Seine Augen glichen unbestechlichen Objektiven, fingen die Wirklichkeit unverfälscht ein und leiteten sie ohne Umwege auf Malgründe, die wie lichtempfindliches Papier reagierten. Die Kundschaft verlangte nach dem perfekten Souvenir, der vollkommenen Täuschung der Sinnesorgane:
Erst waren es die englischen Bildungstouristen in der Heimatstadt Venedig, die im verregneten Norden das authentische Abbild der Traumstadt für immer bewahren wollten, dann hoch mögende Fürsten mit unbändigem Stolz auf ihre barocke Architekturpracht. Auch alle Lust auf die Wunder der Baukunst will Ewigkeit: Der geniale Vedutenmaler wusste, wie der Wunsch in Erfüllung ging.
Nicht ahnen konnte er allerdings, dass die in seinen präzisen Städteporträts eingefrorenen Informationen einmal dazu dienen würden, den Verlust der dokumentierten Bauten durch ihre totale Zerstörung quasi ungeschehen zu machen. Tatsächlich haben die keineswegs nur malerischen, sondern auch einzigartig detailgenauen Ansichten von Warschau die in Hitlers Weltkrieg vollständig vernichtete Altstadt zu einem zweiten Leben erweckt. Ziemlich mühelos konnten polnische Architekten die Darstellungen des Venezianers auf ihre Reißbretter übertragen und so das Herzstück der Metropole einschließlich des Königsschlosses rekonstruieren.
Dass die zur Schlossdekoration gehörenden , fest installierten Bellotto-Leinwände jetzt ihrerseits gründlich restauriert werden mußten, hat die Prachtausstellung in Wiens Kunsthistorischem Museum sinnigerweise möglich gemacht. Reiche eigene Bestände kommen hinzu, da der begehrte Spezialist auch für Maria Theresia gearbeitet hat. Es fehlt nicht die weltbekannte Dresdener Serie. Weitere hochkarätige Leihgaben aus Sammlungen von London bis Budapest bringen die zentraleuropäische Vedutenschau auf die stattliche Zahl von mehr als fünfzig Gemälden, begleitet von illustrativen Arbeiten auf Papier.
Ihre klare Gliederung verdankt die Ausstellung dem Umstand, dass Bellottos Schafen in drei große Perioden zerfällt. Den 26jährigen Gastarbeiter aus Italien hatte der sächsische Kurfürst Friedrich August II., als August III. zugleich König von Polen, zu seinem Hofmaler gemacht. In Dresden sind wahrend 19 Jahren seine imponierenden Städtebilder entstanden, belebt von geschäftigen Bewohnern und durchflutet von einem glasklaren bläulichen Licht, das den Überschwang des Barock so wohltuend enttheatralisiert. Im Siebenjährigen Krieg, nach der Bombardierung von Elbflorenz durch die Preußen, verschlug es den arbeitslos gewordenen Stadtporträtisten an den kaiserlichen Hof an der Donau. Auf dem Weg nach Petersburg, wohin ihn die Zarin Katharina rief, machte Bellotto Station in Warschau. Er blieb dort bis zum Ende seines Lebens
Der Maler mit dem imaginären Fotoapparat vor der Pupille: So abwegig ist die Vorstellung gar nicht, die den Betrachter vor seinen in grandiosen Zyklen angelegten Stadt- und Schlossansichten überkommt. Zu einer Zeit, in der Technik und Wissenschaft zu explodieren begannen, konnte es sich der Maler leisten, alle modernen Hilfsmittel zu nutzen, um sich die Mühe der genauen Übertragung zu erleichtern. Zunächst fixierte er mit einer Camera obscura die groben Umrisse und Proportionen der jeweiligen Stadtlandschaft. Nachdem das Blatt in einzelne Segmente zerteilt war, erarbeitete der Präzisionsfanatiker die gewonnenen Teilansichten von Plätzen, Straßen und Flussufern mit Hilfe einer größeren Lochkamera. Da hat also tatsächlich jemand mitten im 18. Jahrhundert, als Schäferspiele, gepuderte Perücken und Reifröcke in Mode waren, sozusagen mit Teleobjektiv und Weitwinkel gearbeitet.
Bellotto war kein Romantiker und kein Historienmaler. Mit der vorweggenommenen Fototechnik hat er ausschließlich Gegenwart auf die Leinwand gebannt. Faszinierende Zeitreisen ermöglichen deshalb seine unerschöpflichen Panoramen.
Erst waren es die englischen Bildungstouristen in der Heimatstadt Venedig, die im verregneten Norden das authentische Abbild der Traumstadt für immer bewahren wollten, dann hoch mögende Fürsten mit unbändigem Stolz auf ihre barocke Architekturpracht. Auch alle Lust auf die Wunder der Baukunst will Ewigkeit: Der geniale Vedutenmaler wusste, wie der Wunsch in Erfüllung ging.
Nicht ahnen konnte er allerdings, dass die in seinen präzisen Städteporträts eingefrorenen Informationen einmal dazu dienen würden, den Verlust der dokumentierten Bauten durch ihre totale Zerstörung quasi ungeschehen zu machen. Tatsächlich haben die keineswegs nur malerischen, sondern auch einzigartig detailgenauen Ansichten von Warschau die in Hitlers Weltkrieg vollständig vernichtete Altstadt zu einem zweiten Leben erweckt. Ziemlich mühelos konnten polnische Architekten die Darstellungen des Venezianers auf ihre Reißbretter übertragen und so das Herzstück der Metropole einschließlich des Königsschlosses rekonstruieren.
Dass die zur Schlossdekoration gehörenden , fest installierten Bellotto-Leinwände jetzt ihrerseits gründlich restauriert werden mußten, hat die Prachtausstellung in Wiens Kunsthistorischem Museum sinnigerweise möglich gemacht. Reiche eigene Bestände kommen hinzu, da der begehrte Spezialist auch für Maria Theresia gearbeitet hat. Es fehlt nicht die weltbekannte Dresdener Serie. Weitere hochkarätige Leihgaben aus Sammlungen von London bis Budapest bringen die zentraleuropäische Vedutenschau auf die stattliche Zahl von mehr als fünfzig Gemälden, begleitet von illustrativen Arbeiten auf Papier.
Ihre klare Gliederung verdankt die Ausstellung dem Umstand, dass Bellottos Schafen in drei große Perioden zerfällt. Den 26jährigen Gastarbeiter aus Italien hatte der sächsische Kurfürst Friedrich August II., als August III. zugleich König von Polen, zu seinem Hofmaler gemacht. In Dresden sind wahrend 19 Jahren seine imponierenden Städtebilder entstanden, belebt von geschäftigen Bewohnern und durchflutet von einem glasklaren bläulichen Licht, das den Überschwang des Barock so wohltuend enttheatralisiert. Im Siebenjährigen Krieg, nach der Bombardierung von Elbflorenz durch die Preußen, verschlug es den arbeitslos gewordenen Stadtporträtisten an den kaiserlichen Hof an der Donau. Auf dem Weg nach Petersburg, wohin ihn die Zarin Katharina rief, machte Bellotto Station in Warschau. Er blieb dort bis zum Ende seines Lebens
Der Maler mit dem imaginären Fotoapparat vor der Pupille: So abwegig ist die Vorstellung gar nicht, die den Betrachter vor seinen in grandiosen Zyklen angelegten Stadt- und Schlossansichten überkommt. Zu einer Zeit, in der Technik und Wissenschaft zu explodieren begannen, konnte es sich der Maler leisten, alle modernen Hilfsmittel zu nutzen, um sich die Mühe der genauen Übertragung zu erleichtern. Zunächst fixierte er mit einer Camera obscura die groben Umrisse und Proportionen der jeweiligen Stadtlandschaft. Nachdem das Blatt in einzelne Segmente zerteilt war, erarbeitete der Präzisionsfanatiker die gewonnenen Teilansichten von Plätzen, Straßen und Flussufern mit Hilfe einer größeren Lochkamera. Da hat also tatsächlich jemand mitten im 18. Jahrhundert, als Schäferspiele, gepuderte Perücken und Reifröcke in Mode waren, sozusagen mit Teleobjektiv und Weitwinkel gearbeitet.
Bellotto war kein Romantiker und kein Historienmaler. Mit der vorweggenommenen Fototechnik hat er ausschließlich Gegenwart auf die Leinwand gebannt. Faszinierende Zeitreisen ermöglichen deshalb seine unerschöpflichen Panoramen.