Archiv


Chip gegen Sodbrennen

Sodbrennen ist ein weit verbreitetes Übel. Bei fast einer Million Deutschen ist das Sodbrennen sogar chronisch. Mediziner betrachten das Aufsteigen von aggressiver Magensäure in die Speiseröhre längst nicht mehr als lästige Nebensache. Denn chronisches Sodbrennen führt zu einer dauerhaften Entzündung der Speiseröhre und daraus kann Speiseröhrenkrebs entstehen. Das Klinikum Duisburg nutzt seit einem Monat ein aus den USA kommendes, schonendes Verfahren, um Sodbrennen zu diagnostizieren und den Erfolg einer Therapie zu kontrollieren. Bei dem Verfahren wird ein Chip in die Speiseröhre eingesetzt und misst dort den Säuregehalt.

Von Verena Lutz |
    Bei Sandra Koch kamen die Beschwerden von heute auf morgen. Orangensaft, Äpfel, Tomaten - alles tat weh. Die Ärzte dachten an eine Reflux-Störung, also ein Aufsteigen der aggressive Magensäure in die Speiseröhre, was zu Entzündungen führen kann. Sandra Koch bekam Medikamente, die die Bildung von Magensäure zurückfahren. Doch die Schmerzen blieben. Ein Jahr später wechselte sie ans Klinikum Duisburg-Wedau. Hier wurde festgestellt, dass sich im oberen Teil der Speiseröhre stolze 10 Zentimeter Magenschleimhaut gebildet hatten. Die produzierte ihre eigene Magensäure - und zerstörte damit die empfindliche Schleimhaut der Speiseröhre! Eine große Entzündung war entstanden - und mit ihr das Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken. Seit einem halben Jahr ist Sandra Koch nun von der Magenschleimhaut an falscher Stelle befreit.

    Die wurde in mehreren Sitzungen mit dem Laser weggebrannt.

    Für die Erfolgskontrolle nach 6 Monaten wendet das Duisburger Klinikum nun eine neue Methode an. Angezogen liegt Sandra Koch im Behandlungsraum. Sie hat gerade Beruhigungsmittel bekommen und schläft jetzt etwa zehn Minuten. Prof. Stephan Petrasch, Chef der Inneren Abteilung, schiebt einen Gummischlauch durch ihre Nase hinunter in die Speiseröhre. Daran ist ein füllerpatronengroßer Chip befestigt - eine kleine Messsation, die in der Speiseröhre befestigt werden soll. Auf dem Monitor sieht Prof. Petrasch, wie der eingeführte Chip am Mageneingang ankommt. Dann erzeugt er ein Vakuum in der Speiseröhre. Dadurch saugt sie sich am Chip fest. Der befestigt sich selber, indem er eine winzige Nadel durch die Schleimhaut sticht. Das Vakuum wird gelöst, die Sonde rausgezogen, und der Chip ist implantiert. Zwei Tage lang wird er messen, ob noch Magensäure in der Speiseröhre ist, sagt Erwin Meckenstock von der Firma MediTronic, die den Chip entwickelt hat.

    Die Kapsel sendet die PH-Werte - mit dem PH-Wert misst man den Säuregehalt - an einen Empfänger, den der Patient am Gürtel mit sich trägt.

    Nach etwa einer Woche fällt der implantierte Chip von alleine ab und wird über den Stuhl ausgeschieden. Mit 2einhalb Zentimetern Größe wirkt er nicht gerade winzig. Das sei auf dem Weg durch den Darm aber kein Problem, sagt Prof. Petrasch. Und auch nicht, dass sich der Chip mit einer Nadel an der Schleimhaut befestigt hat.

    Die Nadel bleibt, der Chip auch. Die Schleimhaut ärgert sich darüber und stirbt an dieser Stelle ab. So kann der Chip mitsamt Nadel abfallen.

    Professor Stephan bevorzugt dieses Verfahren gegenüber der alten Methode.

    Der Vorteil ist die Patientenfreundlichkeit. Sonst blieb der Patient 24 bis 48 Stunden liegen. Der Chip stört den Patienten in keiner Art und Weise.

    Das Duisburger Klinikum hat den neuen Chip bislang vier mal erfolgreich eingesetzt. Der kleine Chip zur Messung des PH-Wertes wurde von den bisherigen Patienten gut vertragen. Trotzdem ist es nicht immer die Methode der Wahl. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Diagnose die Nachuntersuchung per Chip Kontrolle nach der Therapie