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Champions League bei Amazon
Sportrechte für die Kundenbindung

Amazon ist als neuer Player bei den Sport-Live-Übertragungen in den deutschen Markt eingetreten. Der US-Konzern hat sich die Rechte für 16 Top-Spiele der Champions League am Dienstag gesichert - und will damit vor allem Kunden an die Plattform binden.

Von Heinz Peter Kreuzer | 15.12.2019
Amazon Prime hat Übertragungsrechte für die Champions League gekauft.
Amazon Prime hat Übertragungsrechte für die Champions League gekauft. (imago)
American Football am Donnerstag, die großen Tennis-Turniere in Paris und New York und dann noch die englische Premiere League: Bereits jetzt besitzt Amazon die Rechte für einige der wichtigsten Sportevents der Welt. Dass Amazon ab 2021 auch ein Spiel der UEFA Champions League überträgt, passt in diese Strategie, meint Tobias Künkel, Geschäftsführer der Digitalberatung TeraVolt. Mit der Champions League wolle Amazon seine Plattform aufwerten. Ziel sei nicht, direkt mit den Sportrechten Geld zu verdienen – stattdessen sollen durch die Sportübertragungen neue Kunden für Amazons Kerngeschäft gewonnen werden: den Online-Handel.
Kunden an die Plattform binden
"Das Ziel ist, diese Inhalte nicht direkt zu refinanzieren und zu monetarisieren, sondern Kunden an ihre Plattform zu binden, das Produkt dazu heißt eben Prime und hat ganz andere Vorteile für Amazon, nämlich E-Commerce-Umsätze und Bindung auf ihrer gesamten Plattform. Jeder Kunde, der da gewonnen wird, hat einen viel höheren Wert als eben nur Mediennutzung. Die direkten Umsätze, er bestellt mehr, er konsumiert mehr. Da sind die Sportrechte nur Mittel zum Zweck."
Nach Amazon-Angaben gibt ein normaler E-Commerce-Kunde eine vierstellige Summe auf der Plattform aus. Prime-Kunden das Doppelte und mehr. Und sie sind wegen der verschiedenen Vorteile stärker gebunden und werden bevorzugt bei Amazon kaufen. Tobias Künkel:
"Wenn da Attraktionen wie die Champions League hinzukommen, werden da neue Kunden gebunden und aufmerksam gemacht auf das Produkt."
Bei der Premier League ist das Konzept schon aufgegangen. Anfang Dezember hat Amazon die ersten zehn Partien übertragen. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben den höchsten Abonnentenzuwachs innerhalb einer Woche verzeichnet - seit dem Launch des Videostreamingdientes in Großbritannien im Jahr 2007. Es folgen noch neun Partien am zweiten Weihnachtstag und eine am 27. Dezember. Für Tim Glanfield, Redaktionsdirektor von Radio Times, eine ideale Terminierung.
"Der Dezember ist großartig für Amazon, der wichtigste Monat aus Verkäufersicht. Dazu kommt ihr Angebot für Musik, Videos, Fotos, und so weiter. Aber für die meisten Leute ist das Interessanteste im Vorlauf zu Weihnachten das Einkaufen."
Problem: mangelnder Breitbandausbau in Deutschland
Aus England gibt es auch keine Kritik an ruckelnden Bildern oder Bildausfällen. Bei einigen Streamingdiensten sind in der Vergangenheit immer wieder Probleme aufgetreten. Selbst etablierte Plattformen wie DAZN oder Sky wurden schon vom eigenen Erfolg überrollt. Digitalexperte Tobias Künkel meint aber, dass Amazon die besten Voraussetzungen habe, um dieses Projekt umzusetzen. Denn als eine der reichweitenstärksten Plattformen mit weltweit über 100 Millionen Prime-Kunden hat der US-Konzern Routine bei der Durchführung komplexer Transaktionen.
"Denn sie haben schon wahnsinnig viel Reichweite, Nutzer, Videotraffic auf ihrer Plattform. Und da haben sie eine wahnsinnig hohe Absprunghöhe und sind sicherlich die ideale Plattform, um das abzuwickeln."
Dazu kommt die Erfahrung im Videogeschäft und eine der größten Cloud-Infrastrukturen der Welt, die auch von Netflix genutzt wird. Das größte Problem für Amazon könnte in Deutschland der mangelnde Breitbandausbau werden. Denn noch immer gibt es zahlreiche Regionen, die nicht erschlossen sind.