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Bundesländer fördern berufliche Fortbildung unterschiedlich

Das Geld für berufliche Qualifizierung von Mitarbeitern sitzt bei vielen Unternehmen in Deutschland nicht gerade locker. Einige Bundesländer wie Rheinland Pfalz zahlen trotz knapper Kassen Zuschüsse. Auch im strukturschwachen Nordosten, in Mecklenburg-Vorpommern, will die Landesregierung die finanziell Unternehmen unterstützen und die Mitarbeiter in kleinen und mittleren Betrieben motivieren, sich beruflich weiterzubilden.

Von Katrin Kahlke | 04.08.2006
    Ein riesiges Foto mit einer der modernsten Erdöl-Bohrplattformen die es gibt prangt über dem Schreibtisch von Thomas Lambusch. Seine Firma Interschalt im Rostocker Industriegebiet hat vor drei Jahren die gesamte Elektronik auf der Bohrinsel installiert. Allein 13.000 Kabel wurden verlegt. Die meisten der 150 Mitarbeiter bei Interschalt nehmen regelmäßig an Seminaren zur Weiterbildung teil, sagt der Chef.

    "Wir sind ein technisch orientiertes Unternehmen. Know-how unterliegt ständigem Wandel von daher ist uns Weiterbildung sehr wichtig."

    Das Unternehmen bekommt einen Anteil der Kosten, die durch die Weiterbildung entstehen, vom Land Mecklenburg-Vorpommern erstattet. Der Firmenchef findet, das ist eine gute Sache.

    "Das fällt uns mit Förderung leichter weil wir Unternehmen sind mit wechselvoller Geschichte. Wir haben in letzten Jahren viel Personalabbau betrieben. Bauen jetzt wieder auf und je mehr Unterstützung, desto mehr können wir uns für die Zukunft ausrichten."

    Im Landeshaushalt stehen jedes Jahr etwa 200 000 Euro für berufliche Weiterbildungen bereit. Firmen, die Mittel davon beantragen möchten, stellen beim Kultusministerium einen Antrag. Über 500 sind das pro Jahr. Etwas weniger als die Hälfte davon werden bewilligt, hat Fachbereichsleiter Andreas Martens ausgerechnet.

    "Sehr gut in Anspruch genommen wird das Thema Steuerrecht, Buchhaltung, Sprachen, Handwerk etc. Das sind die am meisten beanspruchte Fortbildungen."

    Seit fünf Jahren gibt es in Mecklenburg-Vorpommern das so genannte Bildungsfreistellungsgesetz. Es ermöglicht den Beschäftigten, pro Jahr bis zu 5 Tage Bildungsurlaub zu nehmen.

    "Die meisten Arbeitgeber in unserem Land haben verstanden, dass Fortbildung wichtig ist. Aber ist gibt hier und da Nischen, kleine Betriebe, die nicht in der Lage sind, sich das zu machen doch durch die Erstattung des Lohnausgleichs können sie motiviert werden, ihre Leute doch zur Fortbildung schicken."

    Seit Jahren sehr engagiert in Sachen Mitarbeiter-Fortbildung ist die Firma Ecovis in Rostock. Das landesweit größte Beratungsunternehmen für Wirtschaftsprüfung und Steuerrecht hat schon 1994 eine eigene Akademie für Weiterbildung der Mitarbeiter gegründet, erklärt Firmenchefin Silke Grieger.

    "Weil wir sagen, dass das Steuerrecht eine ganz flexible, wichtige Geschichte ist wir müssen da viel investieren. Ich hab mal ausgerechnet, bei 300 Mitarbeitern sind das im Jahr 6-9 Pflichtseminare wo die Mitarbeiter teilnehmen müssen weil wir das Niveau und die Qualität halten müssen."

    Das Unternehmen lässt sich die berufliche Fortbildung seiner Angestellten rund eine Million Euro im Jahr kosten. Ein - wenn auch im Verhältnis - sehr geringer Teil an Zuschüssen kommt vom Land Mecklenburg-Vorpommern.

    Es haben alle Firmen die Chance, Geld für Bildungsurlaub zu beantragen sagt Amtsleiter Martens. Große und kleine. Besonders die Steuerbüros hätten pfiffige Mitarbeiter, die sich in der Materie auskennen.

    "Das ist nicht kompliziert. Der Unternehmer muss ein paar Fristen beachten. Viele Unternehmer im Land haben's probiert und für die ist es keine Hürde mehr."

    Thomas Lambusch, der Chef der Firma Interschalt, stimmt in diesem Punkt zu. Aber er fügt hinzu:

    "Der schwierigste Schritt war, in Erfahrung zu bringen, welche Möglichkeiten es gibt. Dann die Förderung zu beantragen und zu bekommen, das war dann nicht mehr so schwer. Das ist ein Thema. Dass viele Bedarfsträger gar nicht wissen, welche Möglichkeiten es gibt."

    Sie können sich über ihren Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Buchhalter informieren. Doch möglichst schnell. Wichtig ist, früh genug den Antrag für ein Weiterbildungsprojekt zu stellen. Denn die Landesmittel in Schwerin werden verteilt frei nach dem Motto: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.