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"Celebrities, Adlige und andere Menschen ohne richtigen Beruf"

Sie ist bissig und erfolgreich und eine der beliebtesten bayerischen Kabarettistinnen: Monika Gruber. Seit gestern hat sie im ZDF eine eigene Satire-Show. "Leute, Leute" heißt das Format, in dem sie einmal im Monat die Schönen und Reichen ins Visier nimmt.

Von Achim Hahn |
    "Und wenn das stimmt, was in den Zeitungen steht - und warum soll es das nicht sein? -, wird sensationell, was gleich kommt."

    freute sich schon betont dröge Claus Kleber im "heute journal", denn es ging ja um die jüngste Premiere, die das ZDF in Sachen Komik präsentieren wollte.

    "Monika Gruber, eine Powerfrau aus Bayern, nimmt die Haute-Volée hoch. Hoch im Sinne. von auf die Schüppe, das verspricht Vergnügen."

    Schließlich konnte man ja bereits in der ZDF-Heute-Show oder beim letzten Jahresrückblick "Menschen 2011" einen ersten Eindruck davon gewinnen, wie die bayerische Kabarettistin Monika Gruber in Zukunft mit den Schönen, Reichen und A-, B-, C- oder D-Bekannten dieser Welt verfahren will, nämlich kritisch und respektlos.

    "Herzlich willkommen zu 'Leute, Leute'! In dieser Show geht es um Prominente, Celebrities, Adlige und andere Menschen ohne richtigen Beruf."

    Monika Gruber. Als "Kellnerin Monique" ist sie im Bayerischen Fernsehen bekannt geworden. Aber auch als Kabarettistin bringt die Gruberin ihr Publikum schon lange zur Raserei. Zumindest in Bayern. Das ZDF weiß jedenfalls - und warum sollte man Claus Kleber nicht glauben -, dass der historisch gesehen zweite Fernsehsender mit Monika Gruber ein hochkarätiges Schandmaul eingekauft hat. Denn dafür ist sie zu recht bekannt. Klar, dass sie bei diesem Ruf nicht an der Steilvorlage unseres Ex-Bundespräsidenten vorbei kam.

    "Lieber Christian, willkommen in der Holzklasse des Lebens. Gut, der Vorteil ist, als Privatmann berichtet keiner, wenn man eingeladen wird. Der Nachteil ist, jetzt macht’s auch keiner mehr. Ja, stellt sich die Frage, was macht er? Muss er zurück in seinen alten Beruf, oder - schlimmer noch - sie?"

    Politik und Boulevard haben eben immer mehr Berührungspunkte, und so startete die neue Satireshow des ZDF auch, wenngleich mit leichten geschmäcklerischen Abzügen in der B-Note. Aber der Schwerpunkt richtet sich ohnehin mehr auf darauf, was unter den roten Teppich gekehrt wird. So arbeitet sich Monika Gruber in ihrer Premiere ab an der Trennung von Seal und Heidi Klum; sie nimmt sich die "kopulierenden Opis mit Potenzschlussakkord" zur Brust oder zieht den Diät-Wahn der Yellow-Press-Sonstwie-Magazine durch den Kakao - und nimmt sich dabei selber gar nicht aus:

    " Und schaun S', hier vorn: Flachbrüstig. Flach, noch flacher als meine Witze. Ja, fahren Sie mit der Kamera näher ran. Schaun S' her. Das sind doch keine Falten mehr, das sind Krähenfüße. Ja, das ist jetzt nicht schön. Da müssen Sie durch. Und trotzdem hab ich eine eigene Sendung im Fernsehen. Merken Sie was? Ich hab mich nicht liften lassen, nicht an mir rumschnipseln lassen, ich hab mich halt einfach, ganz klassisch, hochgeschlafen."

    Ja, selbstironisch ist sie. Und selbst der Name der neuen Sendung zeigt ja, dass auch die Macher hinter den Kulissen bereit sind, sich selbst auf die Schippe zu nehmen. "Leute, Leute" ist schließlich so was wie eine Parodie auf die ganzen Boulevard-Magazine, die es ja längst nicht nur bei den Privaten gibt, sondern eben auch beim neuen Haussender der Gruber, der mit der echten Boulevardsendung "Leute heute" ja selbst tief im Promiklatsch suhlt. Es kommt halt drauf an, was man draus macht:

    "Fritz Wepper, der Mann ist mit siebzig noch Vater geworden. Mit einer Fünfunddreißigjährigen. Was tut sich die junge Mutter da künftig an? Ewig dieses Sabbern, dieses Einnässen, dieses ständige Windeln Wechseln, und dann ist ja jetzt auch noch das Kind da."

    Monika Gruber nimmt in ihren eigenen Stand-up-Nummern tatsächlich keine Rücksicht auf etwaige politische Korrektheiten. Respektlos und bissig zieht sie über jede Schwäche her, die auch nur entfernt nach Pointe riecht. Das ist temporeich und ziemlich witzig, manchmal aber auch an der Grenze zum guten Geschmack, aber das liegt wohl in der Natur der Sache. Dazu ist das Ganze garniert mit fernsehmagazintypischen Elementen, etwa kleinen realsatirischen TV-Clips, deren komische Qualitäten jedoch manchmal noch etwas zu wünschen übrig lassen. Oder mit gewollt respektlosen Außenreportagen von den relevanten Red-Carpet-Events dieser Welt. Gerade war das ja die Berlinale.

    Monika Grubers eigene Interviews mit Gästen geben der Show den Anstrich von parodistischer Aktualität. Die fiktive Society-Expertin "Idylle Leichenberg" zum Beispiel, gespielt von Maren Kroymann, soll sogar einen festen Stammplatz bekommen. Hier hängt der Witz natürlich von den jeweiligen Kabarettisten ab. Sebastian Pufpaff etwa enttäuschte im Interview, während Oliver Kalkhofe im großen Finale zum bissig-bösen Generalangriff auf das RTL-Format "Bachelor" blies, bei dem sich 20 hübsche Mädels um einen ebenso knackigen Jüngling bewerben.

    "Da sind quasi 35 Jahre 'Emma' mit einer Folge 'Bachelor' ins Klo gespült und noch im Klärwerk drauf geschissen."

    Alles in allem also eine gelungene Premiere von "Leute, Leute!" - wenngleich nicht ohne Schönheitsfehler. Mit der das ZDF aber seine Produktpalette in Sachen hochwertiger Komik qualitativ bereichert. Denn der Sender hat mit Monika Gruber eine Frontfrau, die mit ihrer respektlosen Art zumindest in den Kreisen der weniger Reichen und Schönen für viel Freude sorgen wird.