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Car sharing - ein Modell mit Zukunft?

Anke Mollenkott, Vorstandsmitglied des Vereins “Andere Wege Göttingen”, erklärt, was das ist:

Von Ulrich Kurzer |
    Anke Mollenkott, Vorstandsmitglied des Vereins "Andere Wege Göttingen”, erklärt, was das ist:

    Car sharing ist eigentlich hier eine sehr gebräuchliche Bezeichnung für das deutsche Wort‚ ‚Auto teilen', und das bedeutet, dass man eigentlich kein eigenes Auto hat und sich an einer Organisation beteiligt, die diese Autos hat, bei uns ist das als Verein organisiert, und man zahlt ein Darlehen und unterzeichnet einen Nutzungsvertrag und kann dann auf die gesamten Fahrzeuge dieser Organisation zurückgreifen, die man allerdings vorher buchen muss. Bezahlt wird für den gefahrenen Kilometer und die Zeit, und insgesamt für diejenigen, die jetzt nicht sehr viel Auto fahren, ist das nicht nur eine ökologisch gute Sache, sondern auch eine finanziell vorteilhafte Sache im Vergleich zum eigenen Auto.

    Was den Nutzern finanzielle Vorteile bringt, markiert für die car sharing-Organisationen zugleich ein großes Problem. Der Weg in die Gewinnzone ist beschwerlich. Mitarbeiter des Soziologischen Forschungsinstituts in Göttingen haben in einer gerade erschienenen Studie verschiedene Umweltschutzprojekte untersucht. Sie wollten in Erfahrung bringen, wie es um deren ökonomische Erfolge bestellt ist. Einer der Autoren ist Andreas Byzio. Zum car sharing stellt er fest:

    Ökonomisch ist car sharing noch nicht erfolgreich, weil noch nicht genügend Leute daran teilnehmen. Wenn man es jetzt auf die Unternehmensebene runterbricht, liegt das ökonomische Problem des car sharing zum einen darin, dass einer der wichtigsten Bestandteile des car sharing die Kurzzeitmiete ist, die Leute mieten Autos also auch ab einer Stunde und die car sharing-Organisationen haben dadurch recht hohe Kosten bei recht geringem Umsatz.

    Doch, wie die Göttinger Wissenschaftler herausgefunden haben, ist dies allein nicht dafür verantwortlich, dass car sharing betriebswirtschaftlich immer noch kein Erfolgsmodell darstellt:

    Das andere Problem ist vielleicht noch interessanter, nämlich das Problem, dass die Leute einfach zu wenig fahren. Car sharing-Nutzer sind Wenigfahrer, die car sharing-Organisationen haben insofern ein Dilemma zwischen Ökonomie und Ökologie, denn die car sharing-Nutzer machen eigentlich genau das, was früher einmal fürs car sharing angedacht war, nämlich ihren eigenen Autobedarf durch das car sharing zu vermindern. Das bedeutet allerdings für die car sharing-Organisationen, dass sie pro Kunde relativ wenig Umsatz machen.

    Aus ihrer Erfahrung kann Anke Mollenkott diese Aussage bestätigen. Für sie und den Verein "Andere Wege Göttingen e.V.”, der ausdrücklich nicht gewinnorientiert arbeitet, ist das jedoch nicht das entscheidende Kriterium:

    Aus unserer Sicht als Verein stellt sich das so dar, dass man am car sharing sich nicht eine goldene Nase verdienen kann. Der Unterhalt der Fahrzeuge und das Bereithalten der ganzen Infrastruktur ist einerseits teuer; und die Tarife sollen auch so gestaltet sein, dass sie attraktiv sind für die Nutzerinnen und Nutzer, so dass da eigentlich keine große Gewinnspanne da ist, und wir als Verein kommen so mit plus minus null über die Runden.

    Die Göttinger Soziologen sind skeptisch, ob sich das Dilemma zwischen Ökonomie und Ökologie in absehbarer Zeit auflösen kann. Der wirtschaftliche Erfolg des car sharing wird davon abhängen, ob es gelingt, neue Kundenkreise zu gewinnen und etwa in Kooperation mit dem öffentlichen Personennahverkehr attraktive Angebote zu entwickeln. Doch auch ganz andere Wege sind möglich, wie das Wuppertaler Beispiel beweist. Dort haben die Stadtwerke selbst das car sharing im Angebot.