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Bügelfrei mit viel Hightech

Technik. - Der Weltraum ist ein besonders harscher Lebensraum. Entsprechend muss auch die Kleidung beschaffen sein. Am Aachener Lehrstuhl für Textiltechnik machen sich die Forscher Gedanken über das perfekte Gewand für den Weltraumspaziergang.

    "Im Weltraum gibt es keinen Sauerstoff, keinen Luftdruck, aber dafür extreme Temperaturunterschiede: Auf der Sonnenseite des Lebens im All sind 120 Grad Celsius, auf der Schattenseite sind es Minus 100 Grad und es fehlt die Atmosphäre, die uns das Leben so angenehm macht", erklärt Thomas Gries, Professor für Textiltechnik an der RWTH Aachen. Sauerstoff liefern Pressluftflaschen; der fehlende Luftdruck wird ausgeglichen, in dem der Astronaut seinen Anzug mit einem Drittel des auf der Erde üblichen Luftdrucks aufbläst; die Temperaturschwankungen kompensiert eine interne Klimaanlage.

    Der Raumanzug ist dagegen ein Verbund von klassischen Textilien und Folien. Gries beschreibt ihn so: "Körpernah trägt der Astronaut eine Art Unterzieher aus Polyesterfasern, die ihn warm halten und auch ein angenehmes Tragegefühl vermitteln. Dann nach außen hin gibt es eine äußere Schutzschicht, das sind Polyesterfasern, die beschichtet sind mit einer Folie, die zum Beispiel auch das Sonnelicht reflektieren, damit es auf der Sonnenseite nicht zu heiß wird." Dazwischen liegt ein Kleidungsstück aus mehreren Lagen, das etwa den Einschlag von Mikrometeoriten abfangen soll. Von diesen winzigen Steinen und Staubpartikeln gibt es zahllose in Erdnähe.

    Probleme bereiten allerdings die Nähte. Bezogen auf die Festigkeit, wäre die klassisch mit Garn genähte Naht ideal, die allerdings nicht gasdicht ist. Das heißt, wenn Sie eine Naht im Raumanzug machen, müssen Sie sie nachher mit einem Kleber isolieren." An den Außenschichten kann man das auch mit Reibschweißen machen, so erhält man eine gasdichte Hülle, die mindestens neun Stunden dicht hält. Schäden an der Außenhaut sollen selbstreparierende Materialien beheben. Thomas Gries: "Es gibt superabsorbierende Polymere, die setzt man in der Höschenwindel ein, weil sie so schön die Feuchtigkeit aufsaugen, damit ist aber auch ein weiterer Effekt verbunden, nämlich dass sie sehr stark quellen, so dass Sie durch eine gewissen Feuchtigkeit im Raumanzug so eine Art selbstheilenden Effekt erreichen."

    [Quelle: Mirko Smiljanic]