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Carsharing
Flexibler Autofahren

Ein eigenes Auto ist heute weniger selbstverständlich als noch vor wenigen Jahren. Dennoch benötigt man den fahrbaren Untersatz etwa für einen größeren Einkauf oder den Ausflug am Wochenende. Nutzen statt besitzen ist Grundlage des Carsharing. Doch wie akzeptiert ist diese flexible Form des Autofahrens?

Von Anja Nehls | 27.02.2014
    Carsharing ist eines von vielen Angeboten, die unsere Mobilität immens verändern – und zwar besonders die Mobilität in den Großstädten. Denn gerade dort ist es ja möglich den öffentlichen Nahverkehr, das Fahrrad, das eigene oder eben das Carsharing Auto nebeneinander zu nutzen, je nachdem was eben gerade für den eigenen Weg günstiger ist.
    "Es bedeutet, ein Auto nicht permanent vorhalten zu müssen."
    "Ja auf jeden Fall, mit car2go mache ich das, funktioniert super, also gerade, wenn man zu Verabredungen geht und zu spät ist vielleicht, dann hüpft man doch vielleicht mal schnell ins car2go."
    "Also wir machen es nicht, weil wir das Auto doch relativ oft brauchen und das wäre mir dann zu umständlich, das jedes Mal zu organisieren."
    Inzwischen nutzen aber über ein Prozent aller erwachsenen Deutschen das Carsharing – das ist ein Zuwachs von über 67 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und dieser enorme Zuwachs ist hauptsächlich über die steil nach oben gehenden Nutzerzahlen für die sogenannten free floating cars in den Großstädten entstanden. Das sind die Autos, die nicht an festen Stationen abgeholt und zurückgegeben werden müssen, sondern irgendwo im Stadtgebiet abgestellt und per Handy geortet werden können.
    Über 6000 solche Autos gibt es in den deutschen Großstädten, und fast 8000 an festen Stationen in 380 Städten und Gemeinden. Und es werden noch mehr werden, sagt Willi Loose, der Geschäftsführer des Bundesverbands Car Sharing (BCS):
    "Es wird weiter in beiden Modellen steil bergauf gehen. Die Anbieter der free-floating Angeboten sagen selber, dass sie nur die großen Großstädte bevorzugen, die sind jetzt fast ausgeschöpft in Deutschland, das heißt, die flächenhafte Entwicklung im Carsharing findet über das stationsbasierte Carsharing statt - und da haben wir seit vielen Jahren eigentlich Zuwächse in der Größenordnung plusminus 20 Prozent. Das wird meiner Meinung nach genauso weitergehen."
    Wer leiht, verkauft
    Ein gestiegenes Umweltbewusstsein, die Bequemlichkeit, sich nicht um Wartung und Reparaturen kümmern zu müssen und nicht zuletzt Kostengründe sind für die Nutzer die Hauptargumente für Carsharing. Eine Befragung des BCS hat ergeben, dass viele Neukunden beim Carsharing das eigene Auto wenig später sogar ganz abschaffen:
    "Sie lernen im ersten Jahr, dass das Angebot zuverlässig ist, dass sie im Prinzip immer dann, wenn sie ein Auto benötigen, eins zur Verfügung haben und dass sie Kosten sparen können über das Carsharing, weil sie keine Fixkosten eines eigenen Autos haben, sondern immer nur dann Kosten, wenn sie das Auto nutzen."
    Die Ersparnisse sind übers Jahr gerechnet tatsächlich deutlich. Abgerechnet werden die Autos im Durchschnitt mit knapp 30 Cent pro Nutzungsminute, mitunter sogar weniger, sagt Michael Bruns von der Stiftung Warentest
    "Beispielsweise wer jetzt den Wagen nur mal für ein kurze Strecke unter 10km in der Stadt braucht und nach einer Stunde wieder abgibt, der kommt oft mit fünf bis sechs Euro aus, je nach Anbieter. Leute, die wenig fahren, die können durchaus 100 bis 150 Euro im Monat sparen, gegenüber einem eigenen Wagen. Für lange Reisen auf Urlaubsfahren, haben wir festgestellt, sind in der Regel die Mietwagenangebote preislich günstiger als Carsharing."
    Und: Im Durchschnitt teilen sich 40 Nutzer ein carsharing Auto, bei den free floating Anbietern sogar 70. Zumindest die free floating Autos können allerdings nicht vorreserviert werden. Wer dann dringend und sofort eines braucht, könnte unter Umständen auch mal Pech haben.
    Carsharing-Hauptstadt in Deutschland ist übrigens Karlsruhe mit zwei solcher Autos pro 1000 Einwohner.

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