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Carsharing im Selbstversuch
Auto mieten mit kleinen Hindernissen

Moderne Carsharing-Dienste machen es einfach, ein Auto zu mieten. Keine monatlichen Gebühren, keine Parkgebühren, das meiste ist bei den großen Anbietern schon dabei. Abgerechnet wird nach Minuten, in denen das Auto genutzt wird. Aber ganz so einfach, wie es die Werbung verspricht, ist die Nutzung dann manchmal doch nicht.

Von Philip Banse | 28.04.2016
    Car-Sharing-Fahrzeuge stehen am 29.02.2016 in Berlin am Straßenrand.
    Car-Sharing-Fahrzeuge stehen am 29.02.2016 in Berlin am Straßenrand. (picture-alliance / dpa / Bernd Von Jutrczenka)
    "Ich bin hier im Norden Berlins. Öffentlicher Nahverkehr ist natürlich günstig, aber hier nicht wirklich eine Option, das ist alles ein bisschen weit weg. Deswegen werde ich mir jetzt ein Carsharing-Auto nehmen. Ich bin bei mehreren dieser Dienste angemeldet aus dem schlichten Grund, weil die Anmeldung nur einmalig rund zehn Euro kostet und man hat keine laufenden Kosten und in so Situationen wie jetzt, ist das Angebot einfach größer."
    Die Smartphone App CarJump zeigt an, wo die Autos dieser verschiedenen Anbieter stehen.
    "Da tippe ich jetzt drauf und sehe, es ist ein BMW 2er, ist 250 Meter entfernt, vier Minuten zu Fuß, das buche ich jetzt mal."
    Das Auto von DriveNow steht dort, wo es in der App angezeigt wurde. Geöffnet wird das Auto mit der Smartphone App.
    "Ich tippe auf das Zeichen auf dem Smartphone in der App, dann dauert das einen Moment. - Und jetzt ist die Tür offen."
    Bezahlung nach Minuten
    Bevor ich losfahren kann, muss ich etwas umständlich eine PIN eingeben und eine Reihe Fragen beantworten.
    "Ist das Fahrzeug außer den sechs bisher gemeldeten Mängeln schadenfrei? Das checke ich jetzt nicht, weil ist mir zu anstrengend. Ja, weiter. Möchten sie ihren Selbstbehalt im Schadenfall für nur einen Euro auf 350 Euro für diese eine Fahrt reduzieren? Nein, danke. Miete starten. Das nervt. Dieses ganze Hallo, Frage, Frage, Frage, Klick, Klick, Klick, dauert mir alles zu lang. Jetzt kann ich auf Start drücken und der Motor geht an und die Fahrt beginnt."
    Bezahlt wird in der Regel nach Minuten. Carsharing ist teurer als U-Bahn, aber billiger als Taxi und: Alle Parkgebühren sind automatisch enthalten. Ich darf das Auto überall innerhalb des Geschäftsgebiets abstellen. Sehr schön, aber Car2go zum Beispiel sagt mir nicht, wann ich das Geschäftsgebiet verlasse.
    Der BMW von DriveNow wird mit einem Knopf in der App verriegelt.
    "Jetzt höre ich wie die Tür zugehet. Und vorne die Leuchte leuchtet nicht mehr rot, sondern grün. Die Miete ist beendet."
    Was hat die Fahrt gekostet? Das erfahre ich erst nachher per Mail. Wieso nicht sofort? Man weiß es nicht. Nächstes Auto.
    "Ah, schon offen."
    Car2go, der Dienst von Daimler, im Angebot ausschließlich Smarts, die kleinen Zweitürer.
    "Hier ist der Schlüssel in einem Fach an der Windschutzscheibe hinterlegt und ich kann sofort losfahren. Das finde ich super. Musik geht an, das finde ich nicht so toll. Aber das sofort losfahren finde ich super. Keine Fragen, Versicherung ja, nein, sauber, ja, nein. Schlüssel rein, losfahren. Auf geht´s."
    Sehr praktisch: In den Smarts befinden sich Ladekabel für die gängigen Smartphones. Leider ist dieser hier abgebrochen.
    "Sonst hätte ich noch mein Telefon aufs Display bringen können, dann hätte ich die Navigation auf dem Display gehabt, ich hätte meine Musik über das Autodisplay abspielen können. Das finde ich sehr komfortabel, geht jetzt aber nicht, weil der Adapter abgebrochen ist."
    Elektro-Autos bei Multicity
    Das nächste Auto miete ich bei Multicity, einer Kooperation von Citroën und Flinkster, dem Anbieter der Deutschen Bahn. Das Besondere: Es sind Elektro-Autos.
    "Auch so kleine Viertürer, die hängen hier an der Stromtankstelle. Und da muss ich mich jetzt selber erst mal orientieren. Habe ich noch nie gemacht."
    Nächste Aufgabe: Stromkabel aus der Stromsäule nehmen und im Kofferraum verstauen.
    "Hier sind mir so Piktogramme aufgemalt, dass ich meine Karte davorhalten soll. (Piep) Aha, sagt er, Stopp, bitte warten."
    "Damit die Stromsäule den Stecker entriegelt und frei gibt, soll ich meine Karte an die Säule halten.
    "Warten, Warten, Warten."
    Nichts passiert.
    "Ja, läuft. Dann rufe ich mal bei der Hotline anrufen. Gibt nichts Schöneres. Auto ausleihen und erst mal bei der Hotline anrufen."
    Es braucht vier Telefonate mit zwei unterschiedlichen Hotlines, bis ich das Stromkabel verstaut und den Elektromotor anbekommen habe.
    "Externe Stromversorgung aus - What?! Leute, ich will nur Autofahren!"
    Multicity ist nichts für Anfänger.