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Chancen nutzen

Es ist eine Auszeichnung, beim Talent Campus der Berlinale dabei zu sein, sagt Projektleiterin Christine Tröstrum. 350 Talente wurden ausgewählt: Auf sie warten Workshops, Vorlesungen mit prominenten Regisseuren wie Stephen Frears, Treffen mit Experten der Filmbranche sowie die Betreuung beim Fertigstellen eigener Arbeiten.

Von Verena Kemna | 18.02.2010
    "Die gerade am Ende ihres Studiums an der Filmhochschule sind oder eben auch erste Filme, Kurzfilme, sind das meistens, gemacht haben, die am ersten Featurefilm arbeiten oder am zweiten. Also sowohl Regie, Produktion, Kameramänner wie Frauen haben wir auf dem Campus, Cutter. Also es ist wirklich von philosophischen Themen aufgehängt bis zu praktischen Ratschlägen, die wir hier erteilen, die Woche über."

    Für den Bulgaren Milen Vitanov ist der Talent Campus vor allem eine große Kontaktbörse. Das Nachwuchstalent hat an der Deutschen Film und Fernsehakademie Berlin studiert, bereits Preise für seine ersten animierten Kurzfilme gewonnen und arbeitet am nächsten. Er zieht den Talent CampusStundenplan aus der Jackentasche. Er will unbedingt zu Sir Ken Adams. Der geladene Experte hat die Szenenbilder für sieben James Bond Filme kreiert, hat zusammen mit dem Regisseur Stanley Kubrick Filmgeschichte geschrieben. Milen Vitanov weiß, solche Prominenten man nur beim Talent Campus trifft.

    "Sehr interessante Sachen, die er bestimmt erzählen wird über die Ausstattung dieser Filme. Gesamtdesign und Architekturkonzept, das sind Sachen, die mich sehr interessieren, weil ich Animator bin und deswegen würde ich mir das hier um elf Uhr angucken. Vorher gibt es eine Vorführung bei den Kinderfilmen, von einem Kollegen von mir. Es gibt an dem Abend: 'Brussels in Berlin - How to Produce in Europe' und das ist für mich als unabhängiger Filmemacher sehr interessant, weil es ein Weg ist, zur Finanzierung zu kommen."

    Dann klingelt sein Handy, Milen Vitanov muss zum nächsten Termin.

    Spätestens um neun beginnen die Talente ihre Tage mit einer Veranstaltung, Ende ist irgendwann in der Nacht. Ein Veranstaltungsmarathon auch für Janina Schafft, auch sie ein ausgewähltes Talent. Erschöpft sitzt die 26-Jährige in der Eingangshalle vom Gropius Bau. Die Exklusivführung über den European Film Market ist gerade vorbei. Über 400 Aussteller präsentieren auf dieser Filmmesse ihre Produkte, kaufen und verkaufen weltweit Filmrechte. Janina Schafft schwirrt der Kopf. Ihre Bilanz der Campus-Tage.

    "Also ich fand die Veranstaltung mit Sir Ken Adam schon sehr toll und fand auch den Produzenten von Shutter Island sehr faszinierend. Was auch ganz witzig war ist das Speed-Matching, wo wirklich alle Leute in einem Raum sind und dann jeder drei Minuten Zeit hat und dann wechselt, also wie beim Speed-Dating funktioniert das. Die Leute sind alle nett und offen und überhaupt, aber man merkt einfach, dass man mit den Leuten gut können muss und das findet man erstaunlich schnell raus."

    Der Empfang der Filmhochschulen morgen ist für sie eine letzte Gelegenheit, um die in der Branche so wichtigen, persönlichen Kontakte zu knüpfen. Janina Schafft hat Medienwissenschaften studiert, mit einem Praktikum den Einstieg bei einer Berliner Filmproduktion geschafft. Sie arbeitet gerne kreativ. Eine berufliche Prognose möchte sie nicht wagen. In jedem Fall hat ihr der Talent Campus gezeigt, was alles möglich ist. Darum geht es, meint Projektleiterin Christine Tröstrum. In den vergangenen Jahren sei es gelungen, die Nachwuchsakademie immer besser in das Filmfestival zu integrieren.

    "Wir hatten noch nie so viele Kooperationen mit dem Festival, noch nie so viele Filmemacher, die auch in irgendeiner Weise mit dem Campus zu tun hatten. Also da sind ganz enge Verbindungen entstanden und das trägt es aber auch. Sowohl berlinaleübergreifend funktioniert das, aber auch die Nähe zum Markt funktioniert und das ist ein Zustand den man sich schon immer erträumt hat."