressant, weil dann kann er woanders hingehen. Die Möglichkeit zur Beratung muss da sein. Das ist das Kapital fürs Überleben."
Sein größtes Kapital aber ist die Treue seiner Kunden. Zu vielen pflegt er einen persönlichen, beinahe familiären Kontakt. In Haidhausen etwa sind rund 90 Prozent Stammkunden, die den Empfehlungen ihres Buchhändlers fast blind vertrauen.
"In so einem kleinen Laden weiß ich, der kennt sich aus, da habe ich ein besseres Gefühl mit der Beratung. Ich liebe solche kleinen Buchhandlungen und ich fände es schade, wenn die alle verschwinden. Ich gehe nur in so kleine Buchläden, ich mag die Atmosphäre. In einem so kleinen Buchladen riecht es schon nach Buch. In einem großen Buchladen wie Hugendubel ist es wie in einem Supermarkt."
Auch Mario Max weiß die Atmosphäre bei Buch Lentner zu schätzen. Er vertritt in Südbayern den Diogenes Verlag. Autorenlesungen organisiert er bevorzugt in kleinen Buchhandlungen. Denn:
"Das Faszinierende ist, dass es die Orte sind, wo wirklich noch mit der Liebe zur Literatur vermittelt wird, wo noch über Bücher wirklich gesprochen wird, wo Beststellerlisten relativ wenig bedeuten, wo die persönlichen Empfehlungen des Buchhändlers ein viel größeres Gewicht haben und wo sich wirklich Literatur entfalten kann."
Eine Kaffeemaschine zischt und brodelt vor sich hin. Es sind ungewöhnliche Geräusche für eine Buchhandlung. Doch Thomas Felber verkauft mit großer Leidenschaft nicht nur Bücher, er verkauft auch Capuccino, Espresso und Wein. Seinen jährlichen Umsatz beziffert er auf 1,4 bis 1,6 Millionen Euro. Hugendubel machte 2008 einem Umsatz von über 260 Millionen Euro. Doch mit dem Bücherkaufhaus, sagt Felber, will er sich gar nicht vergleichen.
"Meine Philosophie ist, dass ich dem Kunden, der hier den Laden betritt, soviel Faszination bieten muss, dass er wiederkommt. Dass man den Kunden einbindet und er hat das Gefühl, ich habe ein Buch gekauft und es hat Spaß gemacht."
Lentner'sche Buchhandlung