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Chinas Umgang mit seinen Minderheiten

Die Welle von Selbstverbrennungsversuchen tibetischer Mönche reißt nicht ab. Die Haltung der kommunistischen Regierung in Peking ist schroff. Der Hauptschuldige für diese Verzweiflungstaten ist für sie stets der Dalai Lama, das religiöse Oberhaupt der tibetischen Buddhisten im indischen Exil.

Von Ruth Kirchner |
    Aus der Sicht der chinesischen Regierung hat sich in Tibet eine Menge zum Guten verändert: Erst letzten Mittwoch feierte man den "Tag der Befreiung von der Leibeigenschaft". Nach chinesischer Lesart hat die Volksrepublik mit dem Einmarsch ihrer Armee die feudalistische Herrschaft der tibetischen Mönche beendet, Frieden, Stabilität und einen wachsenden Wohlstand nach Tibet gebracht.
    Ganz ähnlich verhält es sich im muslimischen Xinjiang, an der Grenze zu Zentralasien. Auch dort versucht China mit massiven staatlichen Investitionen und der bewussten Ansiedlung von Han-Chinesen eine Unruhe-Region zu befrieden. Doch dort wie in Tibet sagen viele Einheimische: Wirtschaftliche Entwicklung ist nicht alles. Sie fürchten um ihre Identität und dass ihre einmalige Kultur zu einem folkloristischen Anhängsel der han-chinesischen Leitkultur verkommt. Auch von Religionsfreiheit wie von Peking gerne behauptet könne nicht die Rede sein, kritisieren Aktions- und Menschenrechtsgruppen. In Tibet kontrolliert China die Klöster, in Xinjiang die Moscheen. Religionsunterricht für Kinder ist verboten. Wer in den Staatsdienst geht, darf seinen Glauben nicht mehr praktizieren.
    Jegliche Kritik an der chinesischen Politik steht sofort unter dem Verdacht, die Abspaltung der Regionen zu propagieren. Eine Debatte darüber, was es bedeutet im modernen China Tibeter oder Uigure zu sein, kann daher nicht stattfinden. Auch jeder Protest wird unterdrückt – nur berichten soll das niemand. Tibet ist seit den schweren Unruhen vom Frühjahr 2008 für Journalisten so gut wie gesperrt. Neuerdings wurden auch die angrenzenden tibetischen Gebiete in Sichuan weitgehend abgeriegelt. Xinjiang ist ähnlich schwierig – wer dort als Journalist recherchieren will, stößt spätestens seit den Aufständen von 2009 auf eine Mauer des Schweigens. Die Angst der Menschen ist deutlich spürbar.
    In Xinjiang macht die Regierung terroristische Kräfte im Ausland für die Spannungen und vereinzelten Anschläge verantwortlich. Besonders im Visier der Behörden: Rebiya Kadeer, die im amerikanischen Exil lebende Präsidentin des uigurischen Weltkongresses. In Tibet ist es der nach Indien geflüchtete Dalai Lama, der von Peking als Separatist und Vaterlandsverräter beschimpft wird. Die "Dalai-Clique" wie es im offiziellen Sprachgebrauch heißt, habe nur ein Ziel: die Abspaltung Tibets vom Vaterland.