Hanau
Bundesweit erstes Smartwatch-Verbot in Kitas: Bürgermeister gegen "Überwachung"

Dürfen Eltern ihr Kind per Smartwatch auch in der Kita orten? Keinesfalls, sagt der Hanauer Bürgermeister Maximilian Bieri (SPD). Er hat in seiner Stadt jetzt ein Verbot von Smartwatches, Handys und GPS-Trackern in den kommunalen Kitas erlassen. Es ist Bieri zufolge das erste Verbot bundesweit.

    Ein Kind bedient eine Smartwatch.
    Die Stadt Hanau hat ein Smartwatch-Verbot für Kitas verhängt. (imago images / PantherMedia / Maor Winetrob)
    "Ich glaube, man kauft sich mit den Überwachungsgeräten eine trügerische Sicherheit. Es braucht Kinder, die selbstbewusst und selbstständig auftreten können in unserer Gesellschaft. Und das lernen sie nicht, indem sie ständig von den Eltern überwacht werden", sagte Bieri der Katholischen Nachrichten-Agentur. Bieri hatte sich kürzlich an die Schulleiter der Grund- und weiterführenden Schulen Hanaus gewandt mit der Bitte, ein Handyverbot in ihren Schulkonferenzen zu prüfen. Im Zuge dieser öffentlichen Debatte habe ihn dann von verschiedenen Erziehern der städtischen Tageseinrichtungen die Rückmeldung erreicht, dass auch Kitakinder immer häufiger mit Smartwatches kämen. Einige Eltern vereinbarten so etwa mit dem Kind Abholzeiten, ohne die Erzieher zu informieren, oder fragten nach dem Befinden.

    Tracking als Überwachung der Erzieher

    "Die Kita ist ein Schutzraum. Fachleute werden für die Betreuung extra pädagogisch ausgebildet. Das Tracking ist nicht nur eine Überwachung der Kinder, sondern auch der Erzieherinnen und Erzieher", kritisierte Bieri. Es handele sich hierbei noch nicht um Massenphänomen. Aber man wolle einer möglichen Ausbreitung zuvorkommen und das Kita-Personal entsprechend unterstützen.
    Bieri plädierte zudem erneut für ein einheitliches Smartphone-Verbot an den Schulen bundesweit. "Eine Übernutzung von Sozialen Medien in jüngsten Jahren tut der kindlichen Entwicklung nicht gut". Entsprechend habe Australien jetzt ein Verbot von Sozialen Medien für unter 16-Jährige erlassen. Deutschland hinke hier hinterher.

    Eingriff in das Recht auf Selbstbestimmung

    Der Bürgermeister forderte neben gesetzlichen Regelungen auch mehr Aufklärung. So sei es auch im Privatleben nicht unproblematisch, das eigene Kind per Smartwatch zu orten. "Dabei handelt es sich um einen Eingriff in das Recht auf Selbstbestimmung, das jeder Mensch in Deutschland hat. So steht es im Grundgesetz. Tracking sollte also auf alle Fälle mit dem Kind besprochen werden."
    Diese Nachricht wurde am 17.12.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.